Das Problem mit Pronomen und Namen...

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Wenn ihr non-binary seid oder Freund*innen habt, die non-binary sind, dann kennt ihr das Problem. Im Deutschen gibt es keine Pronomen für uns. Klar, es gibt ich, du, wir, ihr, sie. Aber es existiert im Deutschen keine 3. Person Singular neutral.
Manche denken jetzt vielleicht "aber es gibt doch "es". Damit könnt ihr doch zufrieden sein", aber nein, es steht für Sachen. Im Deutschen gibt es nur Männlich (er), Weiblich (sie) und Sachen (es).

Wir müssen also kreativ werden. Ich zum Beispiel heiße Levy. Ein Name, der mit L anfängt. Das fand ich eine relativ schöne Lösung. Aber ich wäre sehr dankbar, wenn es früher oder später ein neutrales Pronomen im Deutschen gibt.
Manche nutzen das Englische They im Singular. Das ist auch eine schöne Variante! Aber manche finden das nicht so schön oder finden es komisch, Englische Wörter im Deutschen zu benutzen.
Die letzte Variante, die ich vorstelle ist sier. Eine Mischung aus sie und er. Das kann Universal angewendet werden, besonders wenn du nichts über den Menschen weißt oder das Geschlecht egal ist. Sier könnte sich sogar durchsetzen. Zusätzlich gibt es dann noch dier, das als Relativpronomen genutzt werden kann. Was fehlt ist ein Possessivpronomen. Also ihre bzw. seine. Da muss wieder was gefunden werden...

Ja, wir haben es tatsächlich schwer...In der Sprache, in der Gesellschaft und häufig auch beim Namen. Da das Kapitel jetzt sehr kurz wäre, kann ich ja auf Namen eingehen.

Die meisten Menschen bekommen einen oder mehrere Namen, die dem jeweiligen biologischen Geschlecht zugewiesen sind. In meinem Fall ist das Lasse gewesen. Viele Enbys fühlen sich aber nicht wohl mit dem Namen oder der Name triggert, weshalb sich viele Umbenennen lassen wollen. Das ist eigentlich mehr oder weniger genauso wie bei MtF/FtMs.

Der erste Schritt, wenn man den Namen ändern will, ist die Suche nach einem Namen, der passt. Da spielen verschiedenste Dinge mit ein. Für mich war wichtig, dass es ein schöner Name ist, dass er androgyn ist und - am wichtigsten für mich - dass er zu mir passt und ich mich angesprochen fühle.

Wenn ihr einen Namen gefunden habt, kommt ihr zu dem - finde ich - schwersten Teil: Eurem Umfeld davon wissen lassen.
Ich habe das so gemacht, dass ich fast allen schriftlich davon Erzählt habe. Zum Teil auch, weil es nicht anders ging...Es war 2020. Corona. Man konnte keine Freund*innen treffen. Ich hatte ausgesprochen positive Reaktionen - bisher. Seit dem "Outing" habe ich nur meine Familie gesehen. Nicht aber die wahren Arschlöcher dieses Planeten.
Bei meiner Familie habe ich das persönliche Gespräch gesucht. Das ist eigentlich auch die schönere Variante, aber man braucht Selbstbewusstsein. Viel Selbstbewusstsein sogar.

Wenn es diejenigen Menschen wissen, die vom neuen Namen wissen, kommt der eigentlich anstrengende Part der Änderung. Dabei ist viel Geduld gefragt. Aber auch Mitgefühl darf nicht fehlen. Die Rede ist von der Praxis. Es hilft ja nichts, wenn du einen neuen Namen hast, den aber niemand benutzt. Anfangs wirst du mit deinem Deadname angesprochen werden. Das ist ganz normal und solltest du keinem übel nehmen. Einfach sagen, dass ihr bitte nicht so genannt werden wollt. Wenn ihr mögt, nochmal den Grund dafür anbringen. Aber das ist nicht nötig. Nach einiger Zeit solltet ihr Versuchen, nicht mehr auf den alten Namen zu reagieren. Man braucht ja auch einen Grund, weshalb der nicht genutzt werden soll ;) Natürlich könnt ihr auch reagieren, wenn ihr mehrfach mit dem Deadname gerufen werdet, aber dann am Besten korrigieren. Ihr schafft das. Wir alle schaffen das!

Falls es euch interessiert, ich stecke gerade noch mitten im Prozess, den Menschen um mich herum die Namensänderung beizubringen.

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Lang geworden, das Kapitel xD
Ich will euch nochmal sagen, dass ihr tolle Menschen seid. Egal, welches Gender, egal, wen ihr liebt. Liebt euch selbst. Denn ihr seid das wichtigste <3

LG
Levy <33

Trans* MtF - Wie ich lebe und mich verändereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt