One Day: Seokjin

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Deutschland _

29. Dezember 20xx _

Hauptquartier der Kim-Line_

West-Flügel_

04:00 Uhr

Ein Vogel fängt an in Seokjins Ohr zu trillern. Am Anfang ist es angenehm, doch nach wenigen Sekunden wird das Getriller unangenehm um er wird unsanft aus dem Schlaf gerissen, als er bemerkt was das für ein Vogel war- sein Wecker. Leise seufzend stellt er ihn aus und steht vorsichtig auf. Der weiße Bettlaken streift sich von seinen breiten Schultern und gleitet langsam zu Boden. Jin beobachtet wie der weiße Stoff langsam von seinen Füßen gleitet und ein leises klirren zu Tage bringt, da der Reißverschluss nun auch am Boden liegt.

Seufzend macht er keine Anstallt die Decke aufzuheben, stattdessen steigt er über sie hin weg ins Bad, welches sich schräg gegenüber seines Bettes befindet. Die Sonne ist noch nicht oben, wodurch das Zimmer nur vom Licht des Badezimmer geflutet wird. Ohne hecktig dreht Jin den Wasserhahn auf und lässt das Wasser leise vor sich hin sprudeln, als er in den Spiegel auf sein Ebenbild blickt.

Wie ist er nur hier gelandet?
In diesem Zimmer?
Auf dieser Anlage?
In diesem Leben?

Er weiß es nicht mehr, zu lang ist es her, als dass er sich erinnern könnte. Doch eins weiß er: es war nie seine erste Wahl.

So ein Gesicht wie er, sollte nicht für jemand schuften. Nein! Jemand sollte für ihn schuften. Ihm das Essen bringen. Ihm die Kleidung bereiten.

Das Wasser hört plötzlich auf zu laufen und Seokjin seufzt. Prima! Er hat die Ration des Wassers für einen Tag wieder aufs Neue am frühen Morgen verbraucht. Doch er kann nichts dafür, dass leise plätschern und diese kalten Wände laden ihn immerzu ein in seine morgigen Gedankengänge zu versinken. Wann das angefangen hat, weiß er auch nicht. Er weiß gar nichts mehr und dies macht ihn unerbittlich träge und auch erschöpft.

Nichts macht mehr einen Sinn für ihn. Früher war er noch voller Freude ein Runner für V gewesen. Jemand der als Laufbursche fungiert und Akten, Infos und desweiteren an Kuriere weiter leitet um Verfolger zu irritieren. Sie waren dafür da um die schwierigsten Strecken hinter sich zu bringen um jedem das Nachspionieren zur Hölle zu machen. Natürlich ist es jedem egal ob ein Runner ins Grass beißt. Sie sind immer leicht zu ersetzen gewesen. Biete ein Kind einen Zehner an und er legt dir seine Welt zu Füßen, dies meinte V immer. Doch eines Tages wurde Seokjin erwischt und fast erschlagen, wäre V nicht damals gewesen- aber dies war schon viele Jahre her. Beide waren damals noch Kinder und beide waren sich ihrer Rang Differenz nicht bewusst.

Aber heute ist es anders. 

Jin ist für V nur ein Objekt, etwas das im Raum rumsteht und benutzt wird, wenn man es braucht und wenn es ausgenutzt war wirft man es einfach weg. Er hat Angst davor, irgendwann selbst weggeworfen zu werden. Das er den Hunden zum fraß gegeben wird oder noch schlimmer- er gefoltert wird. Dies sind zwar nur Gerüchte die bei den Angestellten herum schwirren, doch jedes Gerücht hat etwas wahres an sich und Jin wusste, dass V aus Spaß schon immer gerne gefoltert hat. Früher waren es kleine Katzen oder Hasen und jetzt sind es halt kleine Kinder oder Erwachsene. Für V gibt es da kein Unterschied und das macht ihm solche Angst.

Manchmal hat er den Verdacht, dass sein Boss allerlei Verständnis für Empathie verlernt hat oder erst gar nicht kennen gelernt hat. Der Kim-Clan war einer der Mafiosi denen man nur Kälte und Mord zuschreiben kann. Sie bringen Chaos in Regionen, nur um dieses Chaos in deren eigene Ordnung zu verwandeln.

Seokjin ist nie ein Fan von der Diktatur dieser gewesen, auf jeden Fall nicht als er bemerkte was genau hier falsch lief. Doch er kann sie nicht verraten- noch nicht. Er muss auf den perfekten Moment warten ohne das auf ihn Verdacht gelegt wird, denn wie schon erwähnt will man nicht in die wutentbrannt Hände vom Kopf der Organisation geraten.

Wieder ertappt Seokjin sich dabei in die Tagträumerei verfallen zu sein. Genervt schüttelt er sein Kopf. Er will hier weg, doch wie genau er von hier verschwinden kann, weiß er noch nicht. Solange dies noch offen ist, wird er nur von der Freiheit träumen können.

Abermals seufzend stößt er sich vom Becken ab und fischt einen Eimer unter diesem hervor, welcher mit Wasser gefüllt ist und einen Lappen drin schwimmen hat. Es ist Regenwasser, denn Jin kennt sich nun so gut, dass er geahnt hat, dass wiedereinmal die Ration leise in den Abfluss plätschern würde.

Ohne weiteres greif er nach dem Lappen, drückt ihn leicht aus und wischt sich die Trägheit aus dem Gesicht. Er nimmt den Becher, welcher ebenfalls im Eimer schwimmt und lässt ihn bis zur Hälfte mit Wasser befüllen, danach zieht er ihn heraus in die Höhe und schnappt sich Bürste und Zahnpaste. Daraufhin geht er aus dem Bad in sein Zimmer zurück.

Noch immer war alles dunkel und nur ein dünner Strahl von beigem Licht durchflutet das kleine Zimmer. Es prallt am Bett ab, fließt über den Lacken und entflüchtet durchs Fenster in die Freiheit. Langsam geht er ebenfalls zum Fenster und öffnet es. Es war links neben seinem Bett und nicht breiter als seine Schultern selbst. Vorsichtig stellt er die Tasse auf dem Fenstersims ab und tunkt seine Bürste hinein, nur um diese dann mit einer dünnen Schicht Paste zu bekleiden und seine Zähne zu schrubben. Leise summt er vor sich hin, als die Härchen an seinem Zahnfleisch kratzen und blickt hinaus.

Er kann die andere Hälfte des West-Flügels des Anwesens erkennen und wie dort ebenfalls langsam die Lichter angehen. Ein Fenster nach dem anderen leuchtet auf und spiegelt Sterne in dunkler Nacht.

Er nimmt den Becher an seine Lippen, tätigt eine Schluck, doch behält die Flüssigkeit im Mund. Er wirbelt sie in seiner Mundhöhle hin und her, wie eine Waschmaschine ihre Kleidung und spuckt es nach draußen auf den Rassen vor sich.

Ein paar Mal wiederholt er die Prozedur und dann schließt er das Fenster, schüttet den Rest des Wassers wieder in den Eimer und stellt seine Bürste samt Paste zurück. Sein Blick gleitet wieder in den Spiegel und mit einem Kamm zu seiner rechten bendigt Seokjin seine schwarzen Haare, nimmt sich etwas Geel und bringt einige Strähnen in die gewünschte Position. Dann tretet er zurück und begutachtet sein Werk. Er ist zufrieden mit dem Ergebnis.

Mit langsamen Schritten geht er wieder ins Zimmer und auf die Türe zu. Er hat noch sein Schlaf-gewandt an doch dies stört ihn wenig, denn seine Tageskleidung befindet sich im Speicher. Dort wo alle Kleidung der Bediensteten aufbewahrt wird.

Trotzig und mit jetzt schnelleren Schritten läuft er durch die dunklen engen Flure und kommt endlich nach einigen Wendung vor einer großen Tür an. Seufzend öffnet er diese und schwaches Licht gibt ihn die Sicht auf einen hohen Raum, welcher am manchen Stellen bis zur Decke mit Kleidung befüllt ist.
Er ignoriert diese unordentlichen Haufen und läuft eng an der Wand gepresst zur rechten Seite durch und kommt an ein kleines Regal auf dem ordentlich gefaltete Kleidung liegt. Sie ist frisch gebügelt er kann es sehen, umso mehr bemüht er sich sofort seine richtige Größe zu erhaschen und er hat Glück. Medium passte ihm, auch wenn der Stoff etwas an seinen Schultern zieht, wenn er sich streckt, doch das ist kein nennenswertes Problem.

Ohne auch nur einen weiteren Gedanken zu verschwenden, zieht er sein Schlaf-gewandt über seinen Kopf und den Anzug vorsichtig an.
Als er fertig ist, nimmt er das gewandt Faltet es behutsam zusammen und legt es an die Stelle wo der Anzug gelegen hat. Daraufhin nimmt er sich ein Tuch aus der Schublade neben dem Regal und legt es über seinen linken Unterarm.

Wieder zurückgehend strafft er nochmal sein Anzug und geht den Flur entlang. Er muss schnell zum Ost-Flügel und sehen welche Arbeit es gibt, die er als Butler erledigen kann und die gab es wie jeden Tag reichlich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26, 2020 ⏰

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