Grauenvolle Erkenntnis

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Ein lautes Fluchen riss Regulus aus seinem Schlaf. Etwas orientierungslos sah er sich in seinem Zimmer um.
Sein Umhang lag noch immer zusammengeknüllt auf dem Boden neben ihm.
Die Sonne ging erst langsam auf und warf einige Schatten auf den Boden. Für einen kurzen Augenblick schien alles so friedlich, dass er sich fragte, was ihn überhaupt geweckt hatte.

Doch ein lautes Rumpeln aus einem der unteren Stockwerke ließ ihn aufhorchen. Wieder vernahm er ein lautes Fluchen, diesmal konnte er es jedoch zuordnen.
Es war die Stimme seines Vaters. Alarmiert setzte er sich auf. Sein Vater war niemand, der schnell die Fassung verlor. Irgendetwas musste vorgefallen sein.

Er versuchte aufzustehen, doch als er bemerkte, dass sich alles um ihn herum zu drehen schien, ließ er sich wieder aufs Bett fallen. Sein Kopf schmerzte und er spürte noch immer, wie die Müdigkeit an ihm zerrte.
Er hatte nur wenige Stunden geschlafen, wenn überhaupt. Und sein Körper schien ihm das übel zu nehmen.
Vorsichtig versuchte er noch einmal aufzustehen, diesmal langsamer.
Er fror etwas, also griff er nach seinem Umhang und zog ihn sich über die Klamotten, die er noch vom vorherigen Tag trug. Abermals war ein Rumpeln von unten zu vernehmen und Regulus begab sich langsam und auf der Hut nach unten.
Wenn sein Vater in einem solchen Gemütszustand war, sollte man lieber wachsam in seiner Nähe sein.

Vorsichtig betrat er die Küche. Seine Mutter hantierte hektisch in der Küche herum, er konnte nicht genau sagen, was sie dort tat. Sein Vater entdeckte er am Esstisch sitzend und sich den Arm haltend.
Etwas Dunkles bedeckte seine Kleidung um seine Schulter herum. Als er näher trat erkannte Regulus was es war. Blut.

Mit einer Hand drückte sein Vater die Wunde an seiner Schulter um die Blutung zu stoppen und zwischen seinen Fingern quollen kleine dunkelrote Rinnsale hervor, die seinen Arm hinunterliefen.
Geschockt starrte er ihn an. Unschlüssig, ob er ihm helfen oder sich lieber heraushalten sollte. Für gewöhnlich fasste sein Vater seine Hilfe eher als störend, denn als hilfreich auf.
Also entschloss er sich, die Szene lieber vom Weiten zu beäugen.

Mit einem plop erschien Kreacher in der Küche. In seinen kleinen Händen hielt er eine mit einem Trank gefüllte Phiole. Mit nach unten hängenden Ohren eilte er zu Orion Black, um ihm zu helfen, wurde jedoch von Walburga zur Seite gewiesen und der Phiole entzogen. Mit einer Flinkheit und Präzision, die er seiner Mutter niemals zugetraut hätte, träufelte sie die Flüssigkeit gezielt auf die tiefen Schnittwunden in der Schulter seines Vaters. Dieser verzog vor Schmerzen das Gesicht, verdrängte dies jedoch schnell mit weiteren wütenden Flüchen.

Nach und nach schlossen sich die Einschnitte in seiner Haut und hinterließen nur blasse Narben. Als seine Mutter wieder zurück an der Arbeitsplatte war um nach irgendetwas zu kramen, setzte er sich mit einigem Abstand zu seinem Vater an den Tisch. Dieser sah nicht einmal auf, als er den Stuhl zurück zog um sich hinzusetzen.
Ärgerlich zog er sich seinen mit Blut befleckten Umhang aus und warf ihn über den Stuhl neben sich, wo ihn Kreacher eilig aufsammelte und wegbrachte.

Leise räusperte Regulus sich, um die Aufmerksamkeit seines Vaters zu erlangen.
„Was ist passiert?"
Orion Black brummte missmutig als Antwort. „Was wohl, dieser Nichtsnutz von Avery Junior hat uns auffliegen lassen. Ich verstehe einfach nicht, was sich der Dunkle Lord dabei denkt, einen Jungspund wie ihn überhaupt an solch einer Mission teilnehmen zu lassen. Er hat noch kein bisschen Erfahrung, ist erst eineinhalb Jahre länger dabei als du."  Er lachte abfällig.
„Nur weil sein Idiot von Vater dem Dunklen Lord schon seit Anfang an diente, heißt das nicht, dass sein Sohn nun unser aller Leben aufs Spiel setzten darf."

Regulus warf einen flüchtigen Blick zu seiner Mutter. Sie hatte innegehalten und stand nun mit dem Rücken zu ihnen und den Händen auf der Küchentheke abgestützt. Sie schien der Situation aus dem Weg gehen zu wollen, ohne zu wissen wie.
Also stand sie einfach nur da und starrte die Wand an.
Das war nichts ungewöhnliches, seine Eltern waren noch nie besonders gefühlvoll gewesen. Sie lebten zusammen und vertraten die selben Werte, das war es dann aber auch schon mit ihrer Zweisamkeit.

Slytherins Medaillon - Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt