2.Kapitel

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Obwohl meine Mutter mir gerade eben noch etwas erzählenwollte, schwieg sie während der kurzen Fahrt. Doch mir war das nurRecht. In letzter Zeit redeten wir sowieso nicht besonders viel. Icherzählte ihr zwar jede Tag wie die Schule war, wann der nächsteWettbewerb ist und wie das Training war. Doch langsam wurde siemisstrauisch und traute mir nicht mehr so wie früher. Ich wünschteich könnte ihr von der wahren Natur meiner Freunde erzählen, dannhätte ich es nicht immer so schwer. Wenn sie es wüsste, müsste ichmir nicht immer Ausreden einfallen lassen, warum ich mich nachts ausdem Haus schlich. Wie sollte ich ihr auch erklären, dass meineFreunde nachtaktiv waren und ich den nächtlichen Wald liebe. Beimeinem Verhalten muss sie ja vermuten, dass ich in irgendwelchekriminellen Machenschaften hinein geraten bin. Die Wahrheit konnteich ihr trotzdem nicht erzählen, das wäre selbstsüchtig. Es ist janicht mal mein Geheimnis, das ich ihr offenbaren würde.Wahrscheinlich würde sie es nicht mal verkraften oder mich in einIrrenhaus stecken, weil sie mir kein Wort glauben kann. So konnte ichalso nichts tun, als mich weiterhin so normal wie möglich zubenehmen und nicht weiter aufzufallen. Ich hoffte, sie will nichtwieder über mein ständiges Verschwinden reden. Nach unserem letztenStreit hatten wir zwei ganze Tage nicht mehr mit einander geredet.Das wollte ich nicht noch mal durchmachen. Wir hatten uns zwar wiedervertragen, doch nur weil wir nicht mehr darüber geredet haben. Mirwar klar, dass unser nächstes Gespräch darüber nicht so endenwürde.

Seufzend sah ich auf, als wir langsamer wurden undschließlich anhielten. Ich wartete bis ich den Motor nicht mehrhörte, dann stieg ich aus und holte meine Tasche aus dem Kofferraum.Meine Mutter wartete vor der Haustür auf mich, als würde siesichergehen wollen, dass ich nicht abhaute. Doch so gerne ich dasjetzt tun würde, wusste ich, dass ich diesem Gespräch nicht aus demWeg gehen kann. Ihr lag etwas auf dem Herzen und das wollte sie mirmöglichst schnell mitteilen. Immer noch schweigend betraten wir daskleine, aber gemütliche Haus. Erst als wir im Wohnzimmer standen,sprach sie mich wieder an. „Hast du heute schon etwas gegessen?"Ihre Stimme nahm den besorgten mütterlichen Ton an, dran erkannteich, dass sie gar nicht wütend war. Schnell schüttelte ich meinenKopf, als ich bemerkte, dass sie mich immer noch abwartend ansah.„Dann mach ich uns rasch ein leckeres Frühstück, während du dicham besten schnell umziehst und dir die Blätter aus dem Haar zupfst."„Das klingt nach einer guten Idee. Danke Mathilde" Ich erwiderteihr Schmunzeln mit einem Grinsen, bevor ich in mein Zimmer ging, umihren Vorschlag schnellst möglich umzusetzen.

In meinem Zimmer schnappte ich mir eine kurze Sporthoseund ein einfaches T-Shirt. Schnell zog ich mich um und machte michdann daran, mir die Blätter aus den Haaren zu ziehen. Ein Spiegelwürde mir meine Versuche eindeutig erleichtern, doch ich traute michnicht hinein zusehen. Was, wenn meine Freunde recht hatten und ichwirklich einen Mate habe? Oder was, wenn sie sich irrten, und dasHeulen keinen besonderen Grund hatte? Was von Beidem wollte icheigentlich? Zum Glück hatte ich keine Chance weiter darübernachzudenken, denn ich wurde von meiner Mutter zum Essen gerufen.

Als ich das Esszimmer betrat, spürte ich schon ihrenBlick auf mir ruhen. „Du hast ja immer noch Blätter in den Haaren.Hast du etwa nicht in den Spiegel geschaut?" „Ich hab mich nichtgetraut hinein zu sehen." Bevor ich darüber nachdenken konnte, wasich ihr sagen sollte, hatte ich ihr auch schon die Wahrheit gesagt.Leider hatte bei ich ihr damit nur noch mehr Fragen aufgeworfen.Deshalb schob ich noch rasch nach: „Ich will nicht wirklich Wissenwie ich aussehe" Das war wenigstens keine komplette Lüge,schließlich wollte ich mein Spiegelbild wirklich nicht sehen. Nurwar der Grund ein anderer. „Na dann, setz dich." Ich tat was siesagte und sah sie dann abwartend an. Sie ignorierte meinen fragendenBlick, schnappte sich stattdessen ein Brötchen und beschmierte esmit Butter und Marmelade. Also hob ich mir meine Frage für späterauf und nahm mir auch ein Brötchen. Als ich jedoch von meinemNutella Brötchen abbeißen wollte, fing sie an zu sprechen. „Ichhab doch gesagt, dass ich dir etwas Wichtiges erzählen will"Langsam legte ich das Brötchen wieder auf meinen Teller, währendich sie aufmerksam beobachtete. „Ja, hast du", sagte ich, als mirklar wurde, dass sie auf eine Antwort wartete. „Also ich möchte,dass wir heute Abend gemeinsam essen gehen" Skeptisch zog ich eineAugenbraue hoch. „Ich gehe gerne mit dir essen, dass weißt dudoch. Was ist denn der Anlass?" „Nun ja..." „Jetzt sag schon"„Ich würde dir gerne jemanden vorstellen" „Oh" Irgendwiehatte ich mit etwas Anderem gerechnet. Vielleicht dass sie endlichihren eigenen Laden öffnen konnte. Doch das ..., kam echtunerwartet. „Ich freue mich für dich, Mathilde. Wie ist er dennso?" „Er ist sehr freundlich und hat einen großenBeschützerinstinkt. Ich wusste gleich, dass es Liebe auf den erstenBlick war als ich ihn sah. Und für ihn war es dasselbe. Aber was ichdir eigentlich sagen wollte war..." Sie wurde von einem Klingelnunterbrochen. Anklagend sah sie mich an. Schnell hob ich meine Händehoch und verteidigte mich. „Meins ist es dieses mal nicht. Ich habes noch nicht angeschaltet" Ihr Blick wechselte erst zu einemschuldigen, dann zu einem fragenden Ausdruck. „Geh schon dran.Deine Geschichte kannst du mir später auch noch erzählen"Grinsend beobachtete ich sie, während ich mir mein Brötchenschnappte. Doch bevor ich in mein Zimmer ging, hörte ich noch, wiesich eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung meldete. Siehörte sich dieses Mal wirklich glücklich an. Vielleicht hatte siedieses Mal den Richtigen gefunden.

Mond TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt