Kapitel 5

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Es war einfach nur der Hammer. Die verschwommenen Schlieren des regenbogenfarbenen Strahls nahmen mir nicht die Sicht nach draußen und so konnte ich erkennen, was außerhalb dieses Strudels lag. Direkt vor meiner Nase befand sich das All und ich war in der Lage, in die Weiten des Weltraums zu sehen. Die Sterne leuchteten hell und klar und dazwischen waberte bunter Nebel vor sich hin; es war wunderschön. Nur mit Mühe konnte ich meinen Blick von diesem Spektakel lösen und sah zu den anderen, die neben mir flogen. Alle, außer Thor, waren ebenso gefangen von diesem Anblick, wie ich es gerade eben noch gewesen war, doch als Nat meinen Blick bemerkte, sah sie mich lächelnd an. Ich grinste zurück. Obwohl wir Asgard und somit Loki immer näher kamen, wurde ich immer ruhiger, bis meine Nervosität schließlich ganz verschwand und ich ganz konzentriert an unseren Auftrag dachte.

Nach kurzer Zeit erreichten wir durch die Brücke eine Art Halle, die ein kuppelförmiges Dach hatte. Die gebogenen Wände waren aus massivem Gold und überall waren Muster in die Wand eingearbeitet. Ich staunte über diese Pracht und blickte mich interessiert genauer um, bis mein Blick auf einen großen Mann fiel, der in der Mitte der Halle stand und eine goldene Rüstung und einen goldenem Helm trug. Er stand neben einer kleinen Erhöhung im Boden, die mithilfe einer flachen Treppe zu erklimmen war und sah uns, ein riesiges Schwert mit goldenem Griff in der Hand haltend, an. Als ich seinen festen Blick erwiderte, sah ich, dass der Mann goldene Augen hatte und ich erschrak. War hier etwa alles golden?

Plötzlich sprach Thor: "Heimdall, schön dich zu sehen." "Die Freude ist ganz meinerseits, mein Prinz. Wie geht es Euch?", erwiderte dieser den Gruß. "Mir geht es soweit ganz gut, dennoch muss ich etwas von großer Wichtigkeit mit meinem Vater besprechen.", sagte Thor.

Offenbar hatte Thor nicht vor, irgendjemandem in Asgard zu erzählen, dass Odin längst nicht mehr der König war, sondern dessen Adoptivsohn. Heimdall sah und der Reihe nach an, dann fragte er Thor: "Und die Midgardianer? Warum sind sie hier?" "Das ist kompliziert, ich werde es dir sagen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.", sagte der Donnergott und verabschiedete sich dann von Heimdall. Schnellen Schrittes folgten wir Thor, der nun an dem Wächter vorbeiging und auf den Ausgang der Kuppel zusteuerte. Als wir diesen erreichten und ich nach draußen sehen konnte, machte ich große Augen und mein Mund klappte auf. Wir standen am einen Ende einer meterlangen Brücke aus Glas, in der sich schillernde Farben hin und her bewegten und auf jeden unserer Schritte reagierten. Die große Brücke führte über ein kleines Meer, das sich an der Küste einer goldschillernden Stadt erstreckte, auf die mein Blick nun fiel. Riesige Bauten mit spitzen Dächern und hohen Türmen lagen zur Rechten und Linken des monströsen Palastes, der sich in der Mitte des ganzen Reiches erhob. Die Mitte des Gebäudes war riesengroß, jedoch wurde es zur Seite hin immer kleiner, was aber bedeutete, dass es am Rand immer noch so groß war, wie die übrigen Bauten Asgards. Alles schien aus Gold zu sein und glänzte und glitzerte im hellen Sonnenlicht.

Nachdem ich mich fertig umgesehen hatte, sah ich, dass es meinen Freunden nicht anders erging als mir. Einzig Thor war schon dabei, die Regenbogenbrücke zu überqueren, und schien gar nicht zu bemerken, dass wir aufgrund unserer Faszination alle stehen geblieben waren.

"Hey. Thor, warte doch mal auf uns.", schrie ich ihm nach. Das ließ ihn innehalten und er drehte sich zu uns um und wartete. Mein Schrei schien auch die anderen aus ihrer Starre geweckt zu haben, denn sie setzten sich schnell in Bewegung und folgten mir, während ich schnellen Schrittes auf Thor zu marschierte, der uns ungeduldig entgegenblickte. Als wir ihn eingeholt hatten, setzte sich der Donnergott erneut in Bewegung, und ich konnte anhand seines verkniffenen Gesichtsausdrucks sehen, dass er angespannt war. Auf dem Weg in den Palast sagte keiner von uns etwas, sondern jeder war damit beschäftigt, sich auf seine eigene Art und Weise mental auf unser baldiges Aufeinandertreffen mit Loki vorzubereiten. Ich konnte aber aus dem Augenwinkel sehen, dass Clint äußerst unruhig wirkte, und wusste auch, warum das so war. Durch Lokis Zepter war er damals, kurz vor der Schlacht von New York, zu Lokis Sklaven geworden und hätte uns fast alle umgebracht. Ich glaubte, dass, wenn es irgendwen von uns gab, der Loki noch weniger begegnen wollte, als ich, er das war.

Als wir endlich das Ende der Brücke erreicht hatten, sah ich, dass die Wege zwischen den hohen, edlen Bauten aus hellem Sandstein bestanden. Als wir diese entlang gingen, bemerkte ich, dass immer mehr Leute stehen blieben und uns nachschauten, nicht nur, weil ihr Prinz sich unter uns befand, sondern wahrscheinlich auch, weil viele von ihnen noch nie einen Midgardianer, geschweige denn sechs von uns, zu sehen bekommen hatten. Je weiter wir in die Stadt hineingingen, desto voller wurden die breiten Straßen und eine große Asentraube bildete sich. Viele der Bewohner Asgards verbeugten sich vor ihrem Prinzen, andere sahen ihn nur bewundernd und, im Falle der weiblichen Asen, sehnsüchtig an. Thors Gesichtsausdruck wurde dadurch ein wenig weicher, jedoch schritt er, ohne anzuhalten, weiter auf den Palast zu und die Menge teilte sich, um ihm den Durchgang zu ermöglichen.

Kurz darauf stiegen wir die breiten Stufen zum Eingang des Palastes hinauf und als wir oben ankamen, öffneten uns Wachen mit goldener Rüstung sofort das Tor. Als wir sie passierten raunte Thor uns zu: "Das sind zwei der Einherjar, Asgards beste Krieger." Schnell drehte ich mich um, um noch einmal einen Blick auf die beiden Männer werfen zu können, doch das Tor hatte sich bereits wieder geschlossen. Ein wenig enttäuscht, dass ich sie mir nicht etwas genauer angeschaut hatte, ging ich Thor wieder hinterher. Wir gingen durch breite Gänge, deren Decken von hohen Säulen aus massivem Stein getragen wurden, und gelangten nach kurzer Zeit an eine mächtige Flügeltür mit eingelassenen Ornamenten und filigranen Mustern. Vor ihr blieb Thor unschlüssig stehen. Die Wachen, die seitlich neben der Tür standen, machten Anstalten, sie zu öffnen, doch Thor winkte ab. Sofort kehrten die Wächter an ihren Posten zurück. Dieses Mal ließ ich mir die Chance, die Einherjar zu betrachten, jedoch nicht entgehen und ich sah sie neugierig an. Sie wirkten äußerst konzentriert, obwohl sie teilnahmslos dastanden und das Treiben um sich herum beobachteten; auf alles vorbereitet und allzeit bereit, ihren König zu beschützen.

"Also", sprach da plötzlich Thor in die Runde, leise genug, dass die Wächter ihn nicht hörten, "Wenn wir gleich durch diese Tür gehen, dann bleibt bitte möglichst nahe bei mir. Ich möchte nicht, dass jemandem von euch etwas zustößt, doch wenn wir Glück haben und ihr tut, was ich sage, endet das hier vielleicht nicht in einem Kampf."

Wir anderen nickten. Ich legte eine Hand auf meinen Waffengurt, bereit dazu, meine Dolche zu ziehen, und sah, nun doch wieder etwas angespannt, zu der großen Flügeltür, auf die Thor nun zutrat und mit einem kräftigen Stoß öffnete. Sie teilte sich und ließ mich einen ersten Blick in den Thronsaal werfen, bevor Steve sich an mir vorbeischob und mir die Sicht versperrte.

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