Kapitel 2

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Der Blick des Dunkelhaarigen lag auf der Reflektion seiner selbst in dem Spiegel und schien doch durch diese hindurch zu gehen. Er erinnerte sich, erinnerte sich an den Tag genau vor einem Jahr. Der Tag, an dem beinahe seine Beziehung in die Brüche gegangen wäre. Er erinnerte sich, als wäre es erst gestern gewesen.


...ich kann es einfach nicht." Samus Worte hallten noch in seinem Kopf nach, als er seine Gitarre zur Hand nahm und zu spielen begann. Und dann auch noch Heartbreak Century und die Frage, ob ihre Liebe für ewig halten würde oder sie sich nur etwas vorgemacht hatten. Er legte die Gitarre zur Seite, nachdem er den Song zu Ende gespielt hatte. Seufzend fuhr er sich durch die mittlerweile wesentlich kürzeren Haare. Er machte sich so seine Gedanken, wie es weiter gehen sollte, ob es überhaupt weiter gehen würde.

Wie viel Zeit inzwischen vergangen war, wusste er nicht, als ihn nahende Schritte aus seinen Gedanken rissen. Ihm war sofort klar, wer da kam, auch ohne das er hatte aufblicken müssen. „Können wir noch mal reden?" kam es leise, fast schüchtern von seinem Freund. „Ok!" antwortete er eben so leise und versuchte, seinen Gesichtsausdruck möglichst neutral zu halten. Egal, was jetzt kommen würde, er würde es ertragen, schlimmer konnte es wohl kaum noch werden.

Riku, ich weiß, dass ich dich enttäuscht und verletzt habe." begann der Blonde. „Es tut mir leid, aber ich kann auch nicht einfach so aus meiner Haut. Ich kann nicht einfach so von Heute auf Morgen ganz plötzlich zu uns stehen, nachdem ich jahrelang der Welt vorgespielt habe, ein Frauenheld zu sein."

Riku wollte etwas erwidern, aber Samu bat ihn darum, ihn aussprechen zu lassen. „Bitte, Honey, gib mir noch Zeit, gib uns Zeit und gib den Fans Zeit, sich an uns zu gewöhnen." „Und wie lange? Wie lange soll ich noch warten?" wollte der Gitarrist verbittert wissen. „Ein Jahr!" erwiderte der Blonde. „Ein Jahr." wiederholte der Braunhaarige „Und dannnoch ein Jahr und noch ein Jahr, Nein, Samu, das mache ich nicht mehr mit!" „Nein Riku, dieses mal meine ich es ernst. Alleine der Gedanke, dich zu verlieren, dich nicht mehr zu sehen, nicht mehr neben dir einzuschlafen, nicht mehr neben dir aufzuwachen, ich....ich.... Das könnte ich nicht ertragen. Und um dir zu beweisen, dass ich es ernst meine..." Samu holte ein Schmuckkästchen aus seinerJackentasche und sank vor Riku auf die Knie. „... Riku Juhanni Rajaama, würdest du mir die Ehre erweisen und mein Mann werden? Heute auf den Tag in einem Jahr?"

Der Dunkelhaarige schluckte. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das kommt jetzt ein bisschen überraschend." „Wie wärs mit Ja! Ja, Samu, ich will dich heiraten." erwiderte der Sänger schmunzelnd. „ Du bist verrückt, weißt du das? Und was soll ich denn anderes sagen als Ja! Ja ich will dich heiraten." lachte er befreit auf.

Mit zittrigen Fingern nahm der Blonde den Ring aus der Schachtel und schob ihn auf den Ringfinger seines nun Verlobten und hauchte noch einen Kuss darauf. Riku tat es ihm gleich und sie besiegelten ihr Versprechen mit einem langen Kuss.

Eine Sache wäre da allerdings noch." meinte der Gitarrist ernst, nachdem sie ihren Kuss gelöst hatten. „Ich weiß schon." erwiderte Samu. „Ich werde heute Abend mit Etel sprechen." Riku zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. „Oder ich rufe sie jetzt gleich an."


Die Spekulationen, die sie an jenem Abend ausgelöst hatten, hielten bis zum heutigenTage an. Samu und Riku hatten jedoch nie ein offizielles Statement abgegeben, wozu auch, es war einzig und allein ihre Angelegenheit. Und über ihr Privatleben hatten sie sich zuvor auch nie geäußert.  Lediglich ihr näheres Umfeld hatten sie informiert. Die Entscheidung wurde von allen positiv aufgenommen. Wahrscheinlich waren die einfach nur froh, dass dieser Eiertanz nun ein Ende hatte.

Pärchenfotos mit Samu und Etel oder auch einer anderen Frau gab es nicht mehr, stattdessen gab es immer öfter Bilder von ihm und Riku.

Und heute nun würde Samu sein Versprechen einlösen. Sie würden heiraten und anschließend ein Video veröffentlichen, so dass jeder an ihrem Glück teilhaben konnte.


Riku schrak aus seinen Gedanken hoch, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Er stand immer noch vor dem Spiegel, immer noch mit den Enden seiner Krawatte in der Hand, an der er fast verzweifelte. „Komm, lass mich  das machen." sagte die kleine, zierliche Frau, die hinter ihm  stand. Schnell hatte sie ihm die Krawatte gebunden. „Und hier hab ich noch ein paar nervenberuhigende Kräuter für dich." Schmunzelnd holte sie eine kleine Flasche Jägermeister aus ihrerTasche. „Du bist einfach die Beste, Suska." umarmte Riku die Frau seines Freundes und Bandkollegen, die für ihn so etwas war wie eine kleine Schwester. Und er hoffte, dass seine Beziehung zu Samu auch so glücklich werden würde, wie die von Sami und Susannah.


Auch Samu bekam Besuch von einer Frau, war darüber allerdings überrascht. „He, was machst du denn hier? Mit dir habe ich ja gar nicht gerechnet." fragte er und umarmte die zierliche Blondine. „Als ob ich mir das entgehen lassen würde." erwiderte sie lachend. „Ich freu mich, dass du da bist, vor allem, nachdem wir..." Samu ließ den Satz in der Luft hängen, es war ihm unangenehm, es auszusprechen. Er erinnerte sich noch an den heftigen Streit, den sie hatten, als sie ihm verkündete, dass sie das nicht länger mitmachen wollte, dass er endlich erwachsen werden und zu seinen wahren Gefühlen stehen sollte. Und sie hatte recht gehabt. Fast hätte er durch sein idiotisches Verhalten seine Beziehung mit Riku zerstört.

„Es ist alles Ok." antwortete sie. „Es hat wohl alles so sein sollen."

Der Blonde räusperte sich, dann sah er sie direkt an. „Und, wie geht's dir so?" wollte er wissen. „Mir geht's fantastisch. London ist so toll!" geriet sie ins Schwärmen. „Und, na ja, ich habe da jemanden kennengelernt. Brian, er ist Fotograf." „Das freut mich für dich. Du hast es verdient, glücklich zu sein." Mit diesen Worten zog Samu sie in seine Arme. „Und sollte er dich unglücklich machen, du weißt, ich bin nur einen Anruf entfernt. Du bist mir nach wie vor wichtig, Vivi." „Ich weiß." erwiderte das Model. „Ich bin froh, dass wir immer noch Freunde sind, trotz allem, was passiertist. Du würdest mir sonst fehlen." Nun war sie es, die ihn umarmte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. „Aber genug von mir. Bist du schon aufgeregt?" wollte sie dann wissen. „Ach, ich doch nicht!" erwiderte der Sänger. Das aufgeregte Wippen seiner Füße strafte ihn allerdings Lügen. Die blonde Frau lachte. „Ja klar, Samu, wie lange kenne wir uns jetzt schon? Du weißt, dass du mir nichts vormachen kannst. Es ist doch auch ganz normal, schließlich heiratest du heute deinen Traummann." Der Blonde schluckte trocken und versuchte, seine Nerven in den Griff zu bekommen.


Nur Sekunden später steckte Sami seinen Kopf durch die Tür. „He, es ist so weit, Haber! Und hi, Vivi."

Auch Riku informierte er, dass es nun Zeit war. Schnell verabschiedete sich die Frauen jeweils von den Männern und gingen zu dem Raum, in dem die Zeremonie stattfinden sollte, gefolgt von Sami.

Nun standen sich Samu und Riku glücklich lächelnd gegenüber. Beide trugen diegleichen Anzüge, als Zeichen, dass sie nun eine Einheit waren, einen Unterschied gab es doch, was die Individualität darstellen sollte.Während Rikus Revers in einem helleren Blau war, war das von Samu bordeauxrot.

„Und? Bereit, die Show zu rocken?" wollte der Dunkelhaarige wissen. „Noch können wir abhauen." Entschlossen schüttelte der Blonde den Kopf. „Auf keinen Fall! Und was ist mit dir? In ein paar Minuten hast du mich für immer an der Backe. Bist du sicher, dass du das willst?" „Auf jeden Fall! Ich hab schließlich lange genug darauf gewartet."


Die Zeremonie warnicht gerade emotionsgeladen, man merkte, dass es nur ein Verwaltungsakt war. Dennoch floss, vor allem bei den Frauen, die eine oder andere Träne.

Und schließlich setzte Riku zum ersten mal seine neue Unterschrift auf die Urkunde. Riku Juhanni Rajaama-Haber.

Can Lovers ever last?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt