Kapitel 2

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Mit einem Blick vergewisserte ich mich, dass meine Gruppe bei mir war.

„Los, viel Spaß!", rief Henry lachend und brachte sich mit einem Satz in Sicherheit.

Sofort stürmten alle los. Ich musste Cocos Hand loslassen, verlor für ein paar Sekunden in dem Gedränge und Geschubse die Orientierung, dann erspähte ich Luis und brach links aus der Meute aus, die sich unglaublich schnell durch die Tür im Zaun in den Wald hineingedrückt hatte.

Ich stolperte leicht und wäre beinahe in eine Kamera geknallt, gerade noch konnte ich nach unten an ihr vorbeitauchen. Überall um mich herum waren Bäume und andere Jugendliche. Keuchend drehte ich mich zu dem Kameramann um und wollte gerade eine Entschuldigung stammeln, als der Mann mich unwirsch vorbeiwinkte.

Ich biss die Zähne zusammen und versuchte in den auseinanderlaufenden Jugendlichen Ben, Luis oder Coco auszumachen.

Da! Coco stand mit Ben genau auf der anderen Seite der Meute. Die beiden schienen nach uns Ausschau zu halten, Luis konnte ich jedoch nicht mehr entdecken.

Ich beobachtete, wie immer mehr Gruppen im Unterholz verschwanden, jede von einer Kamera verfolgt.

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, dann holte ich tief Luft und drängte mich an den letzten Jugendlichen vorbei zu Coco und Ben.

„Maria!" Ben winkte mir zu. Ich hatte ihn fast erreicht, als ich mit jemandem zusammenstieß.
„Pass doch auf!", schnauzte der Junge mich an und rannte dann, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, weiter.

Grimmig sah ich ihm hinterher und stellte mich neben Coco.

„Wo ist Luis?", wollte ich wissen und ließ meinen Blick hastig an einer Kamera, die direkt auf uns drei gerichtet war, vorbeischweifen.

„Keine Ahnung", antwortete Coco besorgt und verstrubbelte sich die roten wilden Locken. Ihr schien es genauso schwer zu fallen, die Kameras zu ignorieren. Hoffentlich würden wir uns noch an sie gewöhnen.
„Als wir losgelaufen sind, habe ich ihn noch gesehen, aber jetzt ... Er ist einfach weg!"

„Ich wollte mich nur nicht überrennen lassen", hörte ich Luis Stimme hinter mir, und als wir uns umdrehten, grinste er uns gelassen an.

„Mann, du hättest dich ruhig früher zeigen können", drohte Ben spielerisch und knuffte ihn. Luis grinste nur.

Es waren noch drei Kameras da, zwei verschwanden gerade hinter den letzten anderen Jugendlichen im Wald. Die Letzte war auf uns gerichtet und die Frau ging langsam um uns herum. Ich atmete tief durch und ignorierte sie trotz des unangenehmen Prickelns in meinem Nacken.

„Dann lasst uns endlich von hier verschwinden, wir sind die Letzten", bemerkte Coco und schüttelte den Kopf.

Wir joggten los, erstmal in die Richtung, in die auch die anderen Gruppen gelaufen waren: mitten in den Wald, möglichst weg vom Zaun. Schließlich war er eine unüberwindbare Barriere und wir wollten nicht riskieren, dort in die Enge getrieben zu werden.

Schon bald war von der Wiese und dem hohen Drahtzaun nichts mehr zu sehen, die Bäume standen immer dichter und wir mussten immer öfter hintereinander laufen. Der Geschmack des Sommers lag in der Luft und das Licht wirkte grünlicher. Der Boden war zwar fast vollständig von Blättern bedeckt, doch trotzdem wuchsen hier einige Pflanzen.

Ich warf einen flüchtigen Blick über meine Schulter und erspähte die Kamera, die uns folgte.

In dem Moment stolperte ich leicht über eine Wurzel und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den grünen Waldboden.

Gefährliche JagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt