Leo riss seine Augen auf. Er lag in seinem Bett. Draußen zwitscherten Vögel und die Sonne schien in sein Zimmer.
Er sah sich um: alles war so wie immer. Die Poster hingen über seinem Bett, der Schrank war geschlossen, seine Zimmertür stand einen Spalt offen.
Alles ganz normal. Leo schaute zu seinem Wecker „9:55". Er seufzte und stand auf.
Von unten vernahm er die familiären Geräusche von Baby Geschreie, Telller klappern und einem schrillen Schrei. „Lissy", rief er in de Flur hinaus.
„Jaaaaa ?", kam es laut zurück. „Es gibt Leute in diesem Haus die um die Uhrzeit noch schlafen wollen", sagte er halb verschlafen.
„ Ah ja?", seine Schwester kam die Treppe hoch: „Tja dann müssen diese Leute vielleicht mal ihre Zimmertür schließen oder Oropax verwenden."
Leo wollte etwas erwidern aber da verschwand Lissys Löwenmähne schon wieder hinter der Badezimmertür. Leo seufzte. Er konnte seine jüngere Schwester eigentlich sehr gut leiden, aber der 6-Jährige Altersunterschied machte sich immer wieder bemerkbar. Lissy, mit ganzem Namen: Elisabeth Rosemarie ( sie hasste diesen Namen), war eine von Leos Schwestern, sie war 11 Jahre alt und lockige braune Haare wie niemand zuvor der ihm begegnet war. Lissy war ein she lauter und aufgeschlossener Mensch der, wie Leo fand, nie Rücksicht auf andere nahm. „ Das liegt am Alter", behaupteten seine Eltern immer wenn Leo sich bescheren ging und: „Sie ist noch ein Kind!".
Aber alles in allem wurde es dank Lissy nie langweilig im Haus, fand Leo.
Er schloss seinen Gedankengang ab und ging die Treppe hinunter, vorbei an den unzähligen Fotos von ihm, Lissy und Lynda, dem jüngsten Mitglied der Familie.
Leo setzte sich in der Küche an den Tisch und aß zwei Scheiben Toast.
Es schmeckte fürchterlich normal.
Seine Mutter sah zu ihm: „Leopold?!" (auch er hasste seinen Namen) „Gehst du nachher vielleicht mal ein bisschen raus? Nur hier drin sitzen, bringt dich auch nicht weiter!"
Leo stöhnte: „ Und was soll ich da, mum? Meine „Freunde" treffen? Sport machen?"
„Ja zum Beispiel..", antwortete seine Mutter trotzig.
Leo schüttelte den Kopf, stellte seinen Teller zur Seite und ging wieder zu seinem Zimmer. „ WENN DU NACHHER RAUSGEHST DENK BITTE AN DIE MASKE", schrie seine Mutter ihm von unten nach.
Die Maske.. ja diese beschissene Maske, mit diesem immer gleichen beschissenem Gesichtsausdruck. Sie alle mussten sie tragen. Jeder einzelne von ihnen. Keine Ausnahmen. Wenn irgendwer eine Fehler macht ist es vorbei, ob dann alle sterben würden weiß keiner, es ist nur bekannt , dass sobald einer seine Maske außerhalb seines Hauses nicht anhat die Welt zerfallen wird.
Leo hatte durch diese Konzept immer noch keinen Durchblick oder auch nur die leiseste Ahnung warum das alles passierte. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass es strengstens untersagt war mit Kindern darüber zu reden. „Wenn du 18 wirst verstehst du es", hatten ihm seine Eltern einmal erklärt. Leos Theorie darüber war jedoch, dass es vor dem Identitäts-Diebstahl schützen sollte.
Er schaute auf den Kalender: noch drei Monate bis zu seinem 18ten Geburtstag. „was'n scheiß", murmelte er und legte sich wieder auf sein Bett.
Wie jeden Tag, hatte Leo nichts zu tun, wie jeden Tag wusste er nicht was mit der Zeit anzustellen, wie jeden Tag hate er das Bedürfnis etas zu verändern. Aber wie jeden Tag wusste er, dass das nicht passieren würde
Er sah aus seinem Fenster:
Unten liefen Gestalten . Leo konnte nicht erkennen wer es war. Wie auch ? Mit den Masken. Es könnten Verwandte sein , Prominente, seine Freunde oder Serienkiller. Niemand würde es wissen. Manchmal fragte sich Leo ob sie selbst wissen wer Sie sind.
Was eine dumme Frage natürlich wussten Sie das. Er wusste doch schließlich auch wer er ist. Tat er doch... er ging zum Spiegel: Vor ihm stand ein junger Mann, braune Haare, Braune Augen, durchschnittlich. Vor ihm stand er selbst. Wie hätte es auch anders sein sollen. Er lies seinen Blick schweifen und sah seine Maske. Sie passte wie angegossen und dadurch auch nur auf seinen Kopf. Kein anderer könnte seine Maske aufsetzten. Es würde ja auch nichts bringen...
