Die Briefe von Toten

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"...auch diesmal, bleibt es ein Rätsel. Woher kommen sie? Wer schreibt sie? Fragen an denen..." Harry hörte auf zu lesen und legte die Zeitung bei Seite. Es war wirklich eine Interessante Sache. "Hey George, hast du jetzt eigentlich schon einen Brief von Fred bekommen?", fragte Ginny und setzte sich mit an den Tisch nachdem sie die Salatschüssel abstellte. Der Zwilling schüttelte den Kopf. "Nein. Aber ich denke das der Schreiber jetzt nach dem Krieg eh viel zu tun hat. Und wenn Fred uns einen Brief schreiben will muss er sich wohl gedulden, so wie wir es müssen. Es besteht ja auch noch die Möglichkeit das er gar keinen schreibt."

Harry konnte dem Zwilling nur zustimmen. Wenn auch die letzte Aussage ausgenommen. Der verstorbene Zwilling hatte nur so unheimlich viel seiner anderen Hälfte mitzuteilen, dass Harry nur den Kopf schütteln konnte. Mehrere Nächte hatte Fred immer wieder etwas hinzugefügt oder geändert bis es Harry zu bunt geworden war und er meinte Fred solle wieder kommen wenn er endlich weiß was er alles schreiben will und was nicht, schließlich gab es ja auch noch viele andere Tote deren letzte Botschaft Harry weitergeben wollte.

Langsam schweifte der Kriegsheld mit seinen Gedanken ab. Erinnerte sich daran, wie seine Abende trister wurden. Er hatte alles gehabt was er sich vorstellen konnte, vielleicht zwar nicht seine Ruhe, aber er hatte Ginny, ein Haus, eine Arbeit. Doch trotzdem begann er sich unerfüllt zu fühlen. Das ging so weit, das er seine Beziehung mit Ginny vorläufig auf Eis setzte, etwas was sie tatsächlich verstanden hatte. Sie hatte ihn lediglich darum gebeten, wieder zu ihr zurück zu kommen, wenn er seinen Lebenssinn, seinen Antrieb wieder gefunden hatte. Und das hatte er. Er erinnerte sich daran, wie er beim Wiederaufbau den Stein der Auferstehung wieder fand, wie dies zur selben Zeit passierte, wie seine Pause mit Ginny. Doch es war gut so.

Eigentlich hatte er den Stein in der ersten Woche wieder wegschmeißen wollen, doch er konnte es nicht. Er musste immer wieder an die Toten denken, an die, die sich geopfert hatten und nicht Mal ordentlich vom Ministerium gewürdigt wurden. Es hatte ihn im Laufe dieser Woche immer wütender gemacht. Und so beschloss er die Toten zu würdigen. Die darauf folgende Woche also verbrachte Harry damit Zauber zu suchen, sie zu perfektionieren, bis er zufrieden mit ihnen war. Dann Kündigte Harry seinen Aurorenposten, erklärte das er genug vom Kämpfen hatte und begann seine neue Arbeit.

Alle waren überrascht gewesen, doch keiner seiner Freunde regte sich über seine Entscheidung auf. Keiner wusste was für einen Job er jetzt machte, nicht Mal seine ärgsten Freunde. Harry hatte auch nicht vor es jemanden zu verraten. Er war ziemlich froh das Ginny seine Privatsphäre akzeptierte und ebenso akzeptierte wenn Harry stundenlang in seinem Arbeitsraum saß, schließlich war sie durch ihren Quidditchjob, auch andauernd unterwegs. Und so verbrachte Harry Tag und Nacht damit, Briefe von Toten zu schreiben, ihre Geschichten zu hören und sich mit ihnen zu Unterhalten. Tat er dies Mal nicht, war er entweder bei seinen Freunden, verbrachte Zeit mit Ginny, schlief oder war als Geistagent unterwegs.

"Hast Recht.", riss ihn Ginny aus den Gedanken. "Auch wenn ich es sehr schade fände, wenn er uns keinen schreibt." George brummte darauf nur zustimmend. Sie hatten zwar alle mittlerweile die ganzen Toten akzeptieren können, aber schmerzlich war es weiterhin. Nach einem lauten rumpeln, schauten alle Anwesenden auf denjenigen der gerade aus dem Kamin trat. "Hey Dad, wie war's heute?", fragte Ginny sofort. "Erzähl ich gleich wenn alle am Essenstisch sind." Der ältere Mann hatte ein belustigtes Grinsen im Gesicht und seine Augen funkelten. Es dauerte auch nur noch weitere zehn Minuten bis alle eingetroffen waren und Arthur begann zu erzählen.

"Heute sind zwei neue dazu gekommen. Der eine schreit am Spieß, wenn man ihn nicht vorher fragt auf ihn treten zu dürfen und der andere schüttet Wasser über einen. Einer meiner Kollegen durfte gleich beide Steine kennen lernen und weil er so geschockt war, trat er dann auch noch auf die gute kleine Ravenclaw Schülerin die Mehl ausschüttet." Alle mussten Lachen. Besonders George, welcher vollkommen begeistert von den Stolpersteinen im Ministeriumsboden war. Schließlich spielte jeder von ihnen einen Streich, wenn man ohne Respekt über sie drüber lief. In jedem Stolperstein war einer der Toten eingraviert, der schon einen Brief verschickt hatte. Unter dem Namen des dort gewürdigten stand das Sterbealter und ein Satz, ein Satz von entsprechender Person für die Nachwelt. Tippte man die Namen an, so bekam man weitere Informationen über die Person, wie zum Beispiel die Art wie sie starb.

Die Briefe von TotenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt