Zufrieden lauschte ich dem leisen Knistern des Feuers, das den Wald in dieser schönen Nacht aussehen lies, als wäre er einem Märchen entsprungen. Mein Blick wanderte vom Feuer über die kleine Lichtung, auf der wir unser Lager aufgeschlagen hatten. Das Feuer ließ die Schatten zur Musik des Waldes über die dicht an dicht stehenden Bäume um uns herum tanzen. Als meine Augen einen Schatten bei seinem Tanz über unser beschauliches Lager aus ein paar Decken und einem Schlafsack verfolgten, spürte ich wie mich der erste Schauer überkam. Doch noch war nicht der richtige Moment gekommen, ich wusste, dass ich noch ein wenig warten musste. Also vergrub ich mich tiefer in die Decken in die ich mich eingewickelt hatte. Kurz schloss ich die Augen, nur um sie beim nächsten wohligen Schauer, der von meinen Haarspitzen, über meine Arme bis in meine Zehen wanderte, wieder aufzuschlagen und aufs Feuer zu richten. Während ich erneut einen Schatten bei seinem Tanz verfolgte, lauschte ich den Geräuschen des Waldes und der Tiere. Als erstes hörte ich das knisternde Feuer, das leise Rauschen und Pfeifen der Blätter im Wind und das Raschelnde Laub, wenn meine Freunde sich vorsichtig bewegten. Nach und nach mischten sich dann die Laute der Waldbewohner, die uns neugierig beobachteten dazu und offenbarten mir die Musik dieser Nacht voller Wunder. Der Nächste Schauer überkam mich und zwang mich aufzustehen, doch ich hatte nichts dagegen, mich von den Decken zu befreien und gab mich dem Takt der Musik hin. Passend zum vierten Schauer begann mein Einsatz und ich begann in den einzigartigen Tanz der Schatten mit einzusteigen. Ich gab mich der Musik vollkommen hin und tanzte um das Feuer herum. Im Hintergrund hörte ich leise die ersten Knochen knacken, krachen und brechen, doch das kümmerte mich nicht. Ich tanzte bis ich das Gefühl hatte, mit den Schatten verschmolzen zu sein und keinen Boden unter meinen Füßen mehr zu spüren. Doch auch dann hörte ich nicht auf, sondern wurde schneller und schneller. Bis ich mit den Schatten gleich auf war und mich mit ihnen gemeinsam zu dieser wundervollen Melodie bewegte. Der Wald verschwamm vor meinen Augen, also schloss ich sie. Als ich sie nach meinem Schattentanz wieder öffnete, sah ich auf sechs Wölfe herab, die abwartend zu mir hoch schauten und mich stumm aufforderten, endlich weiter zu machen. Ich schaute jeden lächelnd an, bevor ich meinen Blick auf den vollen Mond richtete, der genau über uns zu sein schien. Kurz hatte ich das Gefühl, der Mond würde einen Moment heller strahlen. Als würde er mir zu zwinkern und mich auffordern näher zu kommen. Doch das Gefühl verschwand so schnell wie es gekommen war. Ich kam der Aufforderung nach und schwebte ihm ein kleines Stück entgegen. Meine Hände streckte ich in den klaren Sternenhimmel, als würde ich ihn um Etwas bitten. Und kaum war ich an der Spitze des höchsten Baumes angelangt, hörte ich das Heulen der Wölfe unter mir. Bei dem die anderen Waldbewohner zu verstummen schienen. Doch als das Heulen wieder verklang, nahmen sie ihre Melodie wieder auf und ich stieg mit ein. Doch dieses Mal tanzte ich nicht mit den Schatten, sondern sang mit den Tieren in einer Sprache, die ich selbst nicht kannte. Und ich brauchte sie auch nicht zu sprechen, denn ich wusste ganz genau was ich zu tun hatte, auch ohne den tieferen Sinn dahinter zu verstehen. Immer während ich Luft holte oder neu ansetzte, heulten die Wölfe um die Pausen zu füllen. Wir sangen gemeinsam das Lied, ohne es vorher gekannt zu haben, doch das kümmerte gerade keinen, wir gaben uns einfach dem Geschehen hin. Nun setzte ich zu den letzten Tönen an und ich spürte eine unglaubliche Energie durch mich hindurch schießen. Beim letzten Ton schloss ich meine Augen und genoss die fremde und doch so vertraute Energie. Kaum war der letzte Ton verklungen, setzten die Wölfe zu einem letzten Heulen an. Doch dieses Mal hatte ich das Gefühl, ich könnte nicht nur das Heulen der sechs Wölfe unter mir und das ihres Rudels tiefer im Wald zu vernehmen, sondern auch das Heulen hunderter, nein tausender anderer Wölfe. Unter all diesen Stimmen hörte ich eine ganz besonders deutlich heraus. Für einenSekunden bruchteil schien sie klarer und verständlicher als alle die anderen. Es war als würde ich genau neben ihrer Quelle stehen, doch hier oben stand ich allein. Ich hatte sie noch nie vorher gehört und doch schien sie mich auf seltsame Weise anzuziehen, wie noch keine andere. Als sie wieder mit den anderen Stimmen verschwamm um letztendlich wieder zu verstummen, vermisste ich sie und fühlte mich seltsamer weise als wäre ich nicht mehr vollständig.
Wörter Anzahl: 765
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Mond Tochter
WerewolfLiz Dives ist ein nicht ganz so normales Mädchen. Bisher waren ihre einzigen Sorgen die Tanz Wettbewerbe zusammen mit ihren Wolfs Freunden zu gewinnen. Doch plötzlich hat ihre Mutter einen neuen Freund und will zu ihm ziehen. Für Liz heißt das eine...