Kapitel 3

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Langsam fing ich an, mir einen Überblick über das Zimmer zu verschaffen.

Zu meiner rechten Seite befand sich ein Bett, das mit dunkelblauer Bettwäsche bedeckt ist und auch das Bett, welches gegenüber, also in der hinteren rechten Ecke, steht, hatte dunkelblaue Bettwäsche. Das dritte Bett steht in der hinteren linken Ecke. Jedes Bett gehörte zu einem Schreibtisch, der direkt daneben stand und auch ein kleiner Kleiderschrank war jeweils vorhanden. Ich fand es auf jeden Fall gut, dass jeder von uns etwas Privatsphäre hatte. 

Da ich davon ausging, das Bett auf der linken Seite wird nun mein Bett sein, da es nicht bezogen war, legte ich meinen Koffer darauf ab. Neben meinem Bett war eine Tür, hinter welcher ich das Badezimmer vermutete. Es hätte schlimmer kommen können, aber immerhin ist das hier eine Privatschule und da ist es auch das Mindeste, dass ich meinen eigenen Schrank habe. Doch dass das hier meine Traumschule werden würde, glaubte ich nicht. Ich hatte überhaupt keine Lust auf ein Internat. Niemals hätte ich gedacht, dass meine Elter mal so eine Art von Eltern werden, die ihr Kind auf ein Internat schicken, weil es sich nicht so benimmt, wie sie es gerne wünschten. 

Klar, ich hätte die Schule wechseln müssen, denn ich wurde offensichtlich von meiner alten Schule geschmissen. Die Held konnte wohl nicht Privates von Schulischem trennen. Aber in unserer Stadt gab es mehr als nur ein Gymnasium, da hätte ich schon etwas gefunden.

Bevor ich anfing meine Anziehsachen auszupacken, verschwand ich erst mal im Badezimmer. Ganz klassisch. Toilette, Waschbecken, Dusche und ein kleines Regal. Nichts Besonderes, trotzdem war ich froh, dass ich mir das Bad nur mit zwei anderen Mädchen teilen musste und nicht mit hundert. Oder zweihundert. Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, wie viele Schüler an dieser Schule waren, aber das spielte ja auch eigentlich keine große Rolle.

Nachdem ich endlich geduscht hatte fand ich einen kleinen Föhn in dem Regal. Meine blonden Haare gingen mir ungefähr bis zur Taille und ich war wirklich zufrieden damit, wie sie aussahen. Es dauerte nur immer ziemlich lange, bis sie trocken waren, aber mich störte dies nie. 

Als dann alles trocken war, zog ich mir einen grauen Jogginganzug an und verließ das Bad. 

"Hi", wurde ich direkt von einem kleinen Mädchen begrüßt. Sie musste mindestens zehn Zentimeter kleiner sein als ich, aber ich war ja auch relativ groß für ein Mädchen.

"Ich bin Blair, du musst Fiona sein", lächelte sie mich freundlich an. "Das da drüben ist meine Schwester Bonnie". Sie deutete mit ihrem Finger auf eine zierliche Person, die im Schneidersitz auf ihrem Bett saß. Meine Augen wurden nur ein kleines bisschen größer, trotzdem sagten sie gleichzeitig: "Zwilinge", woraufhin ich leicht lachen musste.

"Hi Fiona, schön dich kennenzulernen", sagte Bonnie schüchtern. "Wir freuen uns echt, mal etwas Gesellschaft zu bekommen", übernahm nun wieder Blair. "Wir verstehen uns super, keine Frage, aber wir sind froh, auch mal über was anderes als unsere Familie sprechen zu können. Wie kommt es, dass du erst jetzt auf unsere Schule gekommen bist?"

"Ich hatte einige Probleme an meiner alten Schule und meine Eltern dachten, es sei eine gute Idee, mich hierher zu schicken", fing ich ehrlich an. Ich wüsste nicht, wieso ich nicht einfach die Wahrheit sagen sollte. Die beiden sahen nicht wie Mädchen aus, die mich verurteilen würden.

"Cool", sagte Blair und ließ sich zu ihrer Schwester auf das vordere Bett fallen. Beide sahen mich an, als sei ich etwas Besonderes. "Woher kommst du? Du hast so einem mega coolen und freshen Akzent. Hier an der Schule leben zwar viele unterschiedliche Nationalitäten, aber deinen Akzent habe ich bisher noch nie gehört", sprach sie weiter.

Ich setzte mich ebenfalls aufs Bett, nur auf mein Eigenes, was schräg gegenüber stand. "Ich komme aus Deutchland. Hannover um genau zu sagen. Ein großer Teil meiner Familie wohnt aber hier in Schottland und daher hab ich schon früh angefangen, Englisch zu sprechen.Oder wohl eher Schottisch", lachte ich dann leise," Meine Englischlehrer haben sich immer aufgeregt, da sie mein Englisch kaum verstehen konnten" Oh Gott, willst du ihnen jetzt noch deine gesamte Lebensgeschichte erzählen plus der Farbe deiner Unterwäsche, oder was?  Innerlich stöhnte ich auf. Ich sollte echt nicht so schnell allen Menschen von mir erzählen. Das meiste ging sie ja nichts an. 

"My life, my love."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt