An einem wunderschönen Spätsommermorgen, die Sonne guckte durch das runde Fenster herein, wachte der kleine Wanderer mit einem Lächeln im Gesicht auf. „Guten Morgen liebe Sonne!" rief er und hüpfte aus seinem Bett. „Heute will ich den alten Mann in seinem riesigen Zaubergarten besuchen gehen. Ich habe es ihm doch versprochen, weißt du?" Der kleine Wanderer huschte die lange Treppe des Leutturms hinauf und öffnete die Luke, welche nach Draußen auf die Plattform führte. Ein ganz sanfter Wind spielte mit seinem goldenen Haar, die Möwen begrüßten ihn mit lautem Lachen und Farion lachte mit ihnen. Voller Freude lief er zu dem alten Fernrohr, durch das er sehr, sehr weit sehen konnte. Er konnte das weite Meer sehen, den langen Strand und auch den dunklen Wald. Irgendwo in diesem Wald fand er dann auch den Zaubergarten des alten Mannes. Dort, zwischen den knorrigen Apfelbäumen saß der Alte auf einer weißen Holzbank, seinen Strohhut auf dem Kopf damit die Sonne ihn nicht zu sehr piekte. Schnell kletterte der Junge wieder runter um sich bereit zu machen. Er brauchte wirklich nicht lange, bis er endlich losgehen konnte. Um zu dem Zaubergarten zu kommen, musste Farion allerdings erst einmal durch den großen, dunklen Wald gehen. Er lief bis zu den ersten Bäumen und wurde immer langsamer. Seine kleinen Hände ballten sich zu Fäusten und diese gruseligen Bäume schienen immer größer zu werden über ihm.
„Hey, du! Wovor fürchtest du dich denn so sehr?" Erschrocken zuckte der Junge zusammen und sah sich suchend um. Wer hatte da gerade mit ihm geredet? Und woher kam diese Stimme? Zwischen einigen Sträuchern raschelte es und dann tauchte eine kleine Frau auf, die den kleinen Wanderer neugierig ansah. „Verrätst du mir, wovor du so große Angst hast?" Unsicher drehte sich Farion hin und her, sein Blick ging zum Boden und er traute sich kaum, der fremden Frau zu antworten. Sie sah irgendwie komisch aus, ganz anders. Die Frau war klein, hatte helles, fast silberfarbenes Haar. Es erinnerte an das klare Wasser in den Flüssen. Ihre Augen waren grün wie das Moos in den Wäldern. Solch eine seltsame Frau hatte er bisher noch nie kennengelernt. „Du brauchst vor mir keine Angst haben. Ich bin Ophelia, eine Lutk." Sie schenkte Farion ein sanftes Lächeln und sah auf seine kleinen Fäuste. Ganz vorsichtig nahm Ophelia sie in ihre Hände und strich mit ihren Daumen über seine verkrampften Finger. „Was hältst du denn davon, wenn ich mit dir gehe? Und du erzählst mir, wer du bist." Die Hände von Ophelia waren angenehm warm und weich. Diese Angst, die der kleine Wanderer hatte, verschwand langsam und er konnte sogar wieder ein bisschen lächeln. „Ich bin Farion, aber die Meisten nennen mich den kleinen Wanderer. Hallo Ophelia." Er sah sie an und legte den Kopf ein wenig schief. „Was ist denn eigentlich ein Lutk?" Der kleine Wanderer merkte, vor Ophelia musste er sich nicht fürchten und ganz langsam öffnete er seine Fäuste wieder. Ganz aufmerksam sah er die Frau an, welche leise kicherte. „Und woher kommst du eigentlich? Ich habe noch nie jemanden wie dich hier gesehen. Du siehst lustig aus." Er kicherte und Ophelia blies ihre Wangen auf. „Lustig, so? Ich komme von sehr weit weg. Dort wo ich lebe, gibt es so ein großes Meer gar nicht, aber man kann dort so schön mit dem Wasser kuscheln. Wir Lutki leben in einem Wald durch den ganz viele kleine und größere Wasserläufe fließen. Dort leben wir unter der Erde. Manchmal helfen wir den Menschen die auch dort leben. Aber nur denen, die uns nicht ärgern. Von uns gibt es viele. Am liebsten aber kuscheln wir mit dem Wasser." Sie schüttelte sich vor Lachen und legte den Kopf dann schief. „Mein Großvater hat von den Irrlichtern erfahren, dass am großen Wasser ein Junge lebt, der jemanden an seiner Seite braucht. Und weil wir Lutki den Menschen helfen, bin ich jetzt bei dir lieber Farion." Erstaunt sieht der Junge Ophelia an. „Wow" sagte er leise und lächelte dann. Farion überlegte einen kurzen Moment und reichte der Frau dann die Hand. „Ophelia, kommst du mit mir? Ich möchte zu dem alten Mann und seinem Zaubergarten?" Ophelia überlegte gar nicht lange, sondern ergriff seine Hand und nickte. „Na klar komme ich mit. Dann brauchst du auch keine Angst mehr vor dem Wald haben." Die Lutki Frau nahm die Hand des kleinen Jungen, drückte sie sanft und lächelte ihm aufmunternd zu. „Los, ich möchte so gerne diesen Zaubergarten sehen!" Beide lachten und machten sich auf den Weg. Hand in Hand liefen sie durch den Wald. Dank Ophelia fürchtete der kleine Wanderer sich gar nicht mehr so sehr und er wusste, er musste gar keine Angst haben.
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Der kleine Wanderer
Novela JuvenilWie schon so viele Geschichten, die aufgeschrieben wurden, fängt auch diese hier mit den Worten „Es war einmal" an. Es ist die Geschichte, eines kleinen Jungen und all seiner Abenteuer, die er gemeinsam mit seinen Freunden erlebt. Ich möchte euch...