Der Prinz der Rosen

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Es war friedlich, so friedlich an diesem Ort, dass selbst die Sonne meine Tränen nicht zurückhalten konnte, als ich mich in das hohe Gras sinken ließ. Als hätte ich den Halt zur Welt verloren, klammerten sich meine Hände an die Grashalme. In der Luft hingen hunderte verschiedene Gerüche und Düfte. Oh Himmel, ich war angekommen.

Jetzt sollte ich aber keine Zeit mehr verlieren. Sicherlich war Arhna mein Abwesenheit aufgefallen und ich wollte sie nicht unnötig beunruhigen, wenn ich noch länger fort bliebe. Mit der neuen Energie, die mir dieser Ort verlieh, streifte ich durch die verschiedensten Beete. Blumen, dessen absurde Gestalten meine Fantasie übertrafen, fingen meinen Blick am meisten. Ihre krummen Hälse und die blass rosane Farbe mit den blauen Klecksen auf den Blütenblättern erinnerten mich an meinen verletzten Körper. Mein verloren geglaubter Humor ließ mich diese Blumen pflücken. Arhna würde mich sofort in den Blumen wiedererkennen. Für den Duft brach ich vorsichtig einige Salbeihalme ab und steckte sie in den Strauch. Kleinere Gräser mit gelben Blümchen zierten den Strauß. Jetzt fehlte bloß noch die Rose, von der Arhna immer schwärmte. Aber ich hatte in der Stunde, die ich hier verbracht hatte, noch keine solche Rose gesehen.

Etwas nervös begann ich die zweite Runde durch den Teil des Gartens, den ich bereits kannte. Weiter vom Schloss fort traute ich mich nicht. Die Gefahr, dass ich für den Rückweg länger brauchte, als der Tag noch hell war, wies mich in meine Schranken.

Oh Himmel, ich konnte die Rosen niemals übersehen haben. Oder hatte der Gärtner sie vielleicht getrimmt und ich erkannte bloß den Busch nicht? Oh, ich könnte den Gärtner fragen. Aber wie die Rosen ließ auch er sich nicht blicken. Der Garten oder wohl eher der Park war so gepflegt, dass eine große Zahl von Menschen sich um diese Natur kümmern mussten. Nur sah ich weit und breit keine Menschenseele.

Verdammt, ich ärgerte mich über den unvollendeten Blumenstrauß, der meine ganze Dankbarkeit ausstrahlen sollte. Kopfschmerzen, die davon kamen, dass ich stundenlang keinen Tropfen Wasser zu mir genommen hatten, trugen nicht zu meinem Wohlbefinden bei.

Grimmig und mit dem unfertigen Strauß in beiden Händen drehte ich mich im Kreis, um den Rückweg zu finden.

Doch wo auch immer sich dieser befand, die wundervollen Gewächse hatten mich während der zweiten Runde vollkommen von dem Lauf des Weges abgelenkt.

„Ach Liebes, ohne Arnah würdest du dich hier bloß verlaufen." Hatte meine gute Seele immer zu mir gesagt, wenn ich darum bat, alleine ins Badezimmer zu laufen. Wenn ich den Weg zurückfand, dann würde ich darauf beharren, meinen Orientierungssinn zu schulen.

Da stand ich also, vollkommen alleine inmitten eines riesigen Parkes dessen Stein-, Kiesel und Sandwege in alle Richtugen verliefen und mit einem Blumenstrauß hin der Hand. Die Köpfchen begannen vor Durst schlaff herunterzuhängen und meine Kopfschmerzen gingen langsam, aber merkbar in einen Schwindel über.

Oh Himmel, warum brauchte ich nur so lange, um mich von diesem furchtbaren Tag zu erholen, von dem ich nichts weiteres herausgefunden hatte? Meine Erinnerungen mochten mit dem Wind verflogen sein, aber ich habe mich niemals selbst als schwach angesehen.

Nur jetzt brauchte ich Unterstützung. Hilfe. Irgendjemand musste doch zu finden sein, den ich nach dem Weg fragen konnte. Selbst auf dem Schlachtfeld war mir jemand zu Hilfe gekommen, nur hatten mich vorher diese kalten, blutnassen Hände an Stellen berührt, die noch immer schmerzten. Ganz tief von innen. Und vom Ekel.

Bei dem Gedanken an Neh und Bulle wurde mir kalt. Die Angst sprudelte in mir empor als wäre ich wieder unter der Kutsche gefangen. Mein Atem beschleunigte sich. Panisch begann ich, mich im Kreis zu drehen, um mich an etwas zu orientieren, was ich nicht fand.

Meine Füße froren und auch meine Hände zitterten. Bleib ruhig, du mussst dich beruhigen! Ich war weder in einem Wald, noch in einer fremden Stadt. Ich würde den Weg finden!

Her name is KhinaWhere stories live. Discover now