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»Es tut mir leid Sir, dieses...«, sie schluckte kurz um wieder Herr ihrer Gefühle zu werden. Nicht dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde, aber es kostete ihr einiges an Selbstbeherrschung ab ruhig zu bleiben, »dieses Mal lief es nicht so gut dort draußen.«, antwortete sie leise und schaute beschämt zu Boden. Wieso schon wieder sie? Das konnte doch nicht sein! Jeder Mann hier schaffte es doch auch seine Leute beisammen zuhalten.

»Tja, Truppenführer Satō, das sehe ich. Langsam zweifle ich an meiner Entscheidung, Meindl zugestimmt zu haben.« Diese vorgespielte Enttäuschung in seiner Stimme machte es für sie nicht weniger anstrengend, sich zu erinnern, dass da grade ihr Vorgesetzter vor ihr saß und nicht ein dahergelaufener Frauenhasser. »Vielleicht habe ich mich ja auch in Ihnen geirrt.«

Der alte Mann hätte auch Schauspieler werden können, so wie der sich hier gibt. Sie hob ihren Blick und sah ihrem Gegenüber entschlossen in die Augen. Jetzt bloß nichts falsches sagen, »Nein, das haben Sie nicht, Sir. Ic-«

»Wollen Sie mir damit etwa unterstellen, dass ich nicht fähig bin vernünftige Entscheidungen zu treffen?«, fragte er missfällig und zog dabei seine linke Augenbraue hoch.

Der Typ hatte aber auch wieder einen Spaß daran, ihr die Worte im Mund zu verdrehen. »Nein, selbstverständlich nicht. Ich wollte nicht den Eindruck auf Sie machen, dass ich an Ihnen zweifle. Ich bitte vielmals um Verzeihung.« Ihre Nerven waren zum zerreißen gespannt, als sie sich zu erklären versuchte. Ein falsches Wort könnte das Ende ihrer Karriere bedeuten und sie wäre vermutlich dazu gezwungen, das Leben einer Magd oder Haushälterin zu führen. Aber das war nicht ihr Plan, auf gar keinen Fall. Dafür hatte sie nicht all das auf sich genommen.

»Herr Generalissimo, wenn ich auch mal was sagen dürfte, es ist nicht allein Satō's Schuld. Sie konnte nichts dafür, dass unsere Mission geschei-« Der gutgemeinte Versuch seine Kollegin in Schutz zu nehmen, wurde augenblicklich von dem älteren Mann beendet.

»Habe ich Sie darum gebeten sich dazu zu äußern Kutsch? Ich denke nicht. Also seien Sie auch gefälligst leise. Und was Sie angeht,«, er zeigte auf Akira, »muss ich mir noch überlegen, wie ich das handhaben werde. Und jetzt raus! Ich will heute keinen von Ihnen mehr hier sehen!«, schrie er mehr als wütend und deutete auf die Tür seines Büros. Vermutlich konnte das halbe Quartier diese wunderbare Unterhaltung mitverfolgen, was die Sache nochmal etwas unangenehmer machte.

»Verstanden Sir.«, gab Akira kleinlaut bei, ehe sie und ihr braunhaariger Freund sich in Bewegung setzten und den Raum verließen. Das alles war so entwürdigend für sie. Wenn sich jetzt auf der Stelle vor ihr der Boden aufgetan hätte, wäre sie ohne eine Sekunde zu zögern rein gesprungen. Aber vor der Tür des Büros wartete bereits ein Teil ihrer Einheit auf sie. Mit großen Augen sahen sie zu ihr, jedoch wagte es keiner auf dem Weg in den Innenhof auch nur einen Mucks von sich zu geben. Erst als alle draußen im Hof des Gebäudes standen, ergriff einer der neuen Rekruten das Wort. »Ähm, Truppenführerin Satō,«, stammelte er vorsichtig ehe er harsch von ihr unterbrochen wurde.

»Ich möchte nichts hören. Geht in eure Baracken und schreibt den Bericht für die letzten Tage. Schreibt jedes noch so kleine Detail, welches die Mission zum Scheitern gebracht hat, nieder und wagt es gar nicht erst, die Schuld auf andere zu schieben. Ich weiß genau wer was geleistet hat.«, mit einem strengen Blick sah sie zu ihrem Kollegen und fügte hinzu »Kutsch, Sie kommen mit mir. Der Rest, wegtreten!«

Der bemitleidenswerte Haufen an Neulinge und Soldaten löste sich rasch auf. Keiner wollte sich noch länger ihrem unterdrückten Ärger aussetzen oder sie gar zum explodieren bringen.

Das Hauptquartier der Eliteeinheit war in Wratmot, dem zweiten Bezirk der Inneren, untergebracht. Man hatte es recht nahe der Mauer platziert, um die Trainingsplätze und Unterbringungen der Soldaten auf der anderen Seite der Mauer zu haben. Die westlichen Distrikte waren aufgrund der toten und immer wieder bebenden Erde kaum bis gar nicht richtig besiedelt. Für die Ausbildung neuer Soldaten reichte es jedoch noch, weshalb man die Lager in die kargen Weiten verschob. Aber sie waren noch immer nah genug, um den Palast schnell erreichen zu können, wenn es die Situation erforderte.

behind the wallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt