33

112 9 0
                                    

Seufzend sah sich Yoongi in der Bahn nach einem Platz Ausschau. Er kam von der Chemotherapie und war daher etwas sehr müde, ihm war auch etwas mehr als übel, aber übergeben wollte er sich nicht, zumal da nichts zum Übergeben war.

Die Straßenbahn war nicht voll, aber so gut wie fast jeder Platz war besetzt. Manche hatten ihre Tasche oder Rucksack auf dem Platz neben sich, damit sich dort niemand setzte und Yoongi verstand es, weswegen er nicht fragte, ob er sich dorthin setzen konnte.

Müde hielt er sich an einer Stange und wartete darauf, dass jemand die Straßenbahn an der nächsten Haltestelle aussteigen würde, damit er sich dann dorthin setzen konnte.
Langsam lehnte er seinen Kopf an seine Hand, welche die Stange festhielt, und schloss seine Augen für einen Moment.

Seine Laune war wieder gesunken. Als Seokjin noch neben ihm saß auf diese hässlichen braunen Sessel war er etwas besser gelaunt, dann fühlte er sich einsam und traurig und nun fühlte er sich genervt – genervt von vielen Dingen, sein Lebenslauf, wie es immer mehr den Berg abging, der Trennung, die Art, wie er nun leben musste.

Klar, er hätte vieles anders machen können, er hätte es allen sagen können, dass er an Lungenkrebs erkrankt war, dass ein Tumor ihn befallen hatte und deshalb mit dem Sport aufhören musste, er hätte Hoseok sagen können, dass er Angst davor hatte – Hoseok hätte es mit Sicherheit verstanden, hätte es Yoongi bloß nur gesagt –, Yoongi hätte genauso wenig sich trennen müssen.

Zwar konnte Yoongi nichts gegen die Chemotherapie tun und anderen Arztterminen, aber er hätte vielleicht besser damit umgehen können.

Der nächste Tiefpunkt, von dem Yoongi dachte, es wäre der schlimmste, wäre seiner Meinung nach, wenn man ihm ansehen könnte, dass er krank war. Zum Glück konnte man bisher noch nicht sehen, dass er krank war. Und zum Glück fingen seine Haare noch nicht an, auszufallen. Yoongi wüsste nicht, wie er darauf reagieren sollte.
Denn, was wäre denn dann der nächste Tiefpunkt?

Freunde hatte er nicht mehr in der Schule, er konnte nur einen älteren, welcher bereits über zwanzig Jahre alt war, und Taehyung, welcher sein Cousin war, als Freunde betiteln. Es war nicht schlimm, eine Person, die ein paar Jahre älter als selbst, als Freunde zu betiteln, aber in der Schule konnte er ihn nicht während der Pause bequatschen. Und Taehyung war eher Familie als Freund, ganz ehrlich, wären sie keine Familie, wären sie auch keine Freunde, da sie eigentlich gegenseitig kein Interesse hegten, um mit der jeweils anderen Person befreundet sein zu wollen.

Jedenfalls stand jetzt Yoongi dort, völlig fertig mit der Welt und das einzige, was er sich noch wünschte, war, dass alles nur ein Traum war, ab dem Zeitpunkt, als er seine Diagnose bekam. Er würde jetzt auch die Gesellschaft von anderen Menschen sehr begrüßen, einfach damit er sich nicht so unglaublich einsam fühlte.

Er fühlte sich nicht seit der Trennung unglaublich einsam, sondern schon seit seiner Diagnose. Er hatte das Gefühl, eine riesige Last, welche auch wirklich groß war, mit sich allein herum tragen zu müssen.
Er fühlte sich alleingelassen und das obwohl er selbst Schuld daran war.

Er war verantwortlich dafür, dass er Hoseok nichts gesagt hatte und sich stattdessen sich von Hoseok trennen lassen hatte.
Er war verantwortlich dafür, dass jetzt wahrscheinlich rund vierhundert Menschen ihn hassten und das nur wegen Gerüchten.
Er war verantwortlich dafür, dass er sich nicht selbst überwinden konnte.

αтємвєяαυвєи∂ ~JHS×MYGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt