Category: Poetry Slam
Language: German/Deutsch
________________________________________________________________________________Es ist kalt. Schnee bedeckt den Boden. Der Schnee war mal weiß, als er noch frisch war, unberührt. Doch jetzt hat er sich von weichen, weißen Flocken in festen, grau-braunen matsch verwandelt, binnen drei Tagen. Es ist bereits dunkel, die Sonne, die immerhin noch ein wenig Wärme gespendet hat, ist bereits vor Stunden untergegangen. Doch ich stehe hier immer noch. Sehe der Ampel zu, wie sich ihr Licht wechselt. Rot. Gelb. Grün. Gelb. Rot. Und wieder von vorne. Du bist ebenso lange weg wie die Sonne. Hast dich mit einem Kuss auf die Wange verabschiedet, hast gesagt, dass du dringend zu deinen Eltern musst, hast ein letztes Mal meine Hand gedrückt. Wir waren einen Kaffee trinken. Dann sind wir noch spazieren gegangen in der Eiseskälte. Wäre es wärmer gewesen, hättest du bestimmt meine Hand genommen, doch die Kälte ließ sich an der bloßen Haut kaum aushalten. So liefen wir beide mit Händen in den Manteltaschen durch den Park. Wir schwiegen uns an, wagten es nicht auch nur ein Wort zu sagen. Wir setzten uns auf die Lehne einer Bank vor dem kleinen See, schauten starr auf's Wasser. Schon irgendwie lustig. Als wir im Café saßen, umringt von Menschen und unseren Kaffee tranken fiel es uns so leicht zu sprechen. War es das Gefühl der Geborgenheit oder eher das Gefühl man könne alles sagen, einfach, weil man nicht alleine war. Ich hatte das Gefühl, dass die Dinge, dir mir peinlich waren, mir leichter über die Lippen gingen, weil so viele Menschen um uns herum redeten und so die Peinlichkeit verschluckt wurde. Doch hier, draußen, nur du und ich, da gab es keinen, der die Peinlichkeit verschluckt.
Die Ampel wechselt wieder auf grün. Das Auto, das vor der Ampel stand, hupt mich an. Ich stehe einfach an der Ampel ohne auch nur einmal die Seite gewechselt zu haben, seit du gegangen bist. Nach unserem Spaziergang hast du mich noch bis zu dieser Ampel begleitet. Dann sagtest du, es täte dir Leid, aber du würdest dringend zu deinen Eltern gehen müssen. Während du das gesagt hast, hast du auf dein Handy gestarrt. Du küsstest mich hastig auf die Wange und hast dabei meine linke Hand leicht gedrückt. Von beiden Berührungen ging kein Gefühl der Liebe oder Wärme aus. Jetzt stehe ich hier immer noch. Sehe den Ampellichtern zu. Denke über den heutigen tag nach und komme zu dem Schluss, dass deine Eltern nicht geschrieben haben. Ich weiß, dass er dir geschrieben hat. Du sagtest mir, du hättest dich von ihm getrennt. Die Ampel leuchtet rot. Du sagtest, du würdest mich mehr lieben als ihn, du würdest ihn verlassen um mit mir zusammen zu sein. Und ich hatte Hoffnung und doch wusste ein kleiner Teil von mir, dass du das nie tun würdest. Das hast du damals auch nicht gemacht. Das hast du nie gemacht. Vor ein paar Monaten waren wir noch alle zusammen bei einer Party. Du, er, eine Freundin von uns und ich. Wir standen Abseits von der Menschenmenge. Haben geraucht. Da hab ich zum ersten Mal geraucht, habe viel gehustet doch dann gelernt, wie es richtig geht. Er hat es mir gezeigt. Du bist irgendwann mit unserer Freundin auf die Toilette gegangen und er und ich standen alleine unter einem Torbogen. Er hat mir noch eine Zigarette angemacht und ich habe den Rauch scharf eingezogen, meine Lungen damit gefüllt. Dann hat er mich gefragt, wie ich zu dir stehe und ich wurde stutzig, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass du ihm von uns erzählen würdest. Wir haben ein bisschen über dich und mich gesprochen, viel gelacht und zwei Shots runtergekippt. Das war bevor du mir gesagt hast, dass du noch Gefühle für mich hast. Ich bin kurz darauf nach Hause gefahren, hab geweint, gelacht. Dann haben wir uns wieder öfters gesehen und haben uns auch wieder geküsst. Und du hast alles nur noch schlimmer gemacht, als es eh schon war. Du sagtest mir, du würdest mich lieben, bei der Party von unserer Freundin, doch das war nur ein Spiel für dich, richtig? Denn würdest du mich lieben, würdest du mich nicht hier in der Kälte an dieser Ampel zurücklassen. Du würdest mir keine Ausrede auftischen, dass du zu deinen Eltern musst, sondern würdest mir die Wahrheit sagen. Du würdest nicht mehr springen, wenn er dir schreibt.
Ich stehe immer noch an der Ampel. Dann nicke ich, wische mir eine Träne von der Wange und setze mich in Bewegung. Ich überquere die Straße, zünde mir auf der anderen Straßenseite eine Zigarette an und gehe nach Hause ohne mich nocheinmal umzudrehen. Ich weiß nun, nach Stunden des Nachdenkens in der Kälte, dass es so sein muss. Wir sind nicht füreinander bestimmt. Ich ziehe den rauch tief in meine Lunge. Wir gehören nicht zusammen. Ich atme aus, leere meine Lunge von dem Rauch. Und für diesen Gedanken könnte mein zukünftiges Ich mich abkklatschen. Denn endlich hab ich es mal geschnallt. Wir waren nie etwas langfristiges. Immer nur für einen kurzen Moment, kaum ein Wimpernschlag. Denn ich brauche Sicherheit, die du mir nicht geben kannst. Du brauchst Sicherheit, die ich dir nicht geben kann, aber er. Und in ein paar Wimpernschlägen werde ich auf meine Sicherheit treffen. Und er lässt mich die dinge vergessen. Er setzt mir keine Lügen vor. Er lässt mich nicht an einer Ampel stehen.
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Short Stories And Poetry
AcakSome of my short stories and my poetry Some of them are in English and some in German, but you'll see haha ______________________________________________ Einige meiner Kurzgeschichten und Gedichte. Einige davon sind auf Englisch und andere auf deuts...