,,Du bewegst deinen Arsch jetzt da rüber und sprichst sie an. Ihr schaut euch quer durch den ganzen Raum an und es kann jeder, buchstäblich jeder, bemerken, dass ihr einander an die Wäsche wollt. Geh schon los. Ich gucke mir das nicht viel länger an."
,,Naja, sie hat bei mir übernachtet und sie kommt nach meiner Schicht wieder zu mir. Vielleicht kommen diese Blicke daher."
Pearl verschluckt sich an ihrem Schluck Wasser und beginnt lauthals zu husten. Schmunzelnd haue ich ihr leicht auf den Rücken. Das Mädchen umklammert den Rand der Arbeitsplatte und kommt dann doch langsam wieder zu Atem. Sie hat Tränen in den Augen und starrt mich nun, wieder ruhig geworden, fassungslos an.
,,Was?!"
,,Sie hat bei mir eben übernachtet. Sie war einfach da und dann ist sie eben geblieben."
Pearl schiebt mich hinter der Theke hervor. Was soll ich denn jetzt machen? Alle Gäste haben bereits ihr Getränk und gegebenenfalls auch ihr Essen und sie sehen alle mehr als sehr zufrieden aus. Fragend schaue ich zu der Asiatin. Ich will sie gerade fragen, was das soll, doch sie streckt mir eine Hand entgegen und stoppt mich damit.
,,Oh Nein, du fragst mich jetzt ganz sicher nicht, was du machen sollst. Da musst du schon selbst drauf kommen, mein Freund."
Noch immer ratlos, greife ich schulterzuckend meinen Putzlappen und gehe zu Nash herüber. Wenn Pearl es mir nicht sagen möchte, mache ich eben das, was ich möchte. Ich ziehe den Stuhl zurück, der Nash gegenüber steht und nehme darauf Platz. Sie lächelt mich warm an und nimmt nochmal einen Schluck aus ihrer Tasse.
,,Hey du. Du weißt, dass du auch einfach zu mir kommen könntest, dann sparst du dir das Geld, das du hier immer ausgibst. Ich hätte dich auch schon von zu Hause abgeholt und nicht vergessen."
,,Ich mag es hier aber sehr gerne und dein Kaffee schmeckt nicht. Hier ist er viel besser. Du kannst nur Tee und den weltbesten Kakao."
,,Sollte ich jetzt beleidigt sein?"
Gespielt empört fasse ich mir an meine Brust und blase meine Wangen auf. Nash beginnt lauthals zu lachen, sodass schon manche Gäste erstaunt oder sogar wütend in unsere Richtung blicken. Ich zucke grinsend mit den Schultern. Sollen die doch ruhig gucken, mir ist nur wichtig, dass Nash nochmal lacht. Ich liebe ihr Lachen und ihr Lächeln oder Grinsen. Sie legt eine Hand auf meine und streicht mit ihrem Daumen darüber. Meine Haut kribbelt und ich spüre wie ein dämliches Grinsen meine Lippen verzieht.
,,Es muss auch etwas geben, das du nicht kannst, sonst könnte dir niemand glauben, dass du ein Mensch sein sollst. Dazu würde ich dir niemals glauben, dass du etwas an mir gut findest."
,,Ich kann nichts finden, das ich nicht an dir mag."
Ich lächel sie warm an und dann scheint die Klingel fast auseinander zu fallen. Sie bimmelt in einem durch. Ich schaue über meine Schulter zur Tür und sehe, dass fast 20 Leute hereinströmen.
,,Ich glaube, dass ich weiter machen muss."
Nash nickt lächelnd und ich eile zu Pearl, damit wir uns abstimmen können, wer welchen Tisch übernimmt.
,,Siehst du, sie hat dir ihr schönstes Lächeln geschenkt. Hast du gut gemacht, oh Romeo."
Ich nicke zufrieden und überhöre den Romeo Kommentar bewusst. Es war nicht meine Glanzleistung im Theaterkurs diese Rolle zu übernehmen. Kurz hinter der Gruppe kommt Ruben herein und sofort verspannt sich mein Körper. Was will er wieder hier? Grauer Mantel, teurer Schal und schicke Schuhe zu elegant frisierten Haaren und drei Tage Bart. Er steuert direkt auf Nash zu und setzt sich dahin, wo bis vor wenigen Sekunden noch ich gesessen habe. Er ist der Dealer und das weiß ich auch, trotzdem werde ich je öfter ich zu ihnen schaue immer eifersüchtiger. Das Wissen, dass er Nash in der Hand hat und sie einfach küsst und wer weiß was noch, stachelt meine negativen Gefühle im Moment nur noch mehr an.
,,Jetzt gehst du da verdammt nochmal rüber und fragst, wer der ist. Er stört dich und so glücklich sieht sie auch nicht mehr aus."
Ruben und Nash verlassen das Café. Ich habe das Gefühl, dass sie mich hilfesuchend angeschaut hat. Was ist da denn los?
,,Ich gehe denen eben hinterher. Ich bin gleich wieder da."
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vollendung
Short Story,,Kennst du dieses Mädchen etwa?" ,,Nein, ich kenne sie nicht." ,,Komisch, so wie ihr einander anseht, könntet ihr einander das Herz gebrochen haben und nun seht ihr einander wieder und sehnt euch nach dem Anderen."