My Love is weird

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Jungkook

Mit zittrigen Fingern legte er die Schlüssel für seinen Roller auf den Tresen des Restaurants, übergab Frau Park, der Inhaberin, das gefüllte Portemonnaie und verbeugte sich kurz zum Abschied. Seine demolierte Hand und sein verletztes Knie plagten ihn, obwohl Yoongis Verband vom Vorabend gut geholfen hatte und die Wunden vor weiterer Beanspruchung schützte. Kurz strich er mit seinen Fingerspitzen über den weißen Stoff, während er in Gedanken das Gebäude verließ und beinahe mit der Ursache für seine Verletzungen zusammenstieß.

Ängstlich, doch mit einer ordentlichen Portion Wut in seinem Blick, sah er hoch und begutachtete das kastenförmige Gesicht von Hyungdoo, dessen linkes Auge stark geschwollen war und in einem rot bläulichen Mix erstrahlte. Ein Anflug von Stolz durchströmte Jungkook, als er das Ergebnis seines gestrigen Schlages begutachtete und er musste sich ein Grinsen darüber verkneifen.

„Na Schwuchtel, auf dem Weg zu deiner Braut?", grunzte der Riese vor ihm und begann ihn ebenfalls zu mustern. Zufrieden mit dem kläglichen Bild, das er sah, lachte Hyungdoo auf und sein übelriechender Atem schlug Jungkook entgegen, der daraufhin angewidert die Nase rümpfte. Auch wenn er am liebsten noch einmal ausgeholt hätte, um dem hirnlosen Troll vor sich auch auf das andere Auge zu hauen, hielt er sich dieses Mal zurück. Sein Kollege war nicht einfach irgendwer, er war der Neffe seiner Chefin und würde er sich gehen lassen und wieder versuchen, ihm das Maul zu stopfen, würde er nicht nur wieder den Kürzeren ziehen, sondern auch seine Kündigung bekommen.

Schmerzhaft biss er sich auf die Unterlippe und ging wortlos an dem anderen vorbei, wobei er sich zwingen musste, nicht auf die Anfeindungen, die dieser ihm hinterher rief, zu reagieren. Zu gehen viel ihm schwer, noch immer machte ihm sein aufgeschürftes Knie Probleme und so lief er langsam den Weg zum Park entlang. Betreten sah er zu Boden, wollte keinen der anderen Menschen sehen, nur für sich sein und versuchen, Hyungdoos Worte nicht an sich heranzulassen. Hätte dieser sich gestern nur über ihn ausgelassen, wäre es okay gewesen, so viel Kontrolle hatte er über sich. Doch als er begann Yoongi zu erwähnen, setzte Jungkooks Kopf irgendwie aus. Er konnte einen Überraschungsschlag landen, bevor ihm schmerzlich bewusst wurde, dass er gegen den jungen Mann, der locker einen Kopf größer als er selbst war, nicht den Funken einer Chance hatte.

Kurz schloss Jungkook seine Augen und konnte so noch deutlicher die Herde seines Schmerzes spüren, die pochten, zogen und brannten, doch war es nicht mehr so schlimm wie gestern. So froh wie er war, Yoongi zu sehen, war er lang nicht mehr gewesen und als dieser sich um ihm kümmerte, half es auch seiner Seele.

Er war immer ein Junge mit einem feurigen Temperament gewesen und hatte sich in seiner Schulzeit öfter mit anderen in den Haaren gehabt. Wenn er danach nach Hause kam, interessierte sich jedoch niemand dafür. Man konnte von Glück sprechen, wenn seine Eltern so sehr mit sich beschäftigt waren, um es nicht zu bemerken, andernfalls wurde er nur von ihnen gerügt, was noch schlimmer als ihre Ignoranz für ihn war.

Dass es nun jemanden gab, der sich wirklich für ihn interessierte, ihn sogar in den Arm nahm wenn er weinte, machte ihn glücklich. Nie würde er zulassen, dass irgendwer, sei er noch so groß und um ein Vielfaches stärker als er, etwas gegen Yoongi sagte. Für einen Moment musste er lächeln, als er an seinen Mitbewohner dachte und wie dieser noch tief und fest schlief, als Jungkook in seinen Armen aufwachte. Es war der erste Morgen, an dem er nicht wie üblich lautstark durch die Wohnung lief, summte, die Tür schmiss oder die Fenster öffnete. Er wollte ihn nicht wecken, hatte sich vorsichtig und ohne es eigentlich zu wollen, von ihm gelöst und die Decke ordentlich über den Älteren gelegt. Jungkook vermisste ihn jetzt schon und so zog er sein Telefon aus der Tasche und rief ihn an, ohne zu wissen, was er eigentlich von ihm wollte.

„Hyung? Wo bist du?", fragte er, bemüht seine Aufregung nicht zu zeigen, als der andere abnahm, jedoch nur dessen Atem zu hören war, „Hallo?" Es dauerte einen kurzen Moment, bis dieser ein Wort sagte, sodass Jungkook kurz überprüfte, ob die Verbindung überhaupt noch bestand.

Remedy ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt