Kapitel 4

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Wir fuhren jetzt schon eine ganze Weile nebeneinander her und keiner sagte auch nur ein Wort. Ich war mir aber nicht im klaren darüber, ob das jetzt ein angenehmes oder unangenehmes Schweigen war, was mich wiederrum leicht nervös machte. Aber immerhin war es so besser, als wenn Matt wieder die halbwegs gute Laune die ich hatte wieder komplett in den Keller zog, weil er wieder irgendein blödes Kommentar abgibt.

Nachdem wir schon mindestens eine Stunde lang, zuerst durch die Stadt und jetzt am Strand entlang, gefahren sind, fragte mich Matt:

"Hast du Lust auf ein Eis? Es ist echt heiß und hier am Strand finden wir bestimmt schnell eine Eisdiele."

"Ja klar. Eis klingt gut.", meinte ich und dachte, dass sich meine Vermutung darüber, dass er einfach nur einen schlechten Tag hatte und mich deswegen so blöd angemacht hatte, bestätigt.

Einige Meter weiter, war auch schon die nächste Eisdiele und wir stiegen von unseren Longboards, nahmen sie unter den Arm und betraten den Laden. Die Schlange war, wie zu erwarten, endlos lang aber was will man auch anderes erwarten. Schließlich leben wir hier am Strand in Virginia, es ist heiß und das Wetter einfach nur wahnsinnig gut. Wir stellten uns also hinten an und nun hieß es abwarten.

Nach gefühlten fünf Stunden kamen wir dann an die Reihe.

"Hey meine Süßen, was darf es sein?", fragte ein dunkelhäutiges Mädchen (sie wird ungefähr so alt sein wie Matt und ich) hinter den Tresen und strahlte uns an.

"Eine Kugel Schokolade, eine Kugel Haselnuss und deine Nummer." Matt grinste sie verführerisch an und ich wusste nicht ob ich über diesen Anmachspruch verzweifeln oder lachen soll. Aber als sie dann einen Zettel und einen Stift raussuchte und Matt ihre Nummer zusteckte, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Ich kann echt nicht fassen, dass jemand auf so einen schlechten Spruch anspringt. Das war doch nur wegen seinem Aussehen und der 'Hey ich bin ein Bad Boy' Ausstrahlung!

"Möchtest du auch ein Eis?", unterbrach dann das Mädchen meine Gedanken.

"Ja eine Kugel Vanille und eine Kugel Kokos.", sagte ich und sie drückte mir ein paar Sekunden später mein Eis in die Hand.

Ich wollte gerade mein Geld aus einer meiner Hosentaschen holen, doch Matt hatte beides schon gezahlt.

"Matt wieso hast du das gemacht?"
"Wovon genau redest du?"
"Ich hätte mein Eis selbst gezahlt."

"Ach das passt schon, mach dir keine Sorgen." Er zwinkerte mir zu und ich schüttelte nur lächelnd den Kopf und bedankte mich. Vielleicht ist er ja doch kein so schlechter Kerl.

Da die Eisdiele gleich gegenüber vom Strand stand, gingen wir über die Straße und setzten uns in den Sand. Unsre Longboards lagen rechts oder eben links von uns. Wir aßen schweigend unser Eis, doch irgendwann wurde mir die Stille zu blöd und ich brach sie.

"Matt du weißt schon, dass sie dir nur ihre Nummer gegeben hat weil du schon dieses typische Bad Boy Image ausstrahlst, oder?"

"Na und besser als so eine Ausstrahlung zu haben wie du. Dieses 'hey ich bin ein unschuldiges kleines Mädchen und würde nie in meinem Leben jemand auch nur ein Haar krümmen'." Autsch. Diese Aussage hatte gesessen. Wie kann ein Mensch nur so extrem launisch sein?! Vor ein paar Sekunden zahlte er mir noch mein Eis und in der Nächsten maulte er dich an! Doch ich beschloss das nicht auf mir sitzen zu lassen.

"Ich habe doch keine solche Ausstrahlung! Das ist doch Mist!"

"Oh doch Süße und wie du die hast.", lachte er.

"Nur weil dich hier alle Mädchen jetzt schon anstarren, weil du angeblich ja so ein Bad Boy bist musst du dich nicht gleich so aufspielen!", schoss ich zurück, aber Matt lies sich nicht davon beeindrucken, sondern lehnte sich zu mir herüber und flüsterte mir ins Ohr.

"Und was ist mit dir? Magst du Bad Boys?"

"Erstens ich habe einen Freund und zweitens nein ich mag keine." Ok ich muss zugeben erstens war gelogen, aber in dieser Situation musste ich das einfach tun.

"Natürlich magst du keine.", lachte er und seine Stimme triefte nur so von Ironie.

"Nein ich mag keine!"

"Das werden wir ja sehn.", sagte er und grinste mich wieder an.

"Nein werden wir nicht!", meinte ich harsch.

"Das kann jetzt in zwei verschiedene Richtungen gehen. Entweder du magst wirklich keine Bad Boys und wir werden wirklich nie sehen was rauskommen sollte oder du magst Bad Boys richtig gerne, hast aber Angst es vor mir zu sagen, weil du nicht willst, dass ich es herausfinde."

Am liebsten hätte ich ihm sein blödes Grinsen aus dem Gesicht gewischt, aber was er danach noch sagte, setzte dem ganzen noch die Krone auf.

"Und ich könnte darauf wetten, es ist die zweite Möglichkeit."

"Aber ich kann dir versprechen es ist ganz sicher das erste!"

"Ganz wie du meinst, Süße."

"Mein Name ist immer noch Anna und nicht Süße hatten wir das vorhin nicht schon mal?"

"Und denkst du jetzt kümmere ich mich mehr darum als vorhin?"

Ich verdrehte meine Augen und stand auf, da ich beschlossen habe zurück zur Wohnung zu fahren. Matt blieb dort sitzen wo er war und ich merkte, wie er mich anstarrte, als ich wegging und mir hinterher schaute. Ich drehte mich jedoch kein einziges Mal um und auf dem Weg zurück kam mir eine Frage in den Kopf: Warum frägt Matt mich, ob ich auf Bad Boys stehe?

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Na, wie gefällt euch die Geschichte bis jetzt? Ich würde mich über Feedback freuen, da ich es echt schlecht einschätzen kann, ob ihr das gut oder schlecht findet was ich schreibe :) 

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