Es war 15 Uhr an einem Samstagnachmittag, als wir durch die Stadt zum Kabuff, der Kneipe meines Vaters liefen, um dort eine Band live zu sehen, die Inglorious hieß. Mein Vater und sein Kumpel Micha, der immer die Konzerte hier organisierte, waren schon da und luden Bierkisten aus dem Auto. Kaum hatten wir die Kneipe betreten, kamen Amelie und Leonie, Michas Töchter, auf uns zu gerannt: „Maria, Kiki!" Beide grinsten breit, als wir sie begrüßten. Dann gingen wir ins Hinterzimmer, wo die Band spielen sollte. Amelie und Leonie folgten uns, in der Hoffnung dadurch näher an die Musiker ranzukommen, ohne dass sie von jemandem weggeschickt wurden.
Die Band, die, wie mein Vater uns berichtet hatte, aus England kam, war gerade dabei, ihr Set aufzubauen und bemerkte daher nicht, wie wir durch die Schiebetür traten. Ein bärtiger Mann mit langen Haaren baute gemeinsam mit zwei weiteren Bandmitgliedern ein Drumkit in einer Ecke auf. Die letzten beiden Männer, die beide blonde Haare hatten, standen vor Bilderrahmen mit Bildern von allen Bands, die hier bereits gespielt hatten. Als wir näher kamen hörten wir, dass sie sich über diese Bands unterhielten und mussten bei den Erinnerungen an die anderen Konzerte grinsen.
Der Erste, der uns bemerkte war ein Typ mit kurzen hellbraunen Haaren und einem weißen T-Shirt, der gerade dabei war, die Becken des Schlagzeugs an den richtigen Platz zu stellen. Er nickte uns zu und lächelte.
„Hey", begann ich, „Ich bin Maria." „Ich bin Kiki. Braucht ihr Hilfe mit irgendwas?" „Uhm, nein, ich glaube nicht", antwortete er, „Ich bin übrigens Colin." Da drehte sich auch einer der Blonden in unsere Richtung. Er hatte schulterlanges Haar und einen Nasenpiercing. Auf seinem Hoodie stand „Chubby and Awesome", was sein Aussehen perfekt zusammenfasste. „Ich bin Nathan und wer seid ihr?", wollte er nun von uns wissen und wir erklärten ihm, dass meinem Vater die Kneipe gehört und wir hier manchmal mithalfen, wenn viel los war. Auch der andere Blonde, der einen langen Mantel und einen Hut trug, ein Mann mit braunen Haaren und einer blonden Strähne und der Bärtige waren näher gekommen und stellten sich als Andreas, Will und Phil vor, als mir Leonie auf die Schulter tippte. „Kannst du fragen, ob wir ein Autogramm bekommen?", flüsterte sie kaum hörbar. Ich nickte grinsend: „Könntet ihr für die beiden vielleicht die Poster unterschreiben, die hier hängen?" „Natürlich." Andreas lächelte und Will und Phil holten zwei der Poster von der Wand. „Habt ihr einen Stift?", wollte nun Nathan wissen und wir gaben ihnen einen, damit sie unterschreiben konnten.Da kam mein Vater und brachte allen eine Maß Bier, worüber die Musiker sich sehr freuten. Kurze Zeit später war alles aufgebaut und die Bierkrüge leer, als mein Vater wiederkam: „Wollt ihr ein bisschen die Stadt sehen? Die Mädels zeigen euch sicherlich gern ein wenig." Sie sahen sich kurz an und begannen zu nicken. „Klingt super!", meinte Phil und sah zu uns rüber: „Also wenn das für euch in Ordnung ist." Sie mussten uns da nicht zweimal fragen: „Natürlich, gerne! Aber es gibt nicht besonderes an unserer Stadt." „Wenn es da einen Platz zum Essen gibt, ist das die beste Stadt, in der ich je war", lachte Nathan. „Du kannst wählen zwischen Pizza, Döner oder...Döner", antwortete ich und fügte nach einer kurzen Pause dazu: „Oder etwas typisch Schwäbisches."
„Traditionelles Essen klingt gut." Andreas hob seine Hand und die anderen nickten zustimmend. „Schwabenhaus?", fragte mich Kiki und ehe ich antworten konnte, übernahm das mein Vater für mich: „Großartige Idee!" „Aber ist das nicht ein bisschen weit weg, wir sind doch heute mit dem Bus gefahren, dass wir auch was trinken können?", überlegte ich. „Wir nehmen einfach auch jetzt den Bus. Das wird schon passen.", schlug Kiki vor und mein Vater ergänzte: „Zeigt ihnen einfach das Stadtzentrum und nehmt dann den Bus nach Tiefenhabsburg." Kaum hatten wir zugestimmt, fragten Amelie und Leonie, ob sie auch mitkommen dürfen. Ich wollte gerade antworten, da kam Micha und sagte ihnen, dass ihre Mutter jetzt da war um sie abzuholen. Also verabschiedeten wir uns von den beiden Mädchen und gingen mit der Band nach draußen.„Also wohin gehen wir?", wollte Colin wissen. „Das Stadtzentrum", antwortete Kiki und wir liefen los, die fünf Männer direkt hinter uns. „Es ist weder schön hier, noch gibt es irgendwas Sehenswertes", erklärte ich, als wir ankamen. Es waren recht viele Leute unterwegs, die shoppen waren, mit ihren Hunden spazieren gingen, ein Eis aßen oder Freunde trafen. Die meiste Außenbestuhlung von Cafés war besetzt mit redenden Leuten, die Eiskaffee oder Softdrinks tranken und den sonnigen Tag genossen.
Nahe einem Café sah ich Herr Kasper, unseren Geschichtslehrer, der ein paar Meter vor uns lief. Vermutlich hatte er noch Mittagschule und war in der Stadt, um sich etwas zu Essen zu holen. Kiki und ich mussten kichern, weshalb er seinen Kopf in unsere Richtung drehte: „Maria, Kiki! Hallo."
Wir grüßten ihn zurück und stellten ihm dann auf seine Nachfrage hin, mit wem wir da unterwegs waren, die Band vor. Diese war überrascht, dass er unser Lehrer war und Rock und Metal hörte, was sie dazu verleitete, sich einige Minuten mit ihm über Musik zu unterhalten. „Wollen Sie zu dem Konzert heute Abend kommen, Herr Kasper?", fragte ich ihn und musste mich zurückhalten, mir nicht die Hand vor den Mund zu schlagen, weil ich die Frage ausgesprochen hatte, ohne nachzudenken. Kiki drehte sich weg, da sie aufgrund meiner Reaktion lachen musste, doch Herr Kasper antwortete überraschenderweise lächelnd: „Klar warum nicht? Wenn meine Frau auf unsere Kinder aufpasst." Kurz starrten Kiki und ich ihn ungläubig an, ehe wir uns angrinsten. Schnell gab ich Herrn Kasper Informationen über das Konzert und erklärte ihm, wo die Kneipe genau war.
„Mädels?" Nathan fragte mit leiser Stimme und fuhr nach einigen Sekunden fort „Können wir bitte weiter gehen? Ich habe Hunger." Kiki und ich mussten mal wieder kichern: „Natürlich." Dann wendeten wir uns nochmals an Herrn Kasper: „Bis später!" „Bis später", er grinste und lief dann weiter.
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Geschichten aus dem Kabuff
FanfictionDas Kabuff ist nicht nur die Kneipe von Marias Vater und die Stammkneipe von ihrer besten Freundin Kiki und ihr. Nein, hier finden auch immer wieder Konzerte statt. Und dabei erleben die beiden Freundinnen nicht nur die Konzerte, sondern auch das e...