Kapitel 23

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Ich stellte das Motorrad vor dem Haus ab und zog meine Kapuze tief ins Gesicht. Die Uhr auf meinem Handy schlug gerade auf 16:45 Uhr um, eine Kirchturmglocke in der Nähe läutete pünktlich. Es war ungewohnt ruhig um mich herum. Ich ging zur Haustüre, suchte Emilys Namen und drückte die Klingel. Nach kurzer Stille ertönte ein Brummen und ich drückte die Türe auf. "Cat, nimm den Aufzug nach ganz oben." Ertönte ihre Stimme durch die Sprechanlage, allerdings antwortete ich nicht mehr drauf, sondern tat, wie sie mir gesagt hatte.

"Emily.." ich lief in ihre Arme, als die Türen den Aufzugs aufgingen.
"Cat, um Gottes willen, wie siehst du denn aus? Was ist denn mit dir passiert?" Sie sah an mir herab, ehe sie den Flur links und rechts prüfte, bevor sie mich in die Wohnung zerrte.
"Es tut mir so leid, dass ich dich so überfalle, glaub mir, aber ich hab Stress. So komisch es klingt, doch das Blut auf meiner Kleidung ist ein gelöstes Problem."
Sie nahm mir meine Jacke ab und zog an meinem Top. "Alles ausziehen. Ich will nichts hören. Ein gelöstes Problem ist nur ein gelöstes Problem, wenn es keine Beweise gibt." Sie verschwand kurz, während ich mich im Flur bis auf meine Unterwäsche auszog. Erleichtert atmete ich aus. Sogleich kam Emily mit einem Stapel Kleidung wieder. Sie drückte sie mit in die Hand, dann tippte sie auf meine Brust. "Und was ist das?" Instinktiv drehte ich mich zum Spiegel vor mir und bemerkte, das Hatis Mal immernoch wie frisch eingebrannt aussah. Resigniert sah ich sie nur an. "Ein ander Mal erkläre ich dir alles, ja? Ich will grade einfach etwas anderes erzählen. Ich hab ein paar echt miese Tage hinter mir. Ich hab Steve mit jemand anderem knutschen sehen." Während ich ihr alles erzählte und mich zeitgleich wieder bekleidete, hörte sie mir zu und packte meine Sachen alle in eine Stofftasche. "Krass und das nachdem er dich heiraten wolltet.." sagte sie,als wir uns auf das Sofa gesetzt hatten und die Beweise im Kamin vernichteten.
Ich nickte, doch wurde stutzig. Skeptisch sah ich sie an. Sie erwiderte meinen Blick. "Was?"
"Wir haben uns ewig nicht gesehen, sicherlich 2 Monate." Sie sah mich wehleidig an. "Nicht meine Schuld, ich habe eine schlechte Note für unser Projekt bekommen, weil du plötzlich wie vom Erdboden verschluckt warst."
Ich stand langsam auf und wich ein paar Schritte zurück. "Woher weisst du dann das mit dem Heiratsantrag?" Sie blickte betroffen zur Seite, doch ich starrte sie nur weiter an. "Mit wem arbeitest du zusammen?" Panisch suchte ich nach Fluchtmöglichkeiten, doch sie stand nur auf und grinste. "Tja, Jungs, ich habs versaut, tut mir echt leid."
Ich drehte mich um und dachte, mich trifft der Schlag.
"Ihr wollt mich doch verarschen.." Loki, Steve und Tony standen vor mir.
Ich sah zu Emily. "Was läuft hier?" Fragte ich verärgert.
"Setz dich doch wieder, sie haben dich gesucht.."
An Hinsetzen war gar nicht zu denken! "Was an "besonders niemanden von den Avengers zu informieren" war so schwierig zu verstehen?! Und was machst du hier, Loki!?"
"Loreena.." begann Emily und meine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Woher kennst du diesen Namen? Kann jetzt mal einer reden?!" Ich war ausser mir.
Alle schwiegen, als Loki sich langsam auf mich zu bewegte. " Du kennst Emily. Sie ist deine Studienfreundin. Und sie hat auf dich aufgepasst, sie hat.." er zögerte zuerst und sah sie an. " Und ich hab sie kurz vor .. dem Zwischenfall in New York kennengelernt. Sie hat mir Informationen über deine Lage zukommen lassen, als ich keine Möglichkeit hatte, irgendetwas über dich in Erfahrung zu bringen."
Ich hörte zwar seine Worte, aber ich konnte sie nicht verarbeiten.
Loki trat einen weiteren Schritt auf mich zu, sein Blick fesselte meinen.
"Was hat das zu bedeuten?" Fragte ich mit brüchiger Stimme.
"Tja, also.. Mr. Roger, Mr. Stark, ich hab Hunger, habt ihr Hunger? Ich kenn da einen super Laden, wir sollten dort Essen für uns alle holen." Emily stampfte an mir vorbei, ihr Blick war fest an den Boden gefesselt. Sie begab sich zur Tür. "Kommt ihr?" Fragte sie, während sie in ihre Sneaker schlüpfte und ihre Handtasche nahm. " Ich zahl auch.."
Steve und Tony sahen sich unschlüssig an, ehe sie ihr zur Türe folgten und alle 3 schliesslich verschwanden.
Ich setzte mich auf den Boden, es war grade zu schwer zum Stehen und noch schwerer zu begreifen. Loki ging vor mir in die Hocke und legte eine Hand auf mein Knie. "Ich wusste, du würdest dich clever verhalten, wenn sie dich schnappen, doch du warst hier sicher. Sicher vor Thanos und sicher vor Ares.
Emily wusste von mir, wo sie dich findet und wer du bist. Sie war mein paar Augen hier."
Ich blickte zu ihm auf. "Was hat mein Vater hiermit zu tun?" Loki atmete schwer aus, als ob er es bereute, ihn erwähnt zu haben. Er ergriff meine Hand und setzte sich neben mich auf den Boden. Ich merkte, dass er nach Worten suchte, sich zu erklären.
"Loki, bitte.. keine Spielchen mehr. Ich habs satt was weisst du alles?"
"Also gut. Ich habe das alles davor nicht gewusst, ich schwöre es dir bei meinem Leben. Hätte ich es gewusst, so wäre ich in Asgard geblieben.. hätte ich gewusst, das er dich will..." Er atmete nochmal durch. "Es gibt einen Grund, weshalb du nie deinen Platz als Thronerbin einnehmen konntest, immer im Schatten deiner Schwester standest. Du bist nicht das Kind deines Vaters. Deine Mutter hatte früher hin und wieder Verhältnisse, denn Ares war oft und viel auf Kriegstour. Man munkelt, es gab einmal einen Unbekannten, er soll ein Nachfahre des Agamotogewesen sein, als dein Vater die Erweiterung seines Königreiches vorantrieb. Kurz darauf kam er zurück und die Affäre endete, denn sie war schwanger. Nach deiner Geburt waren die beiden überglücklich, doch die Gerüchte ereilten auch den König früher oder später. So wurde er immer mißtrauischer, denn seiner Blutlinie waren wenig Mädchen entsprungen.." Er machte kurz Halt.
Ich wartete ab, ob mich irgendwelche Emotionen verspätet einholten, doch nichts. Das klang alles so logisch. "Und aus dieser Affäre wurde ich geboren, als Göttin über Zeit und Raum.. ja natürlich. Deswegen konnte ich die Zeit kontrollieren.." murmelte ich in mich hinein. "Was meinst du?" Fragte er neugierig und ich erzählte ihm, was am heutigen Tag vorgefallen war.
Loki schien kurz zu überlegen. "Deswegen waren die Raumschiffe plötzlich weg. Ihre Mission war gescheitert, ohne, dass Skalli sich mit Hati verbinden konnte.."
Lamgsam spürte ich das Blut in meinen Beinen wieder und wagte den Versuch, aufzustehen und mich zum Fenster zu bewegen. Mit dem Rücken zu Loki ließ ich meinen Blick über die Stadt schweifen.
Ich hörte, wie er ebenfalls aufstand und sich hinter mir positionierte.
Ares war also nicht mein Vater. Er hat sich auch nie wirklich bemüht, weshalb es mich jetzt nicht wirklich überraschte.
"Weiter." Wies ich Loki an.
"Nun.. als dein Vater deine Mutter zur Rede stellte, gab sie es zu.. und um zu verhindern, das so etwas jemals wieder passierte, um seiner Wut luft zu machen und um sie zu strafen, statuierte er ein Exempel an ihr. Er ließ sie mitten in der Nacht in die tiefsten Kerker des Schlosses verschleppen und ohne Betäubung den Uterus herausschneiden. Als der Rest des Universum von der Gräultat erfuhr, versuchte Frigga, deine Mutter und dich nach Asgard zu schleusen, was den Krieg zwischen Ophengard und Asgard auslöste. Das Blutbad konnte nur besiegelt werden, weil deine Mutter mit dir wieder zurückgegangen ist, doch Odin hatte sämtlichen Respekt vor dem gefürchteten Ares verloren. Ares hat geschworen, euch zu verschonen, wenn nie wieder darüber ein Wort verloren werden würde und so war es geschehen. Als die Dunkelelfen dann ein paar Jahre später eure Welt zusammen mit den Wölfen angriff, so verweigerte Odin die militärische Unterstützung. So musste Ares Hati in dir versiegeln und tausende seiner Krieger opfern.
Jahrzehnte des Friedens brachen an, doch die Information, das ein Nachfahre Agamotos das menschliche Gefäß für einen gottähnlichen Wolfsgeist hergibt, verbreitete sich schnell in den Universen und Galaxien und erreichte so auch Thanos."
Ich drehte mich zu Loki um und sah ihn entsetzt an.
"Er ist hinter mir her? Warum?"
Loki blickte sah mir in die Augen und zog mich zu sich. "Ich weiss es nicht. Doch ich wusste, dass er dich sucht. Schon damals. Und das war Grund genug für mich, dich hier zu lassen, in Sicherheit."
Ich ließ ihn gewähren und legte zögerlich meine Hände auf seine Brust. "Du warst also immer da?" Ich konnte ihm grade nicht in die Augen schauen, doch spürte, das er nickte. "Immer." Ich schloss meine Augen und stieß ihn weg. "Ich kann nicht.." Ich drehte mich um. "Du hast mich so oft angelogen. Wie kann ich dir vertrauen?"
Er hielt mich am Ellenbogen fest und drehte mich wieder in seine Arme. "Ich habe dich nie angelogen. Ich habe dir nicht alles erzählt, weil ich dich beschützen wollte."
"Beschützen, beschützen, immer höre ich nur, ich muss beschützt werden..." wütend stampfte ich auf und wollte mich frei machen, doch er ließ das nicht zu. "Es war ein Fehler." Er legte seine Hand auf meine Wange und zwang mich, ihm in die Augen zu gucken.
Allein der Blick in seine Augen verschlugen mir den Atem, sie waren so voller Ehrlichkeit. "Du bist stärker als alles, was ich je gesehen habe. Nicht nur körperlich. Du hast ein starkes Herz."
Sein Gesicht war Zentimeter von meinem Gesicht entfernt.
"Du bist gütig, stark und schön. Du löst etwas aus in Lebewesen, nicht nur in mir, sieh dir unseren Captain an.. es macht uns.. Machtlos.. Es hat mich fast kaputt gemacht, als Emily mir erzählte, dass du mit ihm angebändelt hast. Doch ich konnte es verstehen. " Er wich ein Stück zurück, um mich besser mustern zu können, behielt mich aber in seinem Arm. Ich schwieg betroffen und sah zu Boden. Loki grinste, doch er konnte seine Unsicherheit nicht vor mir verstecken." Ich genieße die Momente, in denen du schweigst, doch dies ist jetzt ein Moment, indem ich lieber hätte, dass du was sagst."
Mein Blick haftete weiterhin am Boden. Mein Kopf war in diesem Moment so leergefegt, es war mir nicht möglich, auch nur einen vernünftigen Satz zu bilden geschweige denn Wörter.
"Du musst natürlich nicht drauf antworten, wenn.." begann er, doch ich unterbrach ihn. "Nein. Gott nein, so ist es nicht. Ich.. ich habe nur nie gedacht, dass du so fühlen würdest. Die letzten 3 Jahre habe ich oft überlegt, wie ich es dir zurückzahlen hätte können. Und jetzt stehst du vor mir, erklärst dich und ich stehe da wie ein Narr." Ich befreite mich aus seiner Umarmung und setzte mich auf das Sofa.

Loki:
Sie setzte sich und ich blickte auf sie herab. Ich konnte bei ihr einfach selten nachvollziehen, was in ihrem Kopf vor sich geht. Als sie zu mir auf sah, musterte ich ihr Gesicht. Sie hatte dunkle Ränder unter den Augen, nicht überraschend in Anbetracht dessen, was vorgefallen ist. Doch es waren ihre blauen Augen, die mich bannten. Sie strahlten so tiefblau wie die See.
Dann stand sie wieder auf und trat vor mich, ohne den Blick abzuwenden.
"Meine Gefühle.. sie haben nichts eingebüßt. Ich habe versucht, sie tief zu vergraben, mit dem Hass und verletzten Stolz zu beerdigen. Etwas Neues anfangen. Dabei hätte ich wissen sollen, das man dem nicht entgehen kann." Sie lachte kurz auf und fuhr fort. "Ich habe es sofort gespürt. Bei unserer ersten Begegnung. Bei dem ersten Mal, als ich in deine Augen sah. Ich habe es gesehen."
Ein weiteres Mal wagte ich es, meine Hände auf ihre Hüften zu legen und spürte, wie sie ihre auf meine Brust legte. "Was hast du gesehen?" Fragte ich flüsternd, ohne ihren Blick zu unterbrechen. Mein Herz schlug so stark, dass sie es wohl an ihrer Hand spürte, doch es war mir egal.
Doch anstatt mir zu antworten, überbrückte sie die letzten Zentimeter und küsste mich. Sie zog mich näher zu sich runter, schlang ihre Arme fest um meinen Hals, und mein Herz explodierte. Wie aus der Starre befreit, legte ich beide Arme fest um sie, um sie noch näher bei mir zu haben. Nie war ich glücklicher als in diesem Moment. Ich spürte ihren Herzschlag, beruhigt, das dieser mindestens so schnell war wie meiner. Ich löste mich von ihr, legte meine Stirn an ihre und lächelte. So lange habe ich darauf gewartet.

...'cause I can't stop loving you (Wieder Aufgenommen Stand 05.05.2020)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt