Es war einmal eine Tomate, die ein glückliches und zufriedenes Leben führte bis sie eines Tages eine leichte Rötung an ihrer linken Seite entdeckte. Als sie der Nachbartomate, ihrer besten Freundin, davon berichtete, lachte diese nur und meinte das wäre der Lauf des Lebens. Sie würden nun langsam erwachsen werden. Die Tomate drehte sich weg und weinte. Rot werden-nein das wollte sie nicht. Sie mochte ihr grün. Aber das Leben lässt sich nicht aufhalten und mit jedem Tag wurde sie roter und unglücklicher. Nach zwei Wochen war sie endgültig rot. In dieser Zeit wurde die Tomate immer stiller und reagierte auf gar nichts mehr. Apathisch hing sie an ihrem Zweig und polierte auch ihre rote Haut nicht mehr. Am nächsten Tag waren alle sehr aufgeregt und redeten wirr durcheinander. Die Tomate fragte leise eine andere Tomate was denn los wäre. Diese antwortete, dass heute Erntetag wäre und sie alle sehr gespannt wären was sie denn nun werden würden. Tomatenmark, Tomatensuppe oder in einem Salat? ,die gefragte Tomate zählte viele Möglichkeiten auf und verlor sich dann in Schwärmereien über das Dasein als Tomatensaft. Doch die Tomate hörte schon gar nicht mehr zu, sondern philosophierte in Gedanken darüber, ob das wirklich die Bestimmung einer Tomate ist. Da kam schon der Bauer in das Gewächshaus und pflückte jede Tomate von ihrem Zweig. Die Tomate versuchte sich zu verstecken und sprang dem Bauern nicht schon fast in den Korb wie die anderen Tomaten. Fast wäre es ihr gelungen, aber dann sah der Bauer sie doch. Obwohl sie sich sträubte, wurde sie auch in den Korb getan. Die anderen Tomaten waren sehr laut und sprachen noch mehr als vorher miteinander. Der Tomate wurde das zu viel und sie schrie, dass sie doch bitte alle die Klappe halten sollen und sie auch gar nicht verstehen würde was hier eigentlich so toll dran wäre. Die Tomaten verstummten und es war Stille. Eine Tomate sagte dann zu ihr, dass sie sich auch keine Gedanken darüber machen musste, da sie Glück haben konnte, wenn man sie noch zu Tomatensoße verarbeiten würde. Daraufhin herrschte betretenes Schweigen. Der Tomate rollte eine Träne aus ihrem Auge. Kurz danach fingen die Tomaten wieder an zu reden, aber diesmal leiser und ruhiger, darauf bedacht die Tomate nicht zu verärgern. Als sie im Auto waren, lag eine freudige Erwartung in der Luft. Auf dem Markt angekommen, wurden die Tomaten zu einem Stand gestellt und dann ausgepackt und schön drapiert in der Auslage. Die Tomate kroch währenddessen von den anderen weg und fiel dann von dem Tisch. Sie beglückwünschte sich innerlich auf diese geniale Idee gekommen zu sein und zählte insgeheim schon die Prellungen. Sie rollte ein wenig von dem Tisch fort und plötzlich hob eine Hand sie auf. Der Händler sah zu dem Jungen, der sie aufgehoben hatte und nickte als dieser fragte ob er die Tomate behalten dürfte. Die Tomate war also die Erste, die einen neuen Besitzer hatte. Der Junge lief mit der Tomate in der Hand noch eine Weile auf dem Markt herum bis er die Tomate in seinen Fahrradkorb legte und losfuhr. Bei dem Zuhause des Jungen angekommen, wurde die Tomate unter dem Wasserhahn gewaschen und auf einen Teller getan. An diesem Teller wurde noch ein Zettel mit den Worten ,,Nicht essen, meins!!" befestigt und dann wurde das Licht ausgemacht und es war dunkel. Der Tomate schwirrte der Kopf von den ganzen neuen Eindrücken und sie stellte fest dass Wasser nass war. Am nächsten Tag, den sie durch den Sonnenaufgang bemerkte, kam der Junge mit seinem Handy in der Hand in die Küche. Diese Gegenstände kannte die Tomate nur aus Erzählungen und sie fand diese immer noch eigenartig. Der Junge tippte wild auf seinem Display herum bis er einmal das Gesicht verzog, um dann weiter zu tippen. Die Tomate wunderte sich über den Jungen und guckte sich währenddessen weiter um wozu sie gestern nicht weiter gekommen war. Der Junge grinste und nahm die Tomate, ging zur Schublade und holte dort ein Tomatenmesser hervor. In diesem Moment ahnte die Tomate was ihr blühte und sie wollte sich aus dem Griff des Jungen winden. Seine Hand hielt sie aber fest umschlossen. Schon setzte er das Messer an und die Tomate warf gerade noch ihr Testament in den nächstliegenden Blumentopf als sie in der Mitte durchgeschnitten wurde. Ihr Blut klebte am Messer und strömte auf den Teller. Der Junge setzte noch ein zweites Mal das Messer an, aber davon bekam die Tomate schon gar nichts mehr mit, da sie als Tomatengeruch gerade ihre Leiche von oben betrachtete. Ihre Haare, die das einzig Grüne noch an ihr gewesen waren, wurden einfach in den Mülleimer befördert. Der Tomate schmerzte ihr nicht mehr vorhandenes Herz, aber der Junge zückte sein Handy und machte ein Foto von einem Tomatenviertel. Er tippte noch etwas, verzog wieder kurz das Gesicht und biss dann genüsslich in die Tomate.