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Die nächsten Tage verliefen relativ ruhig. Emily kam jeden Tag vorbei und wir quatschten sehr viel. Mir ging es von Tag zu Tag besser, so dass endlich der Tag kam, an dem ich nachhause konnte. Ich freute mich riesig. Endlich kein komisches Krankenhaus-Essen mehr. Keine Ärzte mehr. Keine Untersuchungen mehr.

,,Bist du bereit?" fragte Emily und grinste mich an.

,,Oh ja!"

Wir fuhren mit Emily's Auto zur WG. Dort angekommen brachte ich erstmal meine Sachen in mein Zimmer. Man, hatte ich das hier vermisst. Gefühlt lag ich ein Jahr im Krankenhaus, dabei war es bloß eine Woche.

Als ich wieder zurück ins Wohnzimmer ging, saß Emily auf dem Balkon. Sie sah ziemlich nachdenklich aus. Ist was passiert?

,,Hey, ist alles gut?" hakte ich nach.

,,Ich hatte so Angst um dich, Luna! Als der Anruf kam..ich dachte ich würde dich verlieren." sprudelte es aus Emily raus.

Wow. Das kam jetzt unerwartet. Natürlich war mir klar, dass es ihr nicht egal gewesen ist, dass ich im Krankenhaus lag. Doch ich hätte nicht gedacht, dass es sie so beschäftigten würde. Immerhin hat sie die ganzen Tage nie was gesagt. War es meine Schuld? Wollte sie es mir vielleicht sagen, doch sie kam nie dazu, weil ich immerzu von meinem Retter sprechen musste?

Ich setzte mich neben Emily und nahm ihre Hand in meine.

,,Ich weiß." sagte ich mit sanfter Stimme. ,,Aber wieso hast du die ganzen Tage nichts gesagt?"

,,Ich wollte dir die Stimmung nicht vermiesen, schätze ich." erwiderte Emily schulterzuckend.

Fragend sah ich meine beste Freundin an. Was meinte sie damit? Wie könnten mir die Sorgen meiner besten Freundin die Stimmung vermiesen?

,,Du sahst so glücklich aus, wenn du über deinen geheimnisvollen Retter gesprochen hast. Da wollte ich nicht mit so einem Thema kommen." beantwortete sie meine unausgesprochene Frage.

Ich lächelte und zog Emily in eine feste Umarmung. Ihre Ängste konnte ich nur zu gut verstehen. Ich weiß leider nur zu gut, wie es sich anfühlte einen geliebten Menschen zu verlieren. Es war schrecklich. Ein schreckliches Gefühl. Man fällt in ein tiefes schwarzes Loch, aus dem man nur schwer alleine wieder raus kommt.

,,Ich bin hier, Em. Und so schnell wirst du mich auch nicht los werden." sprach ich ruhig auf sie ein.

Emily nickte bloß in die Umarmung hinein. Nach dem wir uns gelöst hatten, lächelten wir uns an. Emily war wie eine Schwester für mich. Zusammen haben wir schon einiges durchgestanden. Ich weiß wirklich nicht, ob ich ohne sie noch hier sitzen würde.

,,Und jetzt überlegen wir uns, wie du deinen Retter treffen kannst." wechselte Emily das Thema.

,,Ich habe mir überlegt, dass ich eventuell zur Wache gehen könnte. Was anderes fällt mir wirklich nicht ein und kann ja wohl kaum vor dem Krankenhaus warten, bis er da mal mit einem Notfall ankommt."

,,Gute Idee! Weißt du denn auf welcher Wache er arbeitet?" wollte Emily wissen.

Natürlich hatte ich darüber auch schon nachgedacht. Deshalb hatte ich Robin geschrieben, ob er mir sagen könnte, auf welcher Wache ich Alex finden konnte. Und das hat er zum Glück getan. Wenn ich meinen Retter getroffen habe, bin ich Robin wirklich was schuldig.

,,Ja, Robin hat es mir geschrieben." sagte ich lächelnd.

Emily nickte bloß. War sie jetzt sauer, weil ich ihr nicht davon erzählt hatte? Irgendwie habe ich das in der Eile vorhin vergessen.

,,Wann möchtest du denn da hin gehen?" fragte Emily mich.

,,Direkt morgen Vormittag. Ich hoffe, dass ich dann auch Glück habe und er zur der Zeit da ist."

Es wäre wirklich unfair, wenn ich ihn nach der ganzen Mühe nicht treffen könnte. Aber das würde einfach zu meinem Leben passen. Natürlich könnte ich seine Kollegen fragen, ob sie ihm was ausrichten könnten, aber das wäre eben nicht das gleiche. Ich wollte Alex persönlich treffen. Nochmal in diese Augen gucken.

Emily und redeten noch lange über Gott und die Welt. Als es langsam kühler würde, entschieden wir uns wieder nach drinnen zu gehen, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Obwohl ich nicht so wirklich was runter bekam, da ich schon ziemlich aufgeregt war. Wie wird er wohl auf mich reagieren?

Nach dem Essen duschte ich noch ausgiebig, bevor ich mich ins Bett legte. Ich wollte früh schlafen gehen, weil ich ausgeschlafen sein wollte. Niemandem würde eine Frau gefallen, die Augenringe bis sonst wo hin hatte. Aber wieso dachte ich überhaupt darüber, dass ich ihm gefallen könnte? Eventuell hatte er ja Frau und Kinder.

-

Am nächsten Morgen war Emily schon nicht mehr zuhause, als ich wach wurde. Ihr Urlaub war vorbei, also musste sie wieder arbeiten. Ich war noch für gut zwei Wochen krankgeschrieben. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass schon 10Uhr war. So viel dazu, dass ich vormittags auf der Wache sein wollte. Damit es nicht noch später wurde, verdrückte ich schnell ein Brot und sprang anschließend unter die Dusche. Danach zog ich mir eine enge Jeans und mein Lieblingsoberteil an. Um nicht wie eine wandelnde Leiche auszusehen, schminkte ich mich noch dezent.

So kannst du dich zeigen, Luna.

Da mein Auto natürlich kaputt war, musste ich den Bus nehmen, um zur Wache zu kommen. Wie ich öffentliche Verkehrsmittel doch hasste. Überall Menschen, die eng an eng standen. Von Privatsphäre war hier absolut keine Spur. Ich war sehr froh, als ich endlich meine Haltestelle erreicht hatte und ich aussteigen konnte. Die Wache war zum Glück nicht allzu weit von der Bushaltestelle entfernt

Okay, ganz ruhig. Tief ein- und ausatmen.

Warum war ich so aufgeregt? Auch wenn er mich höchstwahrscheinlich gerettet hattet, war dieser Mann auch nur ein ganz normaler Mensch, so wie ich auch.

Zögerlich betrat ich also die Wache.

,,Hallo! Kann ich dir helfen?" sprach mich direkt ein Mann an.

,,Hallo. Ja, ehm..ich suche Alexander Hetkamp. Ist er heute da? Ich würde mich gerne bei ihm bedanken."

,,Wer bist du denn?" wollte der Mann von mir wissen.

Ob er bei meinem Unfall auch dabei gewesen ist? Aber dann könnte ich sich doch bestimmt an mich erinnern oder? Naja, andersrum haben die alle sicherlich so viele Einsätze, dass sie sich nicht an jeden einzelnen erinnern können.

,,Luna...Luna Meier."

,,Hallo Luna. Ich bin Franco Fabiano." stellte sich auch der Mann vor.

,,Um zu deiner Frage zurück zu kommen. Ja, der Alexander Hetkamp ist da. Ich kann ja mal nachschauen, ob er gerade Zeit hat." sagte Franco Fabiano freundlich.

,,Ja, das wäre super nett."

Keine 5 Minuten später bogen zwei Männer um die Ecke. Und dann stand er plötzlich vor mir. Mein Retter.

Ich hoffe ihr hattet alle ein schönes Wochenende :) Ich habe mich an das nächste Kapitel gemacht, was dieses Mal auch etwas länger geworden ist.
Was denkt ihr, wie es zwischen Alex und Luna weiter gehen wird? Wir sie ihm womöglich auch gefallen? Gefällt er ihr immer noch, jetzt wo sie weiß, wie er komplett aussieht?
Wenn es euch gefällt, würde ich mich (wie immer) über euer Feedback freuen 🥰

LebensretterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt