Aufeinandertreffen

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Luisa's POV:

"Und du bist dir echt sicher, dass sie nicht da sind?", hakte ich bei Karsten nach, als Sarah, er und ich zur Wohnung fuhren, um meine Sachen zu holen. Elli meinte ich sollte mir das nicht antun aber am Ende würden sie was vergessen und dann musste ich sowieso nochmal hin.

„Ja, Matt hat gesagt, dass sie beim ihm sind."

Sarah hatte einen Karton für einen Teil meiner Kleidung genommen, Karsten sah sich im Wohnzimmer und im Badezimmer um und ich ging in unser Schlafzimmer, wenn man es noch als unseres bezeichnen konnte. Als ich die Türe zum Schlafzimmer ohnehin schon ungern öffnete, stieg mir ein muffliger Geruch entgegen.


Der Unordnung und dem Geruch nach zu urteilen hatte er wohl nicht einmal das Fenster geöffnet. Wow, das hatte sogar ich geschafft. Naja, Mom hatte es getan aber ich hatte immerhin frisches Luft eingeatmet. Das nannte ich einen guten Anfang. Außerdem lag bei Elli nicht meine Unterwäsche im Zimmer verteilt und ich räumte meine Flaschen weg. Die Bierflaschen hätte man hier zumindest wegbringen können. Ich warf einen Blick auf unseren Nachttisch. Da stand noch unser Bilderrahmen mit zwei Bildern. Das eine Bild wurde beim Finale 2011 geschossen und das andere kurz nach unserer Verlobung. Sollte ich es nicht um der Erinnerung willen mitnehmen? Oh nein, das würde mir wohl nicht helfen.



„Was macht ihr denn hier?", hörte ich auf einmal die mir bekannte Stimme.

Karsten hatte eine Aufgabe. Sicherzugehen, dass weder er noch Domi hier waren.

„Wir holen Lu's Sachen."

„Ist sie hier? Lu, bist du da?"

„Lass sie in Ruhe", rief meine Schwester wütend.

Es war nur eine Frage der Zeit bis wir uns begegnen würden also versuchte ich gar nicht, mich zu verstecken. So viel Würde hatte ich noch, dass ich ihm selbstbewusst entgegentreten konnte. Naja, so tun konnte als wäre ich selbstbewusst.

„Lu", hauchte er leise, als wir uns zum ersten Mal seit dieser Woche wieder sahen.

Im Hintergrund hörte man Domi und Karsten noch diskutieren, vermutlich ging es Domi mit Elli gleich und er wollte sie sehen.

„Ich bin gleich weg, wollte nur meine Sachen holen", hielt ich mich kurz und blickte zu Boden. Müsste ich mehr sagen oder ihn gar ansehen würde ich wohl entweder in Tränen ausbrechen oder gegen die Wand schlagen.

„Lass es mich erklären, bitte. Es ist anders als du denkst. Elli versteht-"

„Ach, ist es das? Was soll Elli falsch verstanden haben? Karsten und ich haben dich also nicht dabei erwischt, wie du mich mit Dahlia betrügst? Du hast also nicht behauptet, dass du zu feige bist, dich von mir zu trennen und mich stattdessen hintergehst? Ich will kein Wort davon hören", unterbrach ich ihn laut und hoffte wirklich, dass er mir das jetzt nicht auch noch antun würde.

„Ich wollte mich nie von dir trennen. Das habe ich nicht so gemeint!"

„Lass mich in Ruhe, hörst du? Ich will dich nie wieder sehen", zischte ich aufgebracht und versuchte an ihm vorbeizugehen, doch er stellte sich mir in den Weg, „Lass mich verdammt nochmal durch."

„Basti, lass sie, man", wiederholte Karsten meine Worte, er stand hinter ihm im Flur.

„Nein, man, Lu, ich liebe dich. Du kannst jetzt nicht einfach abhauen. Was-"


Karsten unterbrach ihn, indem er ihn an der Schulter wegzog, damit ich vorbei gehen konnte. In einem Zug drehte er sich um und schlug Karsten mit seiner Faust ins Gesicht. Sarah und ich reagierten sofort und versuchten, ihn von Karsten loszubringen, doch der war uns keine Hilfe. Karsten hingegen ließ sich darauf ein und schlug zurück. Zum Glück half uns Domi, so dass Sarah und ich Karsten in die eine Richtung zogen und die anderen beiden uns gegenüber standen.

„Ist das euer verdammter Ernst? Ihr beide habt verdammte Scheiße gebaut also kriegt euch mal ein. Denkt ihr ehrlich, Lu und Elli würden sich mit einem „Ich wollte es nicht" zufrieden geben? Ihr habt sie verdammt nochmal verletzt", schrie Sarah erst die beiden an und wandte sich dann Karsten zu, „Und du solltest eine Hilfe sein und dich nicht mehrmals prügeln. Wir gehen jetzt und nehmen mit was wir haben. Wenn noch was fehlt, kümmere ich mich darum."

Wann ist meine kleine Schwester so erwachsen geworden? Jedenfalls hatte sie Recht. Ich ließ Karsten los, denn der schien runter gekommen zu sein. Stattdessen nahm ich den Ring, den ich mitgenommen hatte und legte ihn in die Hand meines Ex-Verlobten, der es wortlos zuließ. Wir hatten unsere schönsten Momente in dieser Wohnung verbracht. Es brach mein Herz, ihn so zu sehen und noch viel mehr tat es weh, dass ich hoffte, dass es das letzte Mal sein würde, dass ich ihn sehe.

GRENZENLOS II FEUERHERZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt