Wie ein Tiger ging ich im Flur meiner Wohnung rastlos auf und ab und versuchte mich mental auf das Bevorstehende einzustellen, was mir nicht einmal schwerlich gelingen wollte.
Mein Sohn kochte sich und niedlich wie er war auch dem bald eintreffenden Besuch, in der Küche gerade Lasagne, wobei zu meinem Glück die Küchentür geschlossen war. Ungern wollte ich ihn sehen lassen, dass ich wegen Kims anstehendem Besuch so außer mir war, auch wenn er es vermutlich nicht einmal damit in Zusammenhang setzen würde.Mein Kopf ratterte. Immer wieder versuchte ich die Situation in der ich steckte zu verstehen, wenigstens umrissen, stiess jedoch dabei auf die undurchdringbare und unkaputtbare Mauer der Verwirrung, die es mir schon die Male zuvor unmöglich gemacht hatte.
Irgendwann beschloss ich mich auf den Balkon zu begeben und mich mit ein oder zwei Zigaretten zu beruhigen. Dort kam ich zu dem Schluss, dass alles gut war und ich nur nicht so viel in Kims Verhalten reininterpretieren sollte. Genauso wenig wie in mein eigenes. Lehrer waren nun einmal täglichem Stress ausgesetzt also würde meine in vergangenen Schlüsselszenen merkwürdige Art zu reagieren ganz klar daher rühren.Schatten zogen sich über den Himmel und packten irgendwann alles Licht in Dunkelheit, als es schließlich an der Tür klingelte.
Meine Ohren nahmen wahr, wie Jost aufsprang, dessen Bauch schon laut geknurrt hatte, da er mit dem Essen höflich am Warten gewesen war, um zur Tür zu rennen und sie zu öffnen.Fluchtartig verschwand ich hinter der großen Pflanze auf dem Balkon und versuchte mich durch das Rauchen einer weiteren Zigarette zu beruhigen und zudem aus der Affäre zu ziehen: Den Blick starr auf den dunklen Himmel gerichtet, meine Atmung kontrollierend und mit einem furchtbaren Gefühl der Aufregung im Magen, das verwunderlich angenehm wurde, als ihre Stimme aus dem Flur zu vernehmen war.
"Na. Wie war es in der Schule, Frechdachs?", fragte sie neckisch und hinterließ damit einen massiven Eindruck meinen Sohn bereits gut zu kennen, dessen Lieblingstier der Dachse ist. Ich konnte mir ihr bezauberndes Lächeln nur zu gut vorstellen.
"Ich hab mich heute sogar zurückgehalten den Lehrern Streiche zu spielen.", behauptete der kleine Angeber verschmitzt und ich hoffte, dass er die Wahrheit sprach, da ich zwischendurch ein paar Beschwerdeanrufe von seiner Klassenlehrerin anzunehmen hatte.
"Das hoffe ich, nicht dass ich wieder ein gutes Wort für dich einlegen muss."
Überraschung überkam mich gemischt mit Verwunderung. Dass sie so etwas für ihn getan hatte war wirklich süß, doch konnte ich nicht wissen wie es wohl dazu gekommen sein könnte und hätte gern gefragt, wollte jedoch in keinem Fall aufstehen und mich der Konversation widmen.
Erneut war ich allerdings völlig wie fremdgesteuert, weshalb ich den Blick vom Grau des Himmels löste, die Zigarette dem Aschenbecher zuführte, aufstand und mich schließlich zu meinem Besuch in den Flur gesellte.
Kim war noch dabei ihren schwarzen, langen Wintermantel an den Haken zu hängen, als ich unbemerkt hinter ihr stand.
"Sie hat sich angeschlichen, vorsichtig!!", warnte Jost scherzhaft,woraufhin Kim leise kicherte.
"Ich weiß, ich hab Adleraugen im Hinterkopf.", witzelte sie und drehte sich langsam zu mir um.
Mein Herz machte einen Sprung, als ich mir über ihr Outfit bewusst wurde.
Ein rotes Kleid, das ihr perfekt stand, sich an ihren Körper schmiegte, ihren Körper perfekt betonte und dazu kaum sichtbares Augen-Make up, etwas das sie sonst nie trug. Tatsächlich stand es ihr ausgezeichnet.
Ich kam nicht umhin sie ausführlich zu mustern, jedes Detail aufzunehmen und war in einer Art Trance, unfähig wieder damit aufzuhören, bis Jost mich glücklicherweise unterbrach.
"Du siehst heute aber schick aus.", rief er enthusiastisch und sprang auf und ab.
Scheinbar war auch Kim nicht ganz bei Sinnen, denn sie antwortete nicht, lächelte ihm nur kurz zu, bevor ihr Blick zurück auf mein Gesicht glitt.
Nach einem nervösen Lächeln schaute ich lieber zu Boden und murmelte: "Willkommen. Ich kann euch leider keine Gesellschaft ableisten. Unterrichtsstunden sind vorzubereiten."
Froh über meine gelungene Ausrede, wollte ich mich aus der Affäre ziehen und drehte mich bereits um, doch sanfte Finger umschlossen mein Handgelenk und wie angewurzelt blieb ich stehen.
Oh.
" Ich glaube nicht, dass wir die ganze Lasagne alleine essen können.", schmollte Jost. "Mami komm schon. Das ist auch ganz doll unhöflich sonst. Wir haben einen Gast."
Mein Herz schlug aufgeregt in meiner Brust von der Berührung und der Patsituation.
Tief durchatmend schloss ich kurz die Augen und versuchte zu widerstehen. Diesem starken Gefühl mich nicht einfach aus der Affäre ziehen zu wollen, obwohl ich es für das einzig Richtige hielt, doch wie von selbst drehte ich mich zu ihm und lächelte liebevoll, um mit demselben Blick auch meine Schülerin zu bedenken.
"Ist gut, denn Recht hast du, Jost."
Kim ließ mein Handgelenk los, doch nicht ohne sanft mit den Fingern über meine Haut zu fahren.
Den Entschluss fassend, dass ich mich auf das Essen konzentrieren würde, folgte ich ins Esszimmer, den Blick starr und nachdenklich auf den Boden richtend.
Während Kim mit Jost herumalberte, grübelte ich was nun eigentlich wirklich mit mir und Kim geschah und wie viel ich einfach nur falsch verstand.
Irgendwann erreichte ich das Ergebnis, dass ich mir wohl keine Sorgen zu machen hatte. Manche Menschen waren eben nicht so distanziert, wenn es um Körperkontakt ging, wie ich.
Mich ins Gespräch einzuklinken war gar kein Problem, jetzt da ich mich wieder gefasst hatte und nach kurzer Zeit hatte ich sogar wieder echt gute Laune.Pfeifend räumte ich das Geschirr ab und war sogar so frei meine Unterrichtsvorbereitungen "auf abends zu verschieben", die eigentlich sowieso nicht zu erledigen waren.
Wir spielten noch eine Weile mit Jost, bevor Kim sich verabschiedete, da es relativ spät geworden war und sie mir Zeit genug zum Arbeiten lassen wollte.
Ich geleitete sie höflich zur Tür. "Es war schön hier.", dankte sie, bevor sie sich blitzartig umdrehte und verschwand ohne mir Zeit zum antworten zu lassen.
Ratlos was für eine Begründung hinter dieser Verhaltensweise mal wieder stecken könnte, schaute ich ihr hinterher, wie sie davonschwebte, die schwarzen Wellen des Mantels hinter ihr herwehend.
"Mami Hör auf zu träumen du musst die Tür auch wieder zumachen."
Ich zuckte zusammen und befolgte langsam den Rat meines Sohns, der währenddessen in sein Zimmer rannte.
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Stop lovin' me honey
Romance(Schülerin Lehrerin) Ich bin Lehrerin, unterrichte auf einem Gymnasium Musik, Kunst und Englisch, wo ich ebenfalls einer Klasse als Bezugsperson zur Seite stehe und genau damit kommen wir zu meinem Problem. Kim Loona ist eine Schülerin in dieser Kl...