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Erinnerung

Alles um mich herum war einfach nur dunkel, ängstlich presste ich mich an die alte Steinmauer. Ich konnte noch gerade vor unheimlichen Gestalten verstecken. 

Es war jetzt schon mehr als zwei Wochen her, dass ich vor meinem Stiefvater geflüchtet war. Ich fühlte mich einfach nur noch schwach und ausgelaugt. Mein Magen schmerzte. Ich hatte einfach so einen unglaublichen Hunger. Die Bauchschmerzen waren stechend und mein Magen zog sich immer wieder schmerzvoll zusammen. Kraftlos drückte ich mir meine Hand auf den Magen, in der Hoffnung der Schmerz würde unter den geringen Druck, welchen ich aufbringen konnte, nachlassen. 

Dem war aber leider nicht so. Zittrig richtete ich mich auf, schulterte meine Tasche und schlag meine Arme fest um mich. Meine Locken hingen mir vor Dreck und Fett überzogen im Gesicht. 

Niemand konnte mir helfen.

In der Schule hatte ich keine Freunde und meine Schwester hatte sich schon lange, aufgrund unseres Stiefvaters, von der Familie abgewandt. Ich wusste nicht wo sie wohnte. Das wollte sie nie sagen, aus Angst das er vorbeikommen könnte. Ich wusste das ich auch Großeltern hatte, nur habe ich sie nie wirklich, bis auf meine Oma mütterlicherseits, kennengelernt.

Langsam mit schweren Schritten schlurfte ich die Straße entlang. Die Dunkelheit umhüllte mich fast gänzlich. Das wenige Licht, welches von den Laternen ausstrahlte, erhellte die Straße soweit, dass ich wenigstens sehen konnte wohin mein nächster Schritt mich brachte. 

Meine Füße taten schon unglaublich weh, als ich endlich bei der Bäckerei ankam. Ich schlich um das alte Gebäude herum und blickte zur Hintertür. Und tatsächlich, wie vor zwei Tagen hing eine Tüte an der Klinke. Schnell schaute ich mich um, griff nach der Tüte und schaute hinein. Zwei Brötchen und ein Teilchen befanden sich in dieser. Mehr als nur glücklich hielt ich die Tüte fest, als würde mein Leben dranhängen und lief so schnell ich konnte dahin wo ich herkam. Vermutlich hatte Barbara mitbekommen das ich abgehauen war. Aus Angst, dass sie aber meine Eltern kontaktierte sobald ich zu ihr kam, hielt ich mich tagsüber von der Bäckerei fern.

Völlig außer Atem ließ ich mich nieder. Meine Lunge brannte und mein Hals schnürte sich zu. Mit zittrigen Händen griff ich in meine Tasche und holte eine Wasserflasche hervor. Langsam trank ich ein paar Schlucke, bis ich mich über den Inhalt der Tüte hermachte. 

Gesättigt und mehr als nur müde, platzierte ich die Tasche auf meinem Schoß und schloss meine Augen für ein paar Minuten. Aus den Minuten wurden allerdings Stunden. Als ich meine Augen wieder öffnete war es hell und die Sonne stand schon hoch am Himmel. 

In der Gasse, in welcher ich mich befand, konnte man von der Straße nicht wirklich sehen. Somit war ich vor neugierigen Blicken geschützt. Ich wusste, dass ich nicht ewig hier bleiben konnte. Aber was blieb mir anderes übrig? Ich wollte ganz sicher nicht mehr nach Hause. Und wo sollte ich anfangen Gemma zu suchen? 

Aus meiner Tasche holte ich eine Mütze hervor und zog sie mir über. Meine Haare versteckte ich darunter, stand auf und klopfte mir so gut es ging den Dreck und Staub von den Klamotten. In der Hoffnung etwas zu finden, was mir helfen konnte spazierte ich los. Ich hatte es in den vergangenen Tagen immer mal wieder getan und nach verschiedenen Dingen Ausschau gehalten. Nur leider hatte ich nichts gefunden. Diesmal ging ich nicht links aus der Gasse, sondern mal rechts herum. Vielleicht fand ich ja heute etwas.

Stunden später blieb ich vor einem großen Gebäude stehen und legte meinen Kopf in den Nacken,r um das ganze Gebäude betrachten zu können. Es war wirklich schön und sah wirklich alt aus. Dadurch das mein Körper gerade zur Ruhe kam merkte ich, wie erschöpft ich eigentlich war. 

Warum ich genau hier stehengeblieben bin erklärte sich leicht. Neben mir befand sich ein Stand wo ein paar Menschen Essen verteilten. Vielleicht bekam ich auch etwas? Hoffnungsvoll stellte ich mich ebenfalls an. Als ich an der Reihe war, schaute mich die Frau erschrocken an. 

Prison Love [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt