Ich lief die lange Straße entlang, welche von unserer Wohnung zum Kiosk führte. Der Besitzer Aksi war mein bester Freund. Ihn störte es nie wenn ich einfach nur die vielen Mangas durchstöberte welche ganz hinten links an einer Wand aufgereiht standen. Hin und wieder erlaubte er mir auch einen davon auszuleihen. Einen Bürgersteig gab es auf unserer Straße nicht. Ich musste wenn ein Auto kahm ins Gestrüpp springen und warten bis es vorbei gefahren war. Hin und wieder trat ich dabei in Brennnesseln, dann juckten meine Knöchel immer so fürchterlich und ich kratzte die ganze Haut auf. Hin und wieder blieb ich mit meinen Klamotten an Ästen hängen und riss sie kaputt. Mutter schimpfte dann immer mit mir. Das tat sie auch wenn ich in einer Matschpfütze gelandet war und alles dreckig war. Eigentlich schimpfte sie immer mit mir. Egal was ich tat es war falsch. Deshalb schlich ich mich oft aus unserer Wohnung und lief zu Aksi. Hin und wieder erzählte ich ihm von zu Hause. Er nickte dann und brummte in seinen grauen Vollbart "Das wird schon Jüngelchen". Heute empfing er mich mit einem fröhlichen Gesicht. "Geh schnell nach hinten, wir haben eine neue Lieferung", grummelte er. Aksi sprach grundsätzlich nicht laut und nuschelte sehr. Dazu kahm noch sein Vollbart. Wenn man also nicht genau hinhörte konnte man ihn kaum verstehen. Ich nickte und ging auf die hintere linke Ecke des Ladens zu. Während ich die Auslage durchstöberte, blieb mein Blick an einem Manga hängen. Darauf war ein Ball mit grünen, roten und weißen Streifen zu sehen. Das Buch hatte ich vorher noch nie gesehen. Es musste also brandneu sein. "Hast du etwas gefunden was die gefällt?", fragte Aksi von der Verkaufstheke, die mitten in dem kleinen Laden stand. Als Antwort hob ich den Manga hoch. In einer kleinen Nische stand ein alter Ohrensessel, überzogen mit braunen Stoff welcher durchzogen war mit goldenen Fäden. Hinter dem Sessel stand eine vermutlich genauso alte Stehlampe. Auch ihr Lampenschirm war durchzogen von goldenen Fäden. Ich setzte mich auf den Sessel und zog meine Beine an mich heran, sodass ich den Manga auf meine Oberschenkel legen konnte. Die Geschichte handelte von einem Volleyballteam, welches sich früherem Glanze erfreute, aber seit einigen Jahren schon keinen Erfolg mehr hatte. Die Mitglieder hatten sich und den Volleyballsport schon aufgegeben, als ein junger ambitionierte Spieler der Mannschaft beitreten wollte. Er war so gar nicht dem Klischee entsprechend, zu klein und zu schwach um wirklich ernst genommen zu werden. Doch er besaß zwei ganz spezielle Fähigkeiten. Zum einen konnte er höher springen als alle anderen und er motivierte das Team wieder an sich und den Sieg zu glauben. So ein Trottel. Warum sollte man sich einem Team anschließen welches zum Scheitern verurteilt ist? Das ist doch einfach nur Verschwendung von Kraft und Geduld. Trotzdem hatte diese Geschichte irgendetwas an sich. Ich räumte den Manga zurück an seinen Platz, verabschiedete mich mit einem Winken von Aksi und verließ den Kiosk. Draußen lief ich Kokra fast in die Arme. Kokra war ein Mitschüler von mir. "Na wer ist denn da?", fragte er mit seinem miesesten Grinsen, welches seine schiefen Zähne zum Vorschein brachte. Ich wollte mich an ihm vorbeidrängen, doch er zog mich am Kragen zurück. "Warte doch mal Schwächling!", rief er. Neben ihm tauchten seine beiden Kumpels Ekri und Usoko auf. "Lass mich los", versuchte ich so cool zusagen wie ich konnte. Leider war das ein totaler Fehlschlag. Meine Stimme zitterte so stark, dass sie brach und nur ein leises Wispern aus meinem Mund kam. Kokra ließ ein tiefes, gellendes Lachen von sich. "Ach Zwerg! Du bist wieder so witzig. Ist er nicht witzig Jungs?", brachte er lachend von sich. Ekri un Usoko lachten auf, als hätten sie nur auf seine Erlaubnis gewartet. Ohne eine Vorwarnung boxte Kokra mir mit seiner rechten Faust in den Magen. Ich konnte kurz nicht atmen und musste mich vor Schmerz krümmen. Kokra ließ mich los und ich krümmte mich auf dem Boden zusammen. Ich bekam gerade wieder Luft, da trat jemand in meine Wirbelsäule. Vor Schmerzen schrie ich auf. Niemand um uns herum beachtete mich. Es folgten mehr Tritte und Schläge. Jemand musste wohl meine Nase getroffen haben. Auf dem gepflasterten Gehweg tropfte Blut. Ich konnte nicht mehr einschätzen, wie viele mittlerweile auf mich einprügelten. Ich war immer sehr klein und schwach gewesen. Viele mieden mich, weil ich nicht wusste wie ich richtig mit ihnen sprechen konnte. Die Tritte und Schläge hörten auf. Keine Ahnung ob sie wohl einfach keine Lust mehr hatten, oder dachten ich wäre tot. Mir tat alles weh. Auf meinem Rücken sammelten sich Regentropfen. Mutter würde wieder mit mir schimpfen, weil ich die Klamotten wieder schmutzig und kaputt gemacht hatte. Ich richtete mich schwer atmend auf, als Aksi aus neben mich trat. "Alles gut?", fragte er. Ich sah ihn nicht an, richtete mich nur auf. "Man kämpft immer alleine", sagte ich von ihm abgewandt. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, lief ich die Straße zu unserem Haus hinauf. Der Alte hatte mich im Stich gelassen. Vermutlich war er nie auf meiner Seite. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein, zu glauben, dass mich jemand versteht und ich nicht alleine bin. Wie ich gesagt hatte, man kämpft immer alleine. Ich kramte meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Beim Austreten hatte ich noch darauf geachtet, dass sie nicht quietschte und niemand mein Verschwinden bemerkte. Jetzt war es mir egal. Mit Schwung stieß ich sie auf, sodass sie gegen die Wand krachte. Das hatte ich eigentlich nicht beabsichtigt. Naja egal. Gerade als ich meine Straßenschuhe gegen meine Hausschlappen tauschte, hörte ich die Schritte.
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Kageyama
FanfictionEine Geschichte die uns an den jungen Tobio Kageyama heranführt, welcher unbedingt Volleyball spielen will.