Ein düsterer Tag

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Hermione saß auf einer Bank. Vor ihr ein kalter weißer Stein. Er war wunderschön und anmutig, doch war er kalt, emotionslos und doch so voll von ihnen, unnahbar. Eine Pforte, ein Mahnmal, ein Denkmal. Etwas Schönes und Schreckliches zur gleichen Zeit.

Ein Stein voller Liebe und Trauer, voller Erinnerungen, die einen Lachen ließen und weinen, Fröhlich und wütend, die einen ehrfürchtig machten und man sie doch verachtete. Erinnerungen, die einen Dankbar machten aber auch vergrämt.

Dieser eine Stein mit seinen wenigen Worten und Fakten löste so viel aus. So viel Verwirrung auf emotionaler Ebene.

"Geliebte Frau, Mutter, Schwester, Tochter"

Diese Frau, an die diese Worte erinnern sollten, lag nun unter diesen kalten verwirrenden Stein begraben.

Eigentlich sollte Hermione nicht so verletzt sein. Sie hatte Jahre um sich genau auf diesen Moment vorzubereiten, doch hat es sie getroffen wie einen Schlag. Bei jeder Schwangerschaft musste sie um das Leben dieser jungen Frau bangen. Bei jedem Arztbesuch wurden wieder, Tage, Wochen, Monate, Jahre von der Zeit gestrichen, die ihnen noch gemeinsam blieb.

Noch vor wenigen Wochen haben sie miteinander gesprochen. Noch vor wenigen Wochen hat Hermione ihrer Schwester ihr Leid geklagt. Nun war die geliebte kleine Schwester nicht mehr da. Sie musste nicht mehr kämpfen um das Leben, welches ihr so viel bedeutete.

Sie war gegangen, still und leise. Eine, für einen gesunden Menschen normale, Krankheit hat der schon kranken Schwester das Leben genommen. Es waren nur Stunden in denen Hermione sich auf das Endgültige gefasst machen konnte.

Nun saß sie hier und sah auf diesen Stein. Es gab noch so viel, was sie dieser jungen Frau, die viel zu früh von dieser Erde geschieden war sagen wollte. Sie wollte ihr Danken für all die schönen Momente, für die viele Kraft und die lieben Worte, die sie Hermione geschenkt hatte.

Für die Liebe, die sie bekommen hatte und geben durfte. Für die unglaubliche Bereicherung diesen Menschen in seinem Leben zu wissen. Für die vielen Aufmunterungen und süßen Gesten. Für das Privileg Schwester und Tante sein zu dürfen. 

Doch nun konnte sie nur noch hier sitzen und einen kalten Stein anstarren. Die Tränen waren vergoßen. Einzelne Nachzüglicher entfleuchten ab und an ihren Augen und rollten über ihre Wangen. Sie machte sich nicht die Mühe sie weg zuwischen. Jede einzelne Träne war es wert vergossen zu werden, an einen wunderbaren Menschen, der leider viel zu früh gehen musste.

Sie würde die Erinnerung an diesen Menschen aufrechterhalten, nicht nur in ihrem Herzen. Nein! Sie würde mit einem Lächeln im Gesicht jedem von ihrer geliebten kleinen Schwester, die so groß, mutig und tapfer war und eine stolze Schlange, erzählen. Die wundervollste Frau, wie sie je gekannt hatte.

Eine Hand legte sich auf Hermiones Schulter und drückte leicht zu, um ihr Trost zu spenden. Hermione wandte sich zu ihrem Mann herum, der durchaus verstand, welche schwere Zeit seine Frau jetzt durch machte.

Er lächelte ihr zu und gab ihr einen leichten Kuss auf den Schopf.
"Lass uns gehen", schlug er vor und beide verließen sie den Friedhof.

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Moin. Ich weiß selber noch nicht, wo diese kleine Geschichte hinführen wird. Sie ist sehr persönlich und wird wohl die persönlichste Geschichte, die ich je geschrieben habe. Ich weiß nicht, wie lang sie wird, worauf ich hinaus will oder wie sich irgendetwas entwickelt. Ich weiß, warum ich diese Geschichte schreibe. Sie wird ein Andenken, eine Verarbeitungshilfe und vielleicht auch etwas um mir mehr Ordnung in meinen Kopf zu bringen. Es wird eine traurige Geschichte aber vielleicht wird ja etwas gutes daraus. Wir werden sehen.

Dear beloved sisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt