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{Alles was kursiv geschrieben ist, wird koreanisch gesprochen}

Ich sitze auf dem Flur des Entertainments und warte. Worauf ich warte, weiß ich selbst nicht. Wahrscheinlich darauf, dass mir ein Dorm zugeteilt wird und ich weiß, wo ich ab jetzt wohne. Länger kann ich nicht im Hotel bleiben. Inzwischen ist es um neun. Abends. Ich glaube, dass die meisten Mitarbeiter gegangen sind. Dann brauche ich auch auf nichts mehr warten.

Ich schnappe meine Jacke und meine Tasche und verlasse das Gebäude. Die Luft draußen ist etwas kühler geworden. Ein leichter Wind weht. Ich gehe durch die Straßen Seouls und bin allein mit meinen Gedanken. Als ich an einer kleinen Bar vorbei komme, beschließe ich etwas zu trinken.

In dem Club ist relativ stickige Luft. Der Raum ist von mehreren Menschen gefüllt. Einige sitzen an der Bar, andere sitzen an runden Tischen und etwas weiter hinten spielt eine Gruppe an einem Billardtisch. Ich setze mich an die Bar und bestelle mir mit meinem mickrigen koreanisch eine Rum-Cola. Kurz schaue ich mir die Menschen hier an, die alle auf koreanisch wild durcheinander reden. Der Barkeeper schiebt mit mein Getränk rüber und ich reiche ihm das Geld mit einem leisen 'danke'.

Ich nippe an meiner Cola und tippe ein wenig auf der Platte herum. Meine Gedanken schweifen von allein zu meiner Heimat in Australien. Australien... Meine Familie. Meine Freunde. Ich habe sie alle verlassen. Warum? Weil ich einem Traum nachjage, den ich mir vielleicht nicht mal erfüllen kann. Je nach dem, wie ich angenommen werde. Oder eher wann.

"Vier Gintonic bitte." Höre ich eine tiefe Stimme sagen. Und ich höre einen Akzent heraus, der mir bekannt vorkommt. Jemand mit australischen Wurzeln? Quatsch, das ist nur Wunschdenken. Wunschdenken nach jemandem, der mir aus meiner Einsamkeit hilft.

Ich drehe mich leicht um und sehe einen blonden Typen. Ungefähr so groß und so alt wie ich. Naja vielleicht etwas älter. Während er auf seine Bestellung wartet, setzt er sich mit dem Rücken zur Bar auf einen der Hocker und schaut sich um. Dann fällt sein Blick auf mich. Ich wende mich sofort von ihm ab. Ich hatte das Gefühl, als könnte er in meine Seele schauen.

"Annyeong." Sagt die selbe Stimme auf einmal, nur ist sie diesmal näher.
"An-nyeong.." sage ich vorsichtig. Ich will jetzt bitte keine Konversation mit jemand koreanischem führen, dann verstehe ich nämlich jedes zweite Wort nicht.

"Du bist nicht von hier, richtig?" fragt auf einmal auf englisch mit australischem Akzent.
Meine Augen werden groß und ich nicke etwas ungläubig.
"Ich komme aus Australien, bin erst ein paar Tage hier."
"Ich komme auch aus Australien, aber lebe schon seit längerem wieder hier. Was bringt dich nach Korea?"

"Der Wunsch, mein Lebensziel zu erreichen. Aber wie es aussieht, kann das noch dauern.. ich hab ja nicht mal einen Platz zum Schlafen für die nächste Nacht.." beschämt schaue ich weg. Wofür er mich jetzt halten muss...

"Chan-hyung, kommst du mal wieder?" Ruft eine männliche Stimme aus der Billardecke.
"Richtig, ich sollte Getränke für meine Jungs holen.. Willst du vielleicht mit zu uns kommen?" Er gibt dem Barkeeper das Geld. Ich schüttle mit dem Kopf und starre auf die Tischplatte.

"Aber du bist alleine und hast keinen Platz zum schlafen. Wir haben ein Dorm, in dem eh zu viele Betten sind." Er hebt die Augenbraue. Ergeben nicke ich und nehme meine Rum-Cola und stehe auf. Auch er nimmt auf einem kleinen Tablett die vier Getränke mit und wir gehen in die Ecke.
"Wie heißt du eigentlich? Ich bin Bang Chan, aber Chan reicht."
"Felix."
"Felix..."

Wir kommen bei den leicht betrunkenen Jungs an.
"Chan, endlich bist du zurück, das hat aber gedauert!" Ein schwarzhaariger Typ, der etwas kleiner als ich ist, kommt auf ihn zu und nimmt sich einen Gintonic und trinkt einen ordentlichen Schluck. Dann fällt sein Blick auf mich, doch er sagt nichts.

Lost Till I Met You 《Chanlix ~ Oneshot》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt