Kapitel 3

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POV May

Die Reaktion von Rose auf meine Worte bekam ich nicht mehr mit, denn ich war schon längst auf dem Weg zu meinem nächsten Kurs. Ich klopfte an der Tür, entschuldigte mich bei Lehrer für mein Zuspätkommen und setzte mich auf meinen Platz. Unseren Lehrern war es eigentlich egal, wo wir saßen, die Hauptsache war, dass wir anwesend waren, naja physisch wenigstens. Die Meisten -zu denen auch ich gehörte- hörten einfach nicht zu und waren in Gedanken versunken
Meine Gedanken kreisten nur um den Kuss dieser Schlampe mit dem Typen. Schämte sie sich denn nicht dafür? Gott ich könnte mich den ganzen Tag über sie aufregen. Sie hatte Noah nicht verdient. Er ist viel zu gut für sie.

Er ist so glücklich mit ihr und Rose -soweit ich mich erinnere- auch mit ihm. Noah war immer zu mir gekommen, wenn er mit seiner Freundin Stress hatte. Er hatte mich immer um einen Rat gebeten, dem ich ihm natürlich gegeben hatte, auch wenn diese Streitigkeiten wirklich extrem klein und unnötig waren. Mir machte es auf irgendeine Art und Weise Spaß, den beiden Verliebten zu helfen. Noah war vielleicht vor zwei Monaten bei mir gewesen; es ging darum, dass die beiden sich nicht auf ein Restaurant hatten einigen können, weshalb ich eins für sie aussuchen sollte.

Da heute der erste Schultag nach den Zeugnisferien war, fiel die letzte Stunde, in der wir ursprünglich Chemie hätten, aus.
Nach dem Schulschluss -nach der fünften Stunde- ging ich zusammen mit Yuuna aus dem Gebäude, auf dem Weg zu Noah, Rose und Zane, die schon ziemlich ungeduldig auf mich warteten. Ich erklärte ihnen kurz, dass ich mit zu meiner besten Freundin gehen würde. Nach einer kleinen Diskussion mit Zane, in der es darum ging, dass ich zum Abendessen wieder Zuhause sein sollte, verabschiedete ich mich von den Dreien. Ich drehte mich um und hakte mich bei Yuuna ein. Gemeinsam liefen wir zur Bushaltestelle und warteten dort.
Einige Minuten später kam der Bus und wir stiegen ein. Wir setzten uns auf einen Zweierplatz, setzten unsere Schultaschen ab und dann hielt ich ihr einen Kopfhörer von mir hin. Sie nahm ihn mit einem dankenden Blick an. Ich machte meine ´obsessed´-Playlist an und legte anschließend meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. Ich schloss meine Augen und merkte wie Yuuna ihren Kopf auf meinen legte und ebenfalls die Augen schloss.
So saßen wir ungefähr eine Viertelstunde und lauschten nur der Musik. Als wir in dem Viertel ankamen, indem meine beste Freundin wohnte, drückte sie auf diesen roten Stopp-Knopf. An der nächsten Haltestelle hielt uns Bus an und wir stiegen aus. Zum wiederholten Male hakte ich mich bei ihr ein und so liefen wir circa fünf Minuten zu ihrem Haus.
Bis jetzt hatten wir nicht wirklich geredet, was aber ganz normal bei uns war. Nach der Schule waren wir einfach nicht in der Stimmung irgendetwas zu erzählen, geschweige denn in der Lage dem Anderen zuzuhören. Wir beide waren in unserer Gedankenwelt versunken.

Yuuna schloss die Haustür auf und trat ein. Während sie die Tür wieder schloss, zog ich meine Schuhe aus und lief schonmal Richtung Küche. Ich setzte mich auf einen der Barhocker an der Kücheninsel und beobachtete Yuuna, wie sie unser Mittagessen kochte.
Ich war eben eine Niete in allem was Lebensmittel beinhaltete. Egal ob kochen, backen oder was weiß ich. Diese Arbeit überließ ich lieber meiner wundervollen besten Freundin, die nicht mal mehr rummeckerte, wenn es um das Essenmachen ging -Gott sei Dank.

In meinen Gedanken vertieft, bemerkte ich erst spät, dass Yuuna gerade unser Lieblingslied über die Bluetooth-Box liefen ließ. Sie grinste mich an und ich verstand sofort worauf sie hinaus wollte. Ich sprang auf und stellte mich neben sie. Während die erste Strophe des Liedes ´Love Again' von New Hope Club spielte, machten wir uns bereit, denn Yuuna und ich lieben Tanzen, weshalb wir uns zu diesem Lied mal eine Choreo überlegt hatten. Diese war sogar recht schnell fertig, obwohl wir beide echte Sturköpfe sind und uns deshalb nie entscheiden können.
Passend zum Refrain fingen wir synchron an unsere Choreographie zu tanzen. Dabei hatten wir ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht und konnten nicht aufhören unsere Hüften im Rhythmus der Musik zu schwingen, selbst als die Choreo zu Ende war. Erst als das Lied zu Ende gespielt wurde, kamen wir wieder ins Hier und Jetzt zurück.
Plötzlich hörten wir etwas laut zischen.

Mist! Unsere Spaghetti sind übergekocht!

Wir beide reagierten blitzschnell. Yuuna stellte den Herd auf eine niedrigere Stufe und ich schnappte mir ein Trockentuch, um das übergekochte Wasser aufzuwischen. Als ich das erledigt hatte, schaute ich meiner besten Freundin in die Augen und gleichzeitig fingen wir an wie Verrückte zu lachen.

Wir sind mit Abstand die inkompetentesten und tollpatschigsten Menschen auf diesem Planeten.

Wir brauchten einige Zeit um uns wieder einzukriegen. Yuuna schaute nun, ob die Tomatensoße verbrannt war, da sie niemand in den letzten fünf Minuten oder so, umgerührt hatte. Zum Glück war dies nicht geschehen, also konnten wir endlich essen. Vor lauter Lachen und Tanzen, hatte ich komplett meinen Hunger vergessen. Mit vollgepackten Tellern gingen wir in das Zimmer von Yuuna.

Ihr Zimmer war irgendwie das komplette Gegenteil von ihr als Person. Sie war das aufgeweckteste Mädchen, was ich kenne und auch -neben Rose- das liebenswürdigste. Ihr Zimmer war dagegen ziemlich trist, das Meiste war entweder schwarz, grau oder weiß, also nicht wirklich viel Farbe, obwohl man das eigentlich von ihr erwartet hatte.
Das Zimmer hatte eine Durchschnittsgröße, denke ich. Am liebsten mochte ich ihre Fotowand, mir egal wie 0815 oder was auch immer das war, ich liebte sie. Viele der Fotos sind mit ihrer Polaroidkamera entstanden, die sie vor ein paar Jahren zum Geburtstag bekommen hatte. Seit dem hielten wir so gut wie jeden lustigen oder faszinierenden Moment fest. Auf den Bildern war sie auch mit ihrer Familie zu sehen. Sie hatten eine starke Bindung, obwohl wie wir letztens erfahren hatten, Yuuna adoptiert war. Sie kam überraschend gut damit klar, obwohl sie eigentlich unser kleines Sensibelchen war.

Da meine Aufmerksamkeit nicht Yuuna galt, bekam ich nicht mit wie sie mich ansprach. Jap, so war das eben bei mir, bin ich einmal in Gedanken, kann man mich nur schwer wieder daraus holen. Egal ob es total unsinnige oder wirklich ernste Themen sind.

„Hey May, jetzt hör mir doch endlich mal zu!“, durch diesen Satz kam ich wieder in die Realität und drehte mein Kopf in die Richtung von der die Stimme herkam.

„Was? Ja.. ähm… Was hast du nochmal gefragt?“

„Jetzt erzähl mir endlich was zwischen dir und Noah ist. Und wage es ja nicht 'Nichts' zu sagen. Ich kenne dich schon ein paar Jahre, also spuck es endlich aus!“

„Okayyyyyy, ist ja in Ordnung, aber das bleibt unter uns! Ich schwör' dir, wenn auch nur eine Person das-“, doch bevor ich überhaupt aussprechen konnte, fiel mir Yuuna ins Wort.

„…Auch nur eine Person das mitbekommt, bin ich tot, ja schon klar und jetzt erzähl endlich!“

„Gut, dass du das weißt“, von ihr erklang nur ein stumpfes Lachen, worauf hin ich etwas lächeln musste.
„Also in den Zeugnisferien da...“

I will always love you ~ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt