Tränen füllten ihre Augen als sie auf dem Kiesweg lief. Ihr Blick war von Tränen verschleiert und sie war froh ihre beste Freundin an der Seite zu wissen. Die rote Rose hielt sie fest in der Hand, obwohl die Dornen in ihre Finger stachen. Ihr ganzer Körper zitterte und sie schluchzte immer wieder leise. Es hätte nicht so kommen müssen. Sie hätten glücklich sein können. Es wäre doch alles so schön gewesen.
Die Sonne brannte auf ihre Haut, doch es störte sie heute nicht, dass sie nicht mit ihren anderen Freunden am Strand saß und den Surfern zusah. Sie wusste, dass sie nie wieder hingehen konnte. Nicht, nachdem was passiert war. Immer mehr Tränen liefen ihr über die Wangen und kein Taschentuch schien in der Lage zu sein sie alle aufzufangen.
Eigentlich hatte doch alles so schön angefangen. An einem der wenig verregneten Tage im Jahr, hatten sie sich kennengelernt. Nicht irgendwo in einem Café, sondern in dem kleinen, uralten Buchladen in der Stadt. Hätte sie vielleicht nicht vergessen ihr Wechselgeld mitzunehmen, wäre er ihr sicher nie hinterhergelaufen und wenn das Schicksal nicht seine Finger im Spiel gehabt hätte, wäre nicht gerade der Schichtwechsel gewesen. So hatten sie sich im Café nebenan an einen Tisch gesetzt und begonnen sich kennenzulernen. Es war nicht bei dem einen Treffen geblieben. Was wunderlich war, denn sie konnten kaum unterschiedlicher sein. Sie wusste, dass es viele nicht verstanden hatten, doch für sie war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Vor ihm hatte sie nicht daran geglaubt.
Nun war das Ganze schon über ein Jahr her und heute könnte sie sich dafür Ohrfeigen, sich damals verliebt zu haben. Hätte sie doch einfach das Wechselgeld mitgenommen, dann würde sie vielleicht auch mit den anderen am Strand feiern – und glücklich sein.
Doch dank ihm, konnte sie nie wieder auch ein Hauch von Fröhlichkeit in sich haben. Dafür liebte sie ihn immer noch zu sehr, obwohl ihr Herz schmerzte wenn sie an ihn dachte. Sie vermisste ihn so sehr, dass es wehtat. Jedoch wusste sie, dass es vorbei war. Er würde nicht zu ihr zurückkommen, das war sicher.
Der Kiesweg schien kein Ende zu haben, ebenso wie ihre Tränen. Ihre beste Freundin drückte ihre Hand und versuchte sie aufzumuntern, doch sie hörte nicht hin. Egal was andere sagten, sie konnte ihn nicht loslassen – und sie wollte es auch nicht.
Nun war sie an ihrem Ziel angekommen. Vor dem Marmorstein kniete sie nieder und brach erneut in Tränen aus, als sie die Inschrift leise las:
Jason K. Rivers
1995-2017
Du bleibst für ewig in unseren Herzen
Erst nach einer Ewigkeit schaffte sie es die Rose auf das Grab zu legen und aufzustehen. Ihre Freundin reichte ihr ein Taschentuch, welches sie dankend annahm. Sie versuchte zumindest ein Teil ihrer Tränen wegzuwischen und flüsterte: Ich werde dich immer lieben Jason! Du wirst in meinem Herzen bleiben, auch wenn alle anderen dich vergessen!.
Dann begab sie sich wieder in Richtung Ausgang um den Friedhof zu verlassen. Ihre Freundin war an ihrer Seite und hielt, wie jedes Mal seit diesem Tag, ihre Hand als Zeichen der Unterstützung. Sie wusste, dass es lieb gemeint war, doch niemand konnte ihr den Schmerz wegnehmen.
Während sie das Gatter schloss, dachte sie wie schon so oft, was gewesen wäre, wenn er an diesem Tag nicht auf das Surfbrett gestiegen wäre, er nicht von der Welle unter Wasser gedrückt wäre und er sich nicht den Kopf an einem Felsen gestoßen hätte.
Sie würde die Antwort nie erfahren.