Prolog

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Leise tappste er durch die sterilen Gänge. Sein Schritte hallten ungewöhnlich laut in seinen Ohren wieder, das Blut rauschte ihm in den Adern.

Etwas stimmte nicht, dass konnte er spüren. Es lag in der Luft. Wie eine unausgesprochene Drohung, die trotzdem präsenter war, als je zuvor.

Misstrauisch blieb er stehen. Die Kälte des frisch gewischten Bodens kroch durch seine nackten Füße in seine Beine, erfasste allmählich auch den Rest seines Körpers, bis es ihn fröstelte. Seine Nase zuckte als er prüfend schnupperte.

Selbst in dem kühlen Ambiente lag etwas gefährliches.

Er sah an seiner dürren Gestalt herab, zupfte das hellblaue Hemd des Krankenhauskittels erneut zurecht und setzte seinen Schritt fort.

Auch im Speisesaal war niemand. Es war, als hätte jemand in der Nacht alle Lichter gelöscht und nur seines zurückgelassen, flackernd im Ungewissen und dem Tode näher als das sein Funken ihm Wärme schenken könnte.

Trostlos lag der sonst mit penibler Stille gefüllte Raum im Halbdunkel, schien jeden seiner hektischen Atemzüge zu verschlingen und in nichts aufzulösen. In einer Ecke lag ein Glas, auf dem Boden in viele Einzelteile zersprungen. Vermutlich hatte es jemand in der Hektik umgestoßen. Aber was machte ihnen so viel Angst, das sie in ihrer Panik alles liegen ließen? Es gab nicht viel, dass die großen Männer in den dunklen Anzügen fürchteten.

Und da roch er es.

Eine seltsame Schwere, die seine Lunge verstopfte und ihn schwer Keuchen ließ. Innerhalb weniger Sekunden begann dunkler Rauch den gesamten Saal einzunehmen, waberte über dem Boden und verschleierte seine Sicht. Blind tastete er vorwärts, nicht wissend, wo er hin sollte.

Seine zitternden Finger bekamen einen Griff zu fassen, zogen daran, aber die Tür wollte einfach nicht aufgehen. In seiner Verzweiflung warf er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Seine Schulter knackte, als sie immer und immer wieder mit dem Metal der Tür kollidierte. Aber er wusste, wenn er jetzt aufhörte, würden ihn die Flammen ersticken.

Endlich, die Scharniere gaben quietschend nach und die Tür schwang auf. Nach Luft schnappend hastete er ins Freie.

Der Anblick war überwältigend.

18 Jahre lang gab es für ihn nur die endlos langen Gänge und den immer gleichen Alltag, umgeben von weißen Wänden.

Die Vielfalt der Farben in der realen, der wirklichen Welt, blendeten ihn. Orientierungslos sah er sich um. Die Farben verschwammen vor seinen Augen, wollten einfach kein passendes Bild ergeben, sodass sein Kopf vor lauter neuen Eindrücken dröhnte.

Kleine Steine bohrten sich in seine Fußsohlen, als er ein paar Schritte lief, den Blick dabei starr auf das alte Gebäude gerichtet, dessen Fassade bis auf die Grundmauern niederbrannte.

Das Feuer saß ihm glühend heiß ihm Nacken. Eine Träne rollte ihm über die rußverschmierte Wange, kam zischend auf dem Boden auf und war verdunstet, kaum hatte sie ihn berührt. Sein Zuhause, wie er es kannte, existierte nicht mehr.

Er wusste, würde er hier bleiben, würden sie ihn finden. Also ließ er keine Zeit mehr verstreichen und rannte.

Floh vor dem Feuer, den Männern und seiner einstigen Heimat.

}×{

Ich habe diesen Prolog um 3 Uhr nachts geschrieben und mich selbst ein wenig dabei gegruselt ;-;

Ich kenne eure Meinung dazu nicht, aber ich bin echt zufrieden mit dem Anfang.
Theorien sind natürlich ausdrücklich erwünscht :3

EXIT // Chensung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt