Schuldgefühle

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Als ich aufwachte wollte ich am liebsten wieder einschlafen. Dieses Gefühl von Leere, Trauer und Wut war so unerträglich und kaum auszuhalten. Warum habe ich es überlebt aber dieses Mädchen nicht und warum kann ich mich an nichts mehr erinnern? Das alles waren unerklärliche und gleichzeitig auch unerträgliche Fragen, die mir einfach nicht mehr aus dem Kopf wollten. Plötzlich klopfte es an der Tür. Der Kopf einer Frau mit schwarzen Haaren die geschickt zu einem Dutt gebunden waren guckte mich vorsichtig an. ''Darf ich reinkommen'' regungslos starrte ich sie an. Bewegen konnte ich mich ja eh nicht und selbst wenn ich wieder blinzeln würde, würde sieh es aus der Entfernung eh nicht sehen. Mein Zimmer war zwar nicht besonders groß aber trotzdem wirkte es auf mich eher erdrückend als geborgen. Langsam setzte sie sich in Bewegung und kam auf mich zu, so als würde sie mit jedem Schritt bereuen geklopft zu haben. Meine Geduld schien zu platzen als die Schwarzhaarige sich nach gefühlten Stunden endlich auffrafte einen Stuhl zu nehmen und sich neben mich zu setzen. Ich starrte sie an, zu mehr war ich immernoch nicht fähig. Sie seuftzte. "Ich weiß bei dir ist warscheinlich grade die Hölle los aber ich muss dir das jetzt sagen. Mein Gewissen hält es nicht länger aus das zu verschweigen",sie schniefte, "Weißt du.. ich bin jetzt schon 5 Jahre hier als Ärtztin tätig und es ist noch kein einziges mal passiert das mir verboten wurde mich um einen Patienten zu kümmern. Ich.. ich hab selbst eine Tochter und.. sie ist jetzt vier, ja stolze vier Jahre alt. Sie konnte ihr ganzes Leben leben und war glücklich. Die heutigen Kindersitze sind echt gut." Das war es was sie mir sagen wollte? Ich verstand nichts mehr. Warum redete sie von Kindersitzen und warum musste sie sich selbst so überzeugen mir das zu sagen? Anscheinend bemerkte sie meinen verwirrten Blick da sie schnell weiter sprach: "Ja.. tut mir leid ich schweife ab." Es verging noch einiges an Zeit in der sie mich einfach nur anstarrte. Ich wollte etwas sagen, wollte sie beruhigen und sie davon überzeugen dass alles gut ist. "Ich bin Amara Garner..", sie fing an zu stottern aber fing sich nach ein paar Tränen wieder,"und ich.. ich bin dafür verantwortlich dass du hier liegst.. ich... ich habe dich vor einem Jahr angefahren!" Sie weinte. Sie konnte gar nicht mehr aufhören, fuhr sich im 10 Sekunden Takt durchs Gesicht und stützte dieses schließlich mit ihren Händen. Ich weinte auch, und wie ich weinte. Meine Augen waren so voller Tränen dass ich nur noch den Umriss der Ärtztin sehen konnte. Meine Lippen zitterten während wir beide vergeblich versuchten uns wieder zu fangen. "Es tut mir so unglaublich leid.", wisperte sie,"Es war der größte Fehler meines Lebens. Und es ist unfair, so unglaublich unfair dass du hier liegst... regungslos.. nach einem Jahr Koma und ich mir nur meinen Arm gebrochen hatte." Jedesmal wenn sie stoppte versuchte sie sich wieder zu beruhigen aber weinte nur noch mehr. Ich wusste nicht was ich denken sollte schließlich bereute sie es wirklich und ich kannte sie nicht andererseits war ich wegen ihr ein ganzes Jahr lang im Koma. Nein Aurora hör auf sie bereut es wirklich und du kannst keinem Menschen böse sein den die nicht kennst. Außerdem hätte sie dir das nicht erzählen müssen aber sie wollte dass du es weißt. Sie muss verdammt viel Mut gehabt haben dir das zu sagen. Triumphierend fing ich leicht an zu lächeln im Wissen dass ich die junge Ärtztin bald von ihrem Leid erlösen würde. Das einzige Problem was blieb war dass ich immernoch nicht reden und es ihr somit auch nicht sagen konnte. Ich wusste