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Zwei Stunden. Zwei Stunden lang lag ich hier mit Felix auf mir, in meinen Armen, still, strich ihm durch die Haare, versuchte die Stimme zu ignorieren. Ich habe einen Namen. Ist mir egal. Nach zwei Stunden nichts tun klopft es dann und ein vorsichtiges ,,Darf ich rein?" ertönt. ,,Ja", sage ich, ohne daran zu denken, dass Felix noch einen Rock trägt. Mir ist das egal, wenn sie ihn so sehen. Wenn irgendjemand einen blöden Kommentar abgibt, wird das unschön für diese Person enden.

Was genau wirst du tun? Kommt drauf an. Auf was? Kommt darauf an, wer es sagt. Eigentlich erwarte ich es von niemandem. Außer vielleicht von Minho. Und was machst du dann mit ihm? Ich werde ihm so lange einreden, dass er hässlich ist, bis er es glaubt. Da hilft ihm seine Krankheit auch nicht weiter. Gegen dich kommt niemand an. Gegen mich kommt niemand an. Absolut niemand.

Die Tür öffnet sich und Dr. Yang erscheint. Etwas überrascht sieht sie aus, als sie uns zwei sieht. ,,Ich.. wollte nicht stören-" ,,Alles gut. Felix war erschöpft und wollte sich etwas ausruhen. Am Ende ist er auf mir eingeschlafen. Ich wollte ihn nicht wecken, also hab ich ihn schlafen lassen." ,,Das ist lieb von dir. Das hat bestimmt gut getan, nach der beinahe aufgetretenen Panikattacke. Ich freue mich, dass du hier bist und dich so gut um ihn kümmerst. Ich denke, das kann er gut gebrauchen." Ja. Hast du gehört? Du kümmerst dich so gut um ihn. Ohne andere Gedanken. Du willst ihm nur was Gutes tun. Ich will ihn zu meinem persönlichen Spielzeug machen. Und wie du das willst.

,,Ich mache das gerne. Mich um andere kümmern. Und ich bin der selben Meinung wie Sie. Felix braucht einfach nur etwas.. mehr Selbstbewusstsein. Mehr Unterstützung. Ich versuche ihm Sicherheit zu geben. Er hat Angst vor fremden Menschen, also werde ich so lange bei ihm bleiben, bis er sich an die anderen gewöhnt hat." ,,Weißt du, Seungmin.", fängt die Frau an und nimmt an der Bettkante platzt, während ich mich vorsichtig mit Felix im Arm aufsetze.

,,Deine Mutter hat mir erzählt, was du alles gemacht hast." Tolle Mutter hast du. Warte doch mal ab. ,,Wir wollten erstmal, dass du und Felix Einzelzimmer bekommt. Du warst zu gefährlich und Felix kommt nunmal nicht gut mit Fremden zurecht. Aber als ich gesehen habe, wie du ihn von einer Panikattacke abhalten und zum Reden bringen konntest, da wusste ich, ihr beide müsst in ein Zimmer. Das, was deine Mutter erzählt hat, das mit der Schere, hätte genauso gut ein Unfall sein können. Ich denke, deine Schizophrenie wird niemandem was antun. Besonders nicht Felix." Denkt sie.

,,Ich will einfach, dass er bald, ohne Angst zu haben, mit Leuten reden kann, die er nicht kennt. Dass er keine Panikattacken bekommt. Dass er keine Angst mehr hat, alleine unter fremden Personen. Ich werde ihm so gut helfen, wie ich kann." ,,Das ist so süß von dir...", vernehme ich plötzlich mit einem Schniefen. Felix ist wach. Und er weint. ,,Nicht schon wieder, Lixie.. hör auf zu weinen, shh. Hey, schau mich an." Er soll mich angucken. Ich will sehen, wie seine Tränen über seine Wangen laufen. Dementsprechend nehme ich sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, um seinen Kopf anzuheben.

,,Hush, Lixie. Hush. Beruhig dich. Du hast keinen Grund zu weinen." Ich spüre den interessierten Blick der Frau auf mir. Ja, ich kann ihn beruhigen. Ich bin wahrscheinlich der einzige hier, der das kann. Als er aufhört, lächel ich ihn sanft an. Auch, wenn ich eigentlich will, dass er weiter so ein schönes Gesicht macht. ,,So ist's gut, baby, shh. Gib mir ein schönes Lächeln. Ja, genau so.", sage ich ihm, während ich seinen Mund an dessen Winkeln hochziehe, bevor er mich breit anstrahlt. Du hast ihn.

,,Möchtest du den Rock an behalten, Felix?", fragt die Ärztin vorsichtig mit einem Lächeln. Felix sieht nur unsicher zu mir. Ich schenke ihm ein Lächeln und nicke ihm zu. ,,Ist das denn erlaubt..?" ,,Aber natürlich! Du darfst dich hier frei entfalten, dazu gehört auch dein Kleidungsstil. Wenn du sowas tragen möchtest, gerne! Solange es niemanden verletzt und du dich darin wohlfühlst, ist alles erlaubt. Außerdem ist dieses 'Nur Frauen dürfen Röcke tragen' Bild totaler Schwachsinn. Wenn du dich wirklich so vor die anderen traust, dann wirkt sich alleine das schon positiv auf dein Selbstbewusstsein aus. Ich bin mir 100%ig sicher, dass dich niemand dafür verurteilen wird. Das verspreche ich dir, das wird sonst nämlich Konsequenzen haben. Ihr sollt euch alle schließlich verstehen und vertragen und nicht ständig miteinander streiten." Keine Garantie zum Letzten.

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