[ Jisung ]
Der Wasserkocher blubberte und heißer Dampf stahl sich unter dem Deckel hervor, als Jisung ihn von der Ladestation hob und einen Teil des Wassers in die gelbe Tasse goss, die ihm seine Oma letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Dabei hielt er sein Handy in der Hand, auf dessen Display ein Anruf angezeigt wurde.
"Jetzt sag schon, hast du einen Verweis bekommen?", erklang Haechan's Stimme leicht verzerrt durch den Lautsprecher, was Jisung schmunzeln ließ. Mit seinem Freund konnte man stundenlang über Gott und die Welt reden und er verlor trotzdem nie das Interesse an einem Gespräch. Dafür war er viel zu neugierig.
Mit der Tasse Tee in der einen Hand und seinem Handy in der anderen ging Jisung ins Wohnzimmer, wo er sich auf der Couch niederließ und Haechan ausführlich Bericht erstattete. Sie telefonierten noch lange, weil einfach keiner von Beiden auflegen wollte.
Manchmal waren sie echt wie ein Paar.
Haechan setzte gerade dazu an, eine peinliche Story von seiner Cousine auszugraben, als Jisung Schlüssel klimpern hörte. "Sorry Hae, ich muss auflegen. Wir sehen uns morgen in der Schule."
Er drückte auf den roten Höhrer und stand dann auf, um im Flur durch den Spion zu schauen und in das besorgte Gesicht seiner Mutter zu sehen. Schnell öffnete er die Tür und kaum, dass sie offen stand, kam seine Mutter auch schon herein. In ihren Armen lag etwas, das Jisung erst auf den zweiten Blick als einen Menschen identifizieren konnte.
"Du glaubst gar nicht, was passiert ist!"
Hilfsbereit wie er war, nahm Jisung ihr den kleinen Körper vorsichtig ab, damit seine Mutter sich ihrer Klamotten entledigen konnte. Das tat sie allerdings nicht.
"Ich muss gleich wieder los. Du weißt doch, sobald es warm wird, rutschten ständig Leute im Schwimmbad aus." Sie lächelte, wobei die Fältchen um ihre Augen zum Vorschein kamen, dann trat ein besorgter Ausdruck in ihre Augen. "Bitte tu mir den Gefallen und kümmere dich um den Kleinen. Seine Verletzungen sind echt nicht ohne, aber ich kann ihn nicht mit ins Krankenhaus nehmen. Ich habe ihn gefunden und so wie er aussieht, hat er keinen Angehörigen, der eine Behandlung finanzieren könnte."
Jisung sah auf den Jungen herab, der sich viel zu leicht auf seinen Armen anfühlte. "Du kannst dich auf mich verlassen, ich kümmere mich um ihn."
Erleichtert gab ihm seine Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und stieg in den grauen VW, dessen Räder quietschten, als er sich in Bewegung setzte.
Zurück blieb ihr Sohn, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht die geringste Ahnung hatte, dass der Junge in seinen Armen ein zuvor unbekanntes Feuer in ihm wecken würde.
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...
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EXIT // Chensung
Fanfiction"Sie sind hier." Sein Blick glitt nervös im Raum umher. Das glockenhelle Lachen, welches so schön in Jisungs Ohren klang, war verstummt. Stattdessen schenkte ihm der junge Chinese noch einen langen Blick, dann sprang er durch das geöffnete Fenste...