Kapitel 2

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Pov 3. Person
Es ist 5:30 Uhr, Hinita's Wecker läutet. In der letzten Nacht konnte er wiedermal kaum schlafen, über jede Minute ist er dankbar. Heute waren es 4 Stunden, definitiv zu wenig für einen Teenager und zudem ist er auch noch Sportler. Wie immer folgt er seiner morgendlichen Routine.

Hinita möchte so schnell wie möglich weg von zu Hause. Er möchte weg, weiß aber nicht wohin er will. Fürs erste würde es ihm reichen Kageyama in ihrem Rennen zum Clubraum zu besiegen, dieser kleine und scheinend unbedeutende Triumph, rettet oft seinen Tag. Ein Blick auf die Uhr, es ist 6:20 Uhr, Training beginnt um 7. Daichi hat ihm einen Zweitschlüssel gegeben, da er und Kageyama sowieso immer die ersten sind.

Pov Hinita
F'ck, wo ist denn nur der Schlüssel?! Hab ich den jetzt im ernst vergessen? Das heißt, ich muss auf die anderen warten und mich auch noch vor ihnen umziehen. Um ehrlich zu sein, das macht mich wirklich unruhig, ich muss darauf achten nicht wieder so leicht aus der Fassung zu geraten wie in letzter Zeit, sonst setzt mich Ukai vielleicht nicht von Anfang an ein.

Pov 3. Person
In Gedanken versunken sitzt er da, nicht lang und Kageyama stößt dazu. „Oi, Idiot!", ruft er von unten. „Oh, hey.", antwortet Hinita mit einem großen falschen Lächeln. Kageyama erschrickt etwas bei dem Anblick von seinem rothaarigen Teamkollegen.

Riesige Augenringe, platte Haare, noch blassere Haut. Zudem fällt ihm auf wie sehr seine Haare, vielleicht auch nur in diesem Licht, nein, sie haben wirklich ihre Farbe etwas verloren. Sie sind nicht mehr so knallorange und stehen in alle Richtungen, sie sind auch etwas verblasst und sehen so aus als würde er gerade erst aus dem Bett kommen.

Hinata wird etwas nervös, weil er jetzt schon eine Weile komisch von seinem Zuspieler angeschaut wird. „Hab ich was im Gesicht?", fragt er fröhlich als er sich kurz unter seine Augen fasst. Er hat vergessen seine Augenringe abzudecken. Wie immer versucht er die in ihm aufkommende Panik zu überspielen, zu seinem Glück kommt auch schon Daichi.

„Hey! Ich hab dir doch einen Schlüssel gegeben, oder nicht Hinata?", fragt der Kapitän etwas verwirrt. „Den hab ich heute vergessen, sorry..", murmelt Hinata und versucht sein Gesicht etwas in seiner Jacke zu verstecken.

Daichi lächelt nur und sperrt den Clubraum auf. Hinter ihm kommen auch noch Suga und Asahi. Immer mehr Panik staut sich in Hinata, er versucht sich in die Ecke zu flüchten um merkwürdigen Blicken auszuweichen.

Er bemerkt schnell, wie jeder eigentlich gerade auf sich fixiert ist und nutzt diese Chance, um sich so schnell wie möglich umzuziehen. Erleichtert folgt er den anderen in die Sporthalle.

Das Training verläuft ganz normal.

Pov Kageyama
Heute scheint er wieder normal zu sein, auch wenn der Typ echt fertig aussah vorhin. Wenn er so konzentriert aussieht, ist er irgendwie ganz schön süß. SÜß?! Nein ich meinte, gutaussehend! WAS?! Was denk ich nur...

„Hey Kageyama, alles in Ordnung?", fragt Hinata. F'ck mein Gesicht ist bestimmt rot angelaufen, ich hoffe das sieht niemand. „Natürlich.", antworte ich kühl und gelassen, denn das bin ich auch.

Pov 3. Person
In der Mittagspause steht Kageyama bereits vor Hinata's Klassentür um zu trainieren. Mit einem Grinsen geht Hinata zu ihm. Ohne viel zu besprechen gehen sie nach draußen um sich zuzuspielen.

Kageyama nutzt diesen Moment um seinen Teamkollegen zu analysieren. Seine Haare, immer noch blass, seine Haut, fast weiß, seine Augen etwas gerötet, seine Augenringe, nicht so wie vor dem Training. Kageyama hat zwar ein geschultes Auge was Bälle anbelangt, aber Make-up erkennt er nicht.

