Aus dem Schatten des Richterstuhls erhob sich eine blonde, zierliche Frau. Sie warf einen kurzen Blick auf den Angeklagten, richtete ihren Kopf geradeaus und zupfte mit zitternden Händen ihren dunkelgrünen Umhang glatt.
„Mrs. Clearwater, waren Sie am 10. November gemeinsam mit dem Angeklagten, Ihrem Ehemann, in London, in der Great Peter Street? Sie müssen die Wahrheit sagen oder wir werden Sie als Verdächtige festnehmen. Haben Sie das verstanden?" Sie nickte. „Waren sie gemeinsam dort?" Sie nickte. „Haben Sie gesehen, dass er in das Haus eingebrochen ist?" „Ich habe gesehen, dass er in das Haus gegangen ist", ihre Stimme hallte klar und dünn durch den Raum.
„Sie waren also bei ihm, als er das Haus betrat?" Die Frau warf einen kurzen Seitenblick auf das junge, blonde Mädchen, das auf dem Stuhl zu ihrer Rechten saß und ihre Notizen, die sie noch an diesem Morgen auf ein Stück Pergament geschrieben hatte, in kleine Schnipsel zerriss. „Ja." „Wo waren Sie genau?" „Ich stand vor dem Haus. Auf der Einkaufsstraße vor dem Haus." „Sie haben den Angeklagten also weder beim Betreten noch beim Verlassen des Hauses sehen können." „Wie?" Sie sah ihn an. Crouch wich ihrem Blick aus und blätterte durch die Dokumente vor ihm. „Der Eingang, wie in Olivers Zeugenbericht steht, liegt auf der Hinterseite des Hauses. Auf der Seite, die von der Straße abgewandt liegt. Weshalb wussten Sie, dass er sich dort befand?" „Er sagte mir, dass er kurz in das Haus gehen würde." „Hat er noch etwas zu Ihnen oder Ihren Begleitern gesagt, Mrs. Clearwater?" Sie schüttelte den Kopf. „Er sagte, er würde gleich wieder da sein." „Er nannte Ihnen keinen Grund?" Sie antwortete nicht sofort. Crouchs Blick flog zum Angeklagten. Er sah weder ihn noch seine Frau an, starr starrte er an die Wand. „Kam es Ihnen nicht eigenartig vor, dass der Angeklagte ein fremdes Wohnhaus betreten wollte?", fragte er, ohne seinen Blick von dem Angeklagten zu nehmen. Seine Mundwinkel zuckten. „Ich weiß es nicht, ich-", ihre Stimme brach. Sie räusperte sich. „Phillip wollte nach einem Spielzeug, unser Sohn hatte ein Spielzeug in einem Schaufenster- und ich war abgelenkt, ich- ich habe nicht darauf geachtet. Weshalb sollte ich mir etwas dabei denken?" Sie räusperte sich.
„Ich kann mich auf meinen Ehemann verlassen, Mr. Crouch. Jamie ist ein guter Mensch, ein guter Ehemann und Vater. Er tut nichts-" „Danke, Mrs. Clearwater." Er hob die Hand. Die Frau sah mit gerunzelter Stirn zu ihm nach oben. "Die jüngste Schwester des Angeklagten, Jenny Clearwater,-" Das blonde Mädchen schaute auf. "-hat uns bereits bei seiner Verhaftung erklärt, weshalb sie in London waren. Weshalb waren Sie dort?" „Wir wollten ein Restaurant besuchen." Eine Feder kratzte über ein Pergament. Crouch beugte sich nach vorne. Das Holz unter seinen Fingerknöcheln knackte.
„Vor dem Mord hatten sich die Eltern des Angeklagten und Ihre Freundin Alison Adams von Ihnen getrennt. Weshalb, Mrs. Clearwater?" „Das fragen Sie sie-" „Ich frage Sie." Die junge Frau zuckte kaum merklich zusammen und richtete ihren Blick auf ihre Hände. „Meine Schwiegereltern wollten schon vorgehen, Alison wollte das Grab ihrer Mutter besuchen." „Weshalb sind Sie nicht mit Ihren Schwiegereltern mitgegangen?" „Wir wollten noch ein Geschenk für Mari kaufen, sie hat doch bald Geburtstag." Sie hob den Kopf und sah ihn an. Er räusperte sich und wechselte einen Blick mit Brenda. „Eine letzte Frage noch, Mrs. Clearwater." Sie schwankte nach links. „Die zweite Schwester des Angeklagten, Catherine Clearwater-" Der Angeklagte sah auf und begegnete dem Blick seiner Frau. Crouch stockte. „-war nicht bei Ihnen. Wissen Sie, wo sie zu diesem Zeitpunkt war?" Sie schüttelte den Kopf. Crouch wartete, doch sie schien nichts hinzufügen zu wollen. Das blonde Mädchen neben ihr wischte die Pergamentschnipsel von ihrem Schoß.
„Wissen Sie, dass 10 Minuten nachdem wir Ihren Mann festgenommen haben, eine Straße unweit des Tatortes von Todessern in die Luft gesprengt wurde?" Sie nickte langsam. „Fünf weitere Menschen sind gestorben, Mrs. Clearwater. Behalten Sie sich das. Sie dürfen sich setzten." Ihre Lippen bewegten sich, doch ihre Worte gingen in den Unterhaltungen der aus ihrer Starre erwachenden Zauberern des Gamots unter. Sie setzte sich, wandte sich dem rothaarigen Mädchen zu ihrer Linken zu und sprach leise zu ihr, bevor Crouch sie hastig unterbrach: „Alison Karen Adams, Freundin des Angeklagten, bitte erheben Sie sich." Das rothaarige Mädchen stand auf.
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Die Künstlerin
Fanfiction-15. November 1980- Ein greller Scheinwerfer erfasste den Bordstein und streifte den linken Schuh einer gebückt laufenden Frau am Straßenrand. Mit gesenktem Kopf huschte sie über die schmalen Lichtstreifen, die vereinzelt aus den Fenstern der Häuser...