Kapitel 1

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"Und? Wie lief es?", fragte Natasha mich grinsend, während ich verschwitzt und keuchend aus der Trainingshalle gelaufen kam. Mein schulterlanges blondes Haar, das ich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, wippte dabei hin und her und kitzelte mich leicht im Nacken.

"Sie war großartig.", hörte ich eine belustigte Stimme hinter mir sagen, "Dieses Mal hat sie ganze zwei Minuten länger durchgehalten, als gestern." Die Stimme gehörte Steve.

"Na, das ist doch was.", lachte Natasha und hakte sich bei mir unter, "Du wirst immer besser, Lara."

Obwohl sie Recht hatte, und ich wirklich Fortschritte machte, konnte ich mich darüber einfach nicht richtig freuen. Ich trainierte schon seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten mit dem Captain und hatte es bis jetzt noch kein einziges Mal geschafft, im Kampf gegen ihn länger als eine Viertelstunde zu bestehen, geschweige denn, auch mal zu gewinnen. Es war frustrierend.

"Ich bin eine schlechte Kämpferin.", murmelte ich niedergeschlagen. Normalerweise war ich nicht gleich deprimiert, wenn ich etwas nicht schaffte, doch dass ich gegen Steve absolut keine Chance hatte, verunsicherte mich.

"Was redest du da?", fragte Steve, der nun neben Natasha und mir herging, "Du bist eine tolle Kämpferin, und jeder von uns weiß das. Wäre es anders, hätte Fury dich nicht zusammen mit uns zu den Avengers gemacht."

"Vielleicht kann ich ja verglichen mit anderen Menschen gut kämpfen, aber was bringt mir das, wenn das nächste Mal eine Armee von Außerirdischen angreift, so wie die Chitauri es getan haben?"

"Dann wirst du kämpfen und sie besiegen.", hörte ich Nats aufbauende Worte, doch wirklich besser fühlte ich mich nicht. Sie bemerkte das und sprach erneut: "Hör zu, Lara, du bist eine tolle Kämpferin und eine Bereicherung für das Team. Niemand erwartet von dir, gegen den Captain oder Thor zu kämpfen und dabei siegreich zu sein."

"Okay, seid ehrlich zu mir, hätte ich gegen die Chitauri gekämpft, hätte ich gewonnen oder wäre ich gestorben?", fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen, denn ich dachte nicht gerne an die Schlacht von New York von vor einem Jahr. Fury weigerte sich, mich kämpfen zu lassen und hieß mich an, lieber den Zivilisten zu helfen, die in Not waren. Im Grunde war der Sieg der Avengers nicht annährend mein Verdienst gewesen und das machte mich wütend. Ich musste nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen, doch ich liebte es, wenn mir Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

"Das kommt auf den Chitauri an.", meinte Nat, "Es gab welche, die du mit Leichtigkeit besiegt hättest und welche, mit denen sogar Thor Schwierigkeiten gehabt hätte."

Ich seufzte tief und sah Natasha dann hoffnungsvoll an. "Heißt das, dass ich das nächste Mal mitkämpfen darf, wenn wir angegriffen werden?"

"Das kann ich nicht entscheiden, aber wenn du Fury auf Knien anbettelst, dann sagt er bestimmt ja.", grinste Nat und ich schlug ihr spielerisch auf den Arm.

"Klar, mache ich bestimmt."

Fury hatte mich damals nicht kämpfen lassen, weil er dachte, dass ich einfach noch nicht soweit war. Er hatte nie behauptet, ich wäre eine schlechte Kämpferin, aber er war der Meinung, dass ich noch etwas trainieren musste, um mit Natasha und den anderen mithalten zu können. Er hatte ja Recht, ich war nicht mein ganzes Leben lang ausgebildet worden, wie Nat und Clint, ich war auch kein Supersoldat, besaß keinen Metallanzug, bin nicht mit Gammastrahlen verstrahlt worden und ein Gott war ich erst recht nicht. Im Grunde war ich also das schwächste Mitglied des Teams.

Als mir das mal wieder bewusst wurde, seufzte ich auf und entzog Natasha meinen Arm.

"So schlimm?", fragte der Captain, der immer noch neben uns ging. Ich nickte nur und murmelte: "Ich geh mal Schokolade holen."

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