Der restliche Schultag enthält auch keine besonderen Vorkommnisse. Hinata fällt es meistens schwer stillzusitzen während dem Unterricht, seine Gedanken kreisen für gewöhnlich nur um Volleyball, aber heute sitzt er einfach nur da, fast schon leblos.

Er denkt an nichts, das hat Hinata wohl schon aufgegeben, da er sich sowieso auf nichts richtig konzentrieren kann. Die Schulglocke läutet und auf zum Training.

Wie in der Früh zieht er sich auch jetzt wieder blitzschnell um. Wenn ihn doch nur jemand genauer betrachten würde, würde er die schlechten Bandagen an seinen Armen sehen, er würde die weißen Linien an seinen Beinen erkennen und er würde ihm in die Augen schauen und nicht mehr dieses Funkeln erkennen, sondern nur noch Leere. Denn genau so fühlt er sich auch, leer.

Heute stand Ausdauer auf dem Plan, Ausdauer und Angriffe gegen Blocks, da sie in 4 Tagen gegen Dateko ein Trainingsspiel haben. Bei Angriffen muss Hinata sich besonders verausgaben, denn nur so ist er schneller und springt höher. In der Wasserpause kommt Sugawara zu ihm her und sagt:

„Hinita! Willst du nicht ein normales Shirt anziehen? Dir ist doch bestimmt total heiß."

„Nein geht schon!", antwortet er mit einem Lachen.

„Im ernst, Idiot du kippst noch um, also zieh dich um.", Kageyama mischt sich ein.

„Nein echt! Ist ok!", Hinata bleibt aber hartnäckig.

„Wie du meinst.", Suga gibt sich geschlagen.

Am Ende des Trainings gehen alle zusammen Fleischbrötchen essen, das ist schon eine Tradition geworden bei dem Team. Als sich alle verabschiedeten gehen sie getrennte Wege. Hinata kommt nach hause und es ist alles gleich wie immer. Immer dasselbe, diese Routine, ohne sie wäre er aufgeschmissen und trotzdem will er ihr entfliehen.

Dieser Adrenalin-Kick wenn er auf dem Feld steht und gegen einen starken Gegner spielt, das gibt ihm das Gefühl zu leben. Hinata legt sich auf sein Bett und starrt auf die Decke. Wie wenig Sinn doch alles hat. Selbst wenn sie die Nationalmeisterschaften gewinnen, was ist danach?

Hinata denkt nie an die Zukunft, er lebt in dem Moment in dem er den Ball schmettert, doch jetzt. Nach dem Turnier sind die Drittklässler weg, er wird nie wieder mit ihnen auf dem Feld stehen. Nach der Oberschule ist doch nicht einmal sicher, dass er mit Volleyball weitermachen kann, was wenn ihn kein Team möchte? Oder schlimmer noch, was wenn er ohne Kageyama auf dem Feld stehen müsste? Oder er sogar sein Gegner wäre?

Was wenn sie ihn alle vergessen? Ohne es zu bemerken fließen schon die ersten Tränen. Diese Leere, DIESE VERDAMMTE LEERE. Hinata möchte schreien, doch er kann nicht, alles was er tut ist eingerollt auf seinem Bett zu liegen. Nur eine Sache wird ihm jetzt helfen können.

! TW !

Natürlich ist in seinem Zimmer auch einer seiner Freunde untergebracht. Bereits der Anblick des kleinen Metalls gibt ihm etwas Erleichterung. Er setzt auf seinem linken Handgelenkt an und zeichnet eine horizontale Linie, kurze Zeit später spürt er diese Befreiung.

Als würde ihm jemand seine Last abnehmen. Und weiter, einige Linien folgen auf die erste, Hinata sitzt da und sieht zu wie diesmal nicht langsam, sondern viel schneller das Blut verbreitet. Den Blick auf sein Handgelenk gerichtet sitzt er auf seinem Bett, das ist nicht genug. Er setzt wieder an, einige Schnitte werden gesetzt, nur eben tiefer als zuvor, befriedigt blickt er auf sein Kunstwerk.

Leider muss er irgendwann in die reale Welt zurück, man könnte es als Soggefühl beschreiben, langsam und stetig fällt er wieder auf den Boden zurück. Aber für diese kurze Zeit der Erleichterung würde er alles tun. Nach kurzer Zeit wird ihm schwarz vor Augen und er gleitet in einen traumlosen Schlaf.
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Danke fürs Lesen :)
Weitere Updates folgen natürlich! ;)

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