Grässlich, genau dieses Wort beschreibt das gelbe Backsteinhaus was sich vor mir erstreckt perfekt. Menschenmassen tummeln sich davor und alle hoffen diesen Tag schnell hinter sich zu bringen, doch genauso wie sie weiß ich, dass sich diese Zeit wie kleben gebliebenes Kaugummi unter einem Schuh ziehen würde. Sehr lang. Denn dieses, zu meinem Leidwesen grässliche Gebäude ist meine Schule.
Wie ich nur zu gerne wieder umdrehen, in mein Auto steigen und wieder über die schlecht gemachten Straßen nach Hause fahren würde. Aber leider geht dieses nicht, denn noch mehr Fehlstunden durfte ich mir nicht mehr erlauben. Mein Vater würde mich einen Kopf kürzer machen und dieses will ich ganz bestimmt nicht heraufbeschwören. Er meint immer, dass wenn man die Schule nicht richtig ernst nimmt, wird später nichts Gescheites aus einem. Natürlich hat er da nicht unrecht, aber er übertreibt es manchmal auch etwas. Viele Entscheidungen macht er nur an meinen Noten oder Fehltagen aus, waren diese schlecht oder war ich mal nicht da, ging Zuhause die Hölle los und er hält mir stundenlang Vorträge darüber wie wichtig die Schule ist. Das geht dann solange bis ich mit einer richtigen Entschuldigung um die Ecke komme und nicht anders. Doch trotz diesen Auseinandersetzungen ist er doch der beste Vater.
Als sich plötzlich ein Arm um meine Schulter legt und das Gesicht von Lea, einer sehr guten Freundin von mir, vor mir auftaucht, zucke ich aus meinen Gedanken über meinen Vater zusammen.
Irritier sieht sie mir mit zusammengekniffenen Augenbrauen in die Augen, lässt den Arm um meine Schulter heruntergleiten und stellt sich direkt vor mich. "Alles gut bei dir Simon?" Kurz bin ich über ihre Frage verwirrt, hatte ich doch nicht gedacht das ich so weggetreten gewirkt habe.
Schmunzelnd nicke ich "Ja klar ist alles gut bei mir, war nur kurz in Gedanken und habe darüber nachgedacht wieder nach Hause zu fahren." Durch meine Aussage muss sie kurz lachen, legt dann aber ihren Arm wieder um meine Schulter und zieht mich leicht mit ihr mit, in Richtung Schulgebäude.
"Du weißt ganz genau das du dir keine Fehltage mehr erlauben darfst, hast du etwa das Gespräch mit Herr Schröder vergessen?" leicht lächelnd schaut sie mich von der Seite an und ich stoße die Tür ins Schulgebäude auf, die nebenbei ein kurzes Quietschen von sich gibt.
Natürlich habe ich dieses blöde Gespräch nicht vergessen, wie könnte ich auch? Das war jetzt genau zwei Tage her und liegt mir immer noch schwer im Magen, es ging um meine überaus vielen Fehltage, mein Vater hat mich bis heute Morgen mit wütenden Blicken bestraft aber letztendlich meine Entschuldigung akzeptiert.
Gequält gleitet mein Blick über die roten, rostigen Schließfächer, die sich den ganzen Flur entlang ziehen "Nein habe ich nicht, wie könnte ich auch dieses dumme Gespräch vergessen? Mein Vater hat mich bis heute mit wütenden Blicken bestraft und kaum ein Wort mit mir geredet." Das leichte lächeln auf ihren Lippen gleitet nach unten und sie folgt meinem Blick über den vollen Flur.
Sie seufzt "Ja das hatte ich mir schon gedacht nachdem du mir von dem Gespräch mit ihm erzählt hast." Ich zucke mit den Schultern und beende so unser Gesprächsthema, das nicht gerade berauschend gewesen ist.
Als wir uns dann durch die ganzen Schüler gequetscht und unsere Schließfächer erreicht haben, stößt eine gehetzte Larissa zu uns und lässt laut ihre Sporttasche auf den dreckigen Boden fallen. Laut atmend schaut sie abwechselnd Lea und dann mich an "Oh mein Gott Leute habt ihr schon das neuste von dem Banküberfall neulich gehört?" bevor auch nur irgendjemand von uns beiden auf Larissas Frage eingehen kann hat sie schon weitergesprochen. "Natürlich habt ihr das noch nicht, denn ich sitze an der Quelle aber egal weiter im Text, auf jedenfalls waren es wieder die gleichen wie schon vom letzten Monat." Verständnislos schüttelt Lea den Kopf, ich gebe nur ein stumpfes "Aha" von mir und drehe mich wieder zu meinem offenen Schließfach, damit ich die Bücher für diesen Tag herausnehmen kann.
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The Outsiders
ActionAlles was Simon Harms will, ist die Schulzeit so schnell wie möglich hinter sich bringen, seinen Vater endlich versuchen stolz zu machen und seinen Nebenjob weiterhin vor allen geheim zu halten. Doch genau dort liegt das Problem, denn dieser Nebenj...