dass es darauf ankam das ich ihr jetzt irgendein Zeichen gebe auch wenn es nur ein kleines war sonst würde sie zusammenbrechen. Mittlerweile waren ungefähr 5 Minuten vergangen und sie hatte meine Hand in ihre gelegt. Also strengte ich mich an und setzte alles darauf auch nur einen Finger bewegen zu können. Die wenige Kraft die mir die Nacht gegeben hatte war zwar fast schon wieder aufgebraucht aber ich steckte sie komplett in meine Anstrengungen und meinen Wunsch ihr zu helfen. Ich wollte schon aufgeben als ich etwas spürte, etwas was ich lange nicht mehr gespürt hatte. Es waren zwei Hände die meine festhielten. Ich war so geschockt dass ich meinen schnellen Herzschlag und das erneute zittern meiner Lippen nicht bemerkte. Ich konnte meine Hand fühlen und es war kein Traum ich konnte sie endlich wieder fühlen. Dieses wunderschöne Gefühl des Kribbelns breitete sich in meiner Hand und meinem Gesicht aus. Tränen stiegen mir in die Augen und ich konnte nicht fassen wie schön sich etwas normalerweise so selbstverständliches anfühlen könnte. Ich wollte dieses Gefühl nie wieder gehen lassen. Mit letzter Kraft hob ich meinen Daumen und war so überfordert mit meinen Gefühlen dass ich einfach nur über den Handrücken von Amara strich. Nichts weiter spektakuläres aber für mich bedeutete es so viel wie ich niemals in Worte fassen könnte. Amara schreckte auf und starrte auf meinen Daumen den ich erschöpft auf ihre Hand legte. Ungläubig wischte sie sich ihre Tränen weg nachdem sie meine Hand losließ. "Heißt das.. du verzeihst mir?" fragte sie mich mit ihren Augen die von der röte Blut Konkurenz machten. Ich blinzelte und fing an zu lächeln. In dem ganzen Chaos hatte ich gar nicht gemerkt das mir dies nun auch möglich war. Dieser Fakt ließ mein Lächeln nur noch breiter werden und Amara stand auf um mich in eine lange erleichternde Umarmung zu ziehen. Ich merkte wie ihr ein Stein vom Herzen viel und sie sich langsam beruhigte. "Meine Schicht ist zwar vorbei aber ich hab meinen Piepser dabei, ich rufe den Doktor!" Sagte sie entschlossen und drückte ein paar Knöpfe an einem kleinen Ding was mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ihr Piepser war. Wenige Augenblicke kam der Doktor von gestern in mein Zimmer "Miss Garner ist alles gut mit der Patientin?" Fragte er mit einem besorgten Blick. Doch Amara lächelte nur "Ihr Finger, sie hat ihn bewegt!" Diese Worte waren das schönste was ich seit einem Jahr gehört hatte und selbst der Doktor fing an breit zu grinsen "Das ist ja großartig! Trotzdem sollten wir sie jetzt schlafen lassen es ist zwar noch Mittag aber das hat sie bestimmt einiges an Kraft gekostet." Er und Amara bewegten sich in Richtung Tür "Gute Nacht" flüsterte Amara noch als sie das Licht ausmachte und mit dem Doktor den Raum verließ.

Heyyy :) Ja ich weiß das erste Kapitel ist von 2019 aber ich hatte echt viel zu tun und wenig Motivation but here i am XD Ich bin gerade übrigens voll happy dass ich ungefähr 1077 Wörter geschafft hab haha. Achja schreibt mir mal gerne was ihr von dem Schreibstyle haltet der hat sich ja auch erheblich verändert. Ich persönlich finde er hat sich verbessert aber das müsst ihr ja entscheiden haha. Gut das war es dann auch von mir mit diesem etwas emotionaleren Kapitel oder findet ihr das war zu früh? Die arme Aurora erfährt gerade erst dass sie ein Jahr im Koma war und jetzt hört sie zwei Tage später auch noch das uff. So das war es jetzt von mir und euch noch einen schönen Tag <3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 18, 2021 ⏰

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Wer bin ich? -Das Mädchen im Koma Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt