Arnah

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Ich weiß nicht, wie lange ich bewusstlos war. Noch hatte ich irgendeine Erinnerung an das, was geschehen war, sobald sich meine Augen von selbst geschlossen hatten. Die Taubheit war eingetreten bevor sich die kalten, mit Blut befleckten Hände an die Arbeit gemacht hatten. Und doch ... etwas war geschehen, aber es hatte mir nicht geschadet. Es ... er hatte mir geholfen. Nicht Bulle oder Neh, sondern ... Er. Durch den Schleier aus Sauerstoff- und Blutmangel meines in Panik geratenen Gehirns war an diesem Tag ein Bild von einem Mann gedrungen. Ein Bild von einem Mann in silberner Rüstung und einem purpurnen Mantel.

Seine Stimme ... sie war so, so dumpf, so weit fort gewesen, doch sie gelangte bis tief in meine Gedanken. Sie war beherrscht, voller Autorität.

„Im Namen eures Königs! Bringt das Mädchen zu den anderen! Ihr kennt das Gesetz und den Befehl!"

Als sich der Griff um meinen nackten Körper geändert hatte, er war schützend, nicht raubend, sichernd, statt verletzend geworden, war ich wieder in die Bewusstlosigkeit gestürzt. Und zwar so tief, dass ich nichts, kein Wort gehört und kein Gefühl gespürt hatte, bis zu diesem Zeitpunkt, als ich mit Schmerzen in meinem gesamten Körper erwachte.

Alles brannte, meine Lunge, meine Beine, mein Gesicht. Alles. Nur konnte ich nicht weinen, ich hatte bereits zu viel Wasser auf dem Schlachtfeld vergossen. Oh Himmel! Das Schlachtfeld! Dort war ich gewesen! Dort hatte ich mir die Verletzungen zugezogen und jetzt war ich ... Wo war ich?

Es herrschte eine angenehme Stille hier, wo ich mich befand. Ein angenehmer Kontrast zu dem ohrenbetäubenden Lärm des Krieges. Jetzt spürte ich doch die Tränen kommen. Wieso herrschte Krieg? Was hatte ich überlebt? Gab es andere Überlebende, die mir erklären konnten, was geschehen war? Auch sehnte ich mich nach meiner Familie, dann traf es mich wie ein Blitz. So sehr ich mich auch bemühte, ich erinnerte mich nicht daran. An meine Familie, wie ich überhaupt auf den Platz des Todes gekommen war und auch nicht ... an mich selbst. Oh Himmel, wer war ich bloß? Bei diesem Schock schossen mir die Tränen aus den Augen und liefen heiß über meine glühenden Wangen.

Es war genug, länger hielt ich es nicht aus, mit all diesen wilden Fragen in meinem donnernden Kopf zu warten. Ich riss die Augen auf und sofort wich meine Panik kurzem Aufatmen.

Ich lag in weichen Kissen etwas erhöht in einem Bett, welches ohne Probleme Platz für fünf Menschen geboten hätte. Mein noch immer betäubter Körper war kaum unter den dicken Daunendecken auszumachen. Unerwarteter Weise schmunzelte ich, als ich meine rissigen Finger über den Stoff gleiten ließ. Was für ein wundervoller Stoff. Nichts zeugte davon, dass ich wie ein Schlachttier geblutet haben musste. Ich sah es nicht mehr, das Blut. Es war fort. Genauso wie die grausamen Flecken, die es auf Körper und Kleidung hinterließ. Und ich roch ihn nicht mehr. Diesen harten Eisengeruch, der mich immer bis in meine Albträume verfolgte, zumindest glaubte ich, dass es es immer tat. Erinnern konnte ich mich nämlich nicht.

Ernüchtert ließ ich meinen Kopf, der in den wenigen wachen Sekunden schwerer geworden war, wieder in die dicken Kissen fallen, ohne dass ich Schmerzen verspürte. Kontrolliert schloss ich meine Augen und atmete tief ein und aus. Ich spürte, wie sich die frische Luft, die leicht nach Vanille roch, an der Rauheit meiner Luftröhre rieb und stecken blieb. Ich musste trocken husten. Was hätte ich nicht alles für ein Glas Wasser gegeben.

Genau in diesem Moment öffnete sich eine gewaltige Tür in der Wand, die ich vorher nicht einmal als eine Tür erkannt hatte. Mit dem Hintern voran kam eine Frau herein. Ich hielt die Luft an, stieß sie jedoch sofort wieder zischend aus, als mich mein Brustkorb daran erinnerte, dass ich eine halbe Tonne Staub verschluckt und mir eine Kutsche mehr als nur eine Rippe zerbrochen hatte.

„Ach, du meine Güte, Liebes, du bist ja wach!" Kurz starrte sie mich überrumpelt an, warf dann aber ihren Schockzustand beiseite, um sich mitsamt ihres voll beladenen Wagens, den sie durch die Tür gezogen hatte, neben mich zu hocken.

Her name is KhinaWhere stories live. Discover now