Trans* MtF - Wie ich lebe und mich verändere

Das "Outing" vor meinen Eltern...

An diesem Wochenende war ich bei meinem Vater. Es war das Wochenende, an dem wir eh schon darüber gesprochen hatten. Nur ohne meinen Namen dabei zu erwähnen.

Noch am Abend zuvor schwor ich mir, meinen Vater niemals einzuweihen. Er war sehr verletzend. Doch aus diesem Schwur wurde nichts. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, als Junge angesprochen zu werden. Also habe ich die nächste Gelegenheit genutzt, um ihm zu erzählen, was ich wirklich bin. Weder Junge, noch Mädchen.
Glücklicherweise hat er es akzeptiert. Mehr aber auch nicht. Er spricht mich weiterhin mit "Mein Sohn" und "er" an. Ich glaube, allzuviel kann man auch nicht erwarten. Enttäuschend ist es aber trotzdem. Er versprach mir, das nur seiner Frau - meiner Stiefmutter - zu erzählen. Nicht meinen zwei (bzw. drei, wenn man meine Stiefschwester mitzählt) Geschwistern zu erzählen. Ein Glück!

Bei meiner Mutter war es deutlich schwerer. Ich wohne mit ihr und meinen beiden kleinen Geschwistern in einem wirklich kleinen Reihenhaus. Zwar hat jede*r sein*ihr eigenes Zimmer, aber es ist sehr hellhörig. Um mir keine blöden Sprüche von meinen Geschwistern anhören zu müssen, habe ich einen kleinen Brief geschrieben, in dem ich erklärte, dass ich weder Mann, noch Frau bin, mit welchem Pronomen ich angesprochen werden möchte usw. Eigentlich dachte ich, es sei ein richtig guter Plan, ich habe den Brief auf den Esstisch gelegt, mit der Anschrift Für Mama, bitte nicht vorlesen.
Der Haken: Meine Mutter hat den Brief zwar gelesen, muss ihn aber nicht verstanden haben, oder ignoriert das, was ich geschrieben habe.

Ich bin also in den Augen meiner Eltern weiterhin ein Junge. Genauso wie bei meinen Geschwistern.
Das raubt natürlich nicht nur das restliche Selbstbewusstsein, das vorhanden war, nein, das war der Anfang vom Ende des Glücklichen Lasse. Täglich wurde das Gefühl, fehl am Platz zu sein größer und größer. Und die Dysphorie wuchs und wuchs. Aber das und die Konsequenzen haben ein eigenes Kapitel verdient.

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Das war es jetzt aber auch mit der Vergangenheit. Ab in die Gegenwart im nächsten Kapitel!