Autofahrten und Krankenhäuser

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"Schönes Wetter heute, nicht wahr...?", ich schaue aus dem Fenster und spiele mit dem Saum meines Rocks. "Ich meinte nicht das Wetter", seine Stimme bereitet mir eine Gänsehaut, "ich meinte über uns". Ich fange an nervös an meinen Fingernägeln zu kratzen und spüre Henrys stechenden Blick auf mir, dass wir nun an einer roten Ampel standen und von Fotografen umzingelt waren machte die Situation auch nicht gerade besser. "Ist doch alles ok mit uns".

"Alles ok!? Du schaust mich doch nicht mal an!", ich erschrecke leicht über seinen aufgebrachten Ton, starre jedoch weiterhin auf meine Nägel. "Komm schon, seit wir uns gesehen haben, hast du kein einziges mal gelächelt. Was ist denn los mit dir?", fragt er nun etwas sanfter. "Kann dir doch egal sein...", meine Stimme zittert leicht und ist kaum mehr als ein Flüstern. "Wie bitte?", die Ampel schaltet auf grün und Henry fährt wieder los. "Kann dir doch egal sein", sage ich nun mit fester Stimme und blicke zu ihm hoch. "Das ist nicht dein Ernst oder? Wenn es dir nicht gut geht ist es mir NICHT egal!". "Wieso sollte es dich denn interessieren?". Er wendet seinen Blick von der Straße ab und blickt mich entgeistert an. 

"Weil du mir verdammt nochmal wichtig bist!", meint er wütend. Weil ich ihm wichtig bin? Wer's glaubt! Die Tatsache das er mir dreist ins Gesicht lügt und dann auch noch sauer wird lässt meine Unsicherheit verschwinden. "Sicher? Obwohl ich kein Supermodel bin? Oder bin ich dir wieder gut genug, jetzt da du wieder bei uns Normalsterblichen bist.", mein Ton ist schnippisch und ich funkle in wütend an. "Warte, was?". "Du hast mich schon verstanden!", ich schnalle mich ab und öffne die Tür. Wir waren am Krankenhaus angekommen. Als ich versuche aus zusteigen muss ich mich leicht bücken und der stechende Schmerz meiner Brandblase kommt zurück. Ich setze mich seufzend wieder auf den Sitz. 

Und da ich keine Lust hatte, dass die Verletzung noch schlimmer wird und morgen in der Zeitung steht ich habe dem begehrtesten Sänger Englands geschlagen, währte ich mich auch nicht als dieser mich aus dem Auto hebt und in das Krankenhaus rein trägt. "Guten Tag was kann ich für Sie tuen?", die Krankenschwester hinter dem Empfang schaut uns erst zweifelnd an, aber als sie die Fotografen hinter uns sieht wird ihr bewusst wer mich hier trägt und setzt sofort ein strahlendes Lächeln auf. 

Nachdem Henry ihr die Situation erklärt hat verspricht sie, dass man sich sofort um uns kümmern würde. Ich würde ihr gerne erklären, dass es nicht eilt und man sich lieber erst um den Typen mit der Gabel in seiner Hand (und mit IN seiner Hand, meine ich auch IN!) kümmern sollte, aber sie war gerade damit beschäftigt in die Kameras zu lächeln und da wollte ich sie natürlich nicht stören. Also begeben wir uns in den Wartebereich und Henry setzt mich auf einen der Stühle. Nichtmal zwei Minuten nachdem wir uns hingesetzt haben, kommen die ersten Fans und fragen nach einem Foto und/oder Autogramm. Dezent nervig aber mir ist es Recht, immerhin komm ich so um das Gespräch mit unserem Superstar rum. 

Ca. zehn Minuten später werde ich auch schon aufgerufen. Wir werden in ein Behandlungszimmer geführt und die Krankenschwester meint der Arzt würde gleich kommen. Bin ich die Einzige die es bescheuert findet wenn man vom Wartebereich ins Behandlungszimmer gerufen wird um noch mehr zu warten. Ich mein erst machen sie einem Hoffnungen das man endlich dran kommt und dann muss man doch noch warten. Und je nachdem bei welchem Arzt man ist bewundert man die verschiedenen Gegenstände im Raum und kämpft gegen den Drang an mit dem Zeug zu spielen. 

"Also, wie meintest du das vorhin?". Konnte der Junge nicht einfach mal die Stille genießen? "So wie ich es gesagt habe", ich drehe mich demonstrativ von ihm weg und starre auf die Wand vor mir. "So denkst du also über mich? Das ich mich als was Besseres fühle? Wow, das tut echt weh". "Nicht so sehr wie das Wissen das ich für dich die ganze Zeit nur ein billiger Zeitvertreib war und kaum bist du berühmt flirtest du mit allem das dich auf die Titelseite irgendeines bescheuerten Klatschmagazins bringt!" Als Henry nach einiger Zeit nicht antwortet schaue ich zu ihm rüber. Er steht an der Wand gelehnt und grinst mich frech an. "WAS?!", sein blödes Grinsen bringt mich echt zur Weißglut. "Du bist eifersüchtig". 

"Du stehst ganz kurz davor dir eine zu fangen!". Er hebt seine Hände und kommt auf mich zu. " 'tschuldige, Prinzessin. Aber du hast das alles ganz falsch verstanden. Diese ganzen 'Dates', die waren aus reiner Höflichkeit! Und alle die noch mehr wollten hab ich zu einen der Anderen geschickt. Ich schwöre es dir. Du kennst mich doch, ich bin nicht an Frauen interessiert die nicht wissen wer Schiller ist. Das musst du mir wirklich glauben. Das Einzige Mädchen mit dem ich gerne Zeit verbringe bist du. Und meine Schwestern aber die zählen nicht ", er setzt sich zwinkernd neben mich auf die Behandlungsliege und ich versinke in seinen Augen.  "Alles wieder gut zwischen uns?", er grinst mich an . Oh Gott, dieses Lächeln. Gefesselt davon bin ich unfähig zu antworten und nicke bloß. 

Er seufzt erleichtert aus. "Zum Glück, ich hab dich echt vermisst". Er legt seine Hände auf meine und sein Gesicht kommt meinem gefährlich nahe. Als unsere Nasenspitzen sich berühren bleiben wir kurz in dieser Position bevor er mir dann einen Kuss auf die Schläfe drückt. Zwei Sekunden später kommt der Arzt rein. Er schaut sich die Brandblase an, gibt mir eine Salbe, legt mir eine Kompresse um und erzählt noch irgendetwas, was genau weiß ich nicht mehr. Das Einzige woran ich denke kann ist die Stelle an der Henrys Lippen meine Haut berührt haben, sie prickelt leicht und ich habe noch immer seinen Geruch in meiner Nase. 

"Danke fürs fahren", wir stehen vor meinem Apartment und Henry reicht mir meinen Rucksack, "und sorry das ich vorhin so überreagiert habe". Während der Fahrt hierher ist mir bewusst geworden, dass ich einfach mal einer seiner Anrufe hätte annehmen sollen, dann hätten wir das gleich klären können. Oder ich hätte auch Alex fragen können. "Ach was, Hauptsache du bist nicht mehr sauer". Ich lächle leicht und streiche mir eine Strähne hinters Ohr. "Wie auch immer, wir sehen uns morgen", Henry zieht mich in eine Umarmung und hält mich etwas länger fest als nötig. Ich drehe mich um und bin schon fast durch die Tür als er sagt: " Ach noch was, das solltest du öfters machen, steht dir wirklich gut", ich drehe mich verwirrt um ."Was meinst du?". "Dein Lächeln".

Cause I'm not a princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt