Da die Arbeit am nächsten Morgen wieder anstand, war ich schon früh in der Küche und half meiner Mum dabei das Frühstück vorzubereiten. Es gab Waffeln mit Früchten. Mein Lieblingsessen!
,,Und? Was hast du gestern noch schönes gemacht?" erkundigte Mom sich bei mir. Ich nahm mir ein Brett und ein Messer, dabei schweiften meine Gedanken zum gestrigen Tag. Es wäre besser, ihr nichts von meinem Flashback zu erzählen und so antwortete ich: ,,Nichts besonderes, ich habe mich direkt schlafen gelegt". Sie beließ es dabei und bereitete weiter den Waffelteig zu.
Kurz nachdem das Essen fertig war, kamen auch Lucius und Narzissa in die Küche. ,,Guten Morgen Mr. und Mrs. Malfoy!" begrüßte ich die beiden. ,,Guten Morgen Ruby!" sagte Narzissa, Lucius wiederum sagte nur: ,,Draco kommt mal wieder nicht aus seinem Bett! Geh doch bitte hoch und wecke ihn".
,,Aber natürlich" antwortete ich und ging die Treppen hinauf zu Draco's Zimmer. Angespannt öffnete ich die Tür und ein verwuschelter Blondschopf guckte aus dem Bett. ,,Dein Vater schickt mich, du sollst aufstehen" sagte ich monoton heraus, schloss die Tür gleich wieder und kehrte in die Küche zurück.
Das Thema des heutigen Frühstücks drehte sich rund um Hogwarts, denn morgen würden Draco und ich unser 5. Schuljahr in besagter Schule antreten. Doch ich war nicht im Geringsten daran interessiert, an dem Gespräch teilzuhaben. Ich hatte keinen Einfluss auf auch nur irgendetwas, was meine Eltern für mich geplant hatten.
Nach dem Frühstück half ich meiner Mutter den Tisch abzuräumen und abzuwaschen bis sie sagte: ,,Ich finde du und Draco solltet euch anfreunden, schließlich lebt ihr schon seit 4 Jahren zusammen". ,,Mom wir hassen uns. Ich hasse ihn!" meinte ich gerade heraus. ,,Undzwar, weil ihr euch keine Möglichkeit gebt euch kennenzulernen. Draco ist auf seinem Zimmer, jetzt geh schon!".
Widerwillig ging ich also hoch und klopfte an. Umso schneller ich es hinter mich brachte, desto besser. Als ich ein genervtes ,,Ja?" hörte öffnete ich die Tür und begann mit: ,,Ich bin nicht freiwillig hier".
,,Aha und warum dann?" seine Stimme klang abweisend. ,,Unsere Eltern wollen, dass wir uns verstehen. Zumindest meinte meine Mom das" der letzte Teil ging bloß in ein Gemurmel über. Ein kleines Schweigen entstand in den darauffolgenden Sekunden, während Draco weiterhin über seinem Schreibtisch beugte. ,,Sag deiner Mom, ich bin nicht interessiert. Sie soll erstmal mit sich selbst klarkommen"
,,Wie meinst du das?" hakte ich nach. ,,Sie ist doch seltsam. Seit.." ich unterbrach ihn: ,,Seit dem Gespräch mit deinen Eltern, ich weiß. Ich glaube nicht, dass es an ihr liegt. Deine Eltern sind seitdem doch genauso".
,,Eine Idee woran das liegen könnte?" fragte er mich und schien, als wäre er wirklich interessiert, doch dann fügte er hinzu: "Wahrscheinlich nicht. Nachdenken ist sowieso nicht deins". Ich versuchte die aufkommende Wut in mir herunterzuschlucken und antwortete: "Auf jeden Fall dürfen wir es nicht wissen, sonst hätten sie es uns schon längst gesagt, denkst du nicht?" ich schaute ihn geduldig an.
,,Möglich. Auf jeden Fall haben sie einen Plan" er zuckte mit den Schultern. ,,Aber was ist denn so geheimnisvoll, dass es vor uns geheim gehalten werden muss?" rätselte ich und ließ mich nach hinten auf sein Bett fallen. Plötzlich schaute Draco hoch und seine Augen wurden auffällig groß. Ich war kurz davor, mich vom Bett zu erheben und mich zu entschuldigen, doch er murmelte: ,,Du weißt was..".
Ich griff in sein Bettlaken. "Denkst du es ist schon soweit? Wir sind 15, wir haben noch nichts drauf. Was soll er mit Leuten wie uns? Leute zu Tode kitzeln?". ,,Wir können nur hoffen, dass es nicht so ist", stellte er fest, ,,Aber wenn es so kommt, dann stehen wir das gemeinsam durch" er zuckte kurz mit seinen Mundwinkeln und wandte sich dann seiner Beschäftigung am Schreibtisch zu.
Sein letzter Satz machte mich ein wenig sprachlos. So etwas hatte er noch nie gesagt. Es war nicht so, dass mich der Satz nicht glücklich machte, jedoch stellte ich ihn gewissermaßen in Frage. Anstatt darauf einzugehen, fragte ich ihn: ,,Was machst du da eigentlich?" und stand auf um mich ihm zu nähern und auf seinem Scheibtisch ein Meisterwerk zu sehen.
,,Wow. Draco das ist der Wahnsinn!". Er hatte ein schwarz-weiß Portrait von sich und seiner Mutter gezeichnet. Und es war atemberaubend. ,,Seit wann kannst du so gut zeichnen?" fragte ich fasziniert. Er zögerte einen Moment bis er antwortete: ,,Ich hab es mir selbst beigebracht. Schon als ich klein war. Etwas Besseres hat man hier doch sowieso nicht zutun".
,,Du musst mir unbedingt Bescheid sagen, wenn es fertig ist. Ich wollte Daphne noch eben einen Brief schreiben, also bis nachher" verabschiedete ich mich und so plötzlich wie ich gekommen war, war ich auch wieder verschwunden. Erst als ich die Tür hinter mir schloss wurde mir bewusst, dass wir noch nie so vertraut miteinander geredet hatten. Wir hatten die selbe Meinung, offensichtlich die selben Ängste und normalerweise hätte Draco Malfoy mir niemals offenbart, dass er zeichnete.
In meinem Zimmer angekommen setzte ich mich sofort an meinen Schreibtisch, nahm mir ein Stück Pergament und eine Feder und begann den Brief an meine beste Freundin zu schreiben:
Liebste Daphne,
du wirst mir nicht glauben, was gerade passiert ist...
Ich beschrieb ihr in welch friedlicher Atmosphäre Draco und ich geredet hatten und wie fasziniert ich war, dass er doch tatsächlich richtig gut zeichnen konnte. Als der Brief mir einigermaßen zusagte, verpackte ich ihn in einem Briefumschlag und schaute zu meiner Eule. Sie war schon ganz verrückt, denn immer wenn sie sah, dass ich einen Brief schrieb, wusste sie, dass sie sich bald frei durch die Lüfte bewegen konnte.
,,Na meine Große" grinste ich und öffnete den Käfig. Sie blinzelte mich an. Tatsächlich hatte ich jedes Mal Angst, wenn ich sie frei ließ, denn sie war von großer Bedeutung. Sie war ein Geschenk meines Bruders. Trotz seines jungen Alters, war er schon immer fasziniert von Eulen gewesen. Er wollte, dass ich sie Hedda nenne, deshalb trägt sie jetzt ebendiesen Namen. Noch am selben Tag, wie ich diese Eule zum ersten Mal sah, wurde das Haus überfallen.
Glücklicherweise war sie zu dem Zeitpunkt bereits auf ihrem ersten Flug und brachte unserer Großmutter einen Brief. Hätte sie das nicht getan, wäre sie wahrscheinlich schon am ersten Tag von uns gegangen. ,,Einen guten Flug und komme bitte gesund wieder" rief ich ihr hinterher, nachdem ich das Fenster öffnete und Hedda abhob.
Daphne und ich sahen uns zwar morgen schon wieder, doch ich konnte es mir nicht nehmen lassen diesen Moment aufzuschreiben und mit ihr zu teilen. Genau so wie ich es mir nicht nehmen lassen konnte, ein kleines Nickerchen zu machen, denn sobald ich wieder in Hogwarts war, hatte ich Pflichten.
Und so übermannte mich die Erschöpfung.
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Verdammnis II d.m.
FanfictionEin Überfall stellt das Leben von Ruby Shaw und das, ihrer Familie auf den Kopf. Sie haben alles verloren, außer sich selbst. Die Familie findet Unterschlupf bei den Malfoys, doch mit jedem weiteren Tag ähnelt der Landsitz der Hölle immer mehr und D...