Dear Satori Tendo... {UshiTen} (pausiert)

Kapitel 1

pov: Tendo

Lieber Satori Tendo,

so fangen alle meine Briefe an. Briefe an mich selbst. Ja. Die soll ich schreiben, um mich besser selbst zu verstehen und meine Gefühle raus zu lassen. Zumindest sagt das mein Therapeut. Ich tue dies jetzt schon den ganzen Sommer über, seit die Sommerferien begonnen haben. Am Anfang noch regelmäßiger, nach und nach immer weniger. Da ich diese Briefe an meinen Therapeuten senden muss, merkte er das natürlich und mit ihm meine Mum. Sie ermutigt mich jetzt jeden Tag doch mehr Briefe zu schreiben. Es ist nicht so das ich es hasse diese Briefe zu schreiben, aber sie bewirken irgendwie genau das Gegenteil. Ich schreibe etwas, dann schweife ich aus und verirre mich in Ecken meines Gehirns, in die ich nie gelangen wollte.

Das wird heute ein fantastischer Tag -
und ich verrate dir auch, warum.

Das, oder sowas ähnliches, schreibe ich meißt danach, damit es ein bisschen positiv klingt. Daran glauben tue ich zwar nie, aber das ist ja eigentlich auch egal. Es geht ja um die Einstellung, oder? Naja, viel weiter kam ich heute auch nicht, denn meine Mum betrat gerade meinen Raum.
"Guten Morgen. Ich wollte nur schauen, ob du schon wach bist. Was tust du da denn?"
"Morgen. Ich schreibe gerade einen Brief."
Ihr Gesicht erhellte sich ein wenig und sie schien sich darüber zu freuen.
"Das ist doch super! Diese Briefe sind wichtig, Schatz! Sie helfen dir, dein Selbstvertrauen zu stärken. Besonders heute."
Heute. Heute war der erste Schultag in meinem zweiten Jahr an der Shiratorisawa Oberschule. Ein neues Jahr in dem mich niemand bemerken würde und ich einfach nur ein Niemand war.
"Ich schreib ihn noch zu Ende und dann komm ich zum Essen" sagte ich und lächelte sie an.
Sie lächelte zurück, nickte und ging wieder nach unten.

Als ich in der Schule ankam, war ich nicht sicher, ob alles gleich oder alles anders war als letztes Jahr. Es gab noch die selben Freundesgruppen, die selben Streber, die selben Lehrer.
Aber es gab neue Paare, neue Trends und neue Schüler. Ich mochte das nicht. Aber eine Sache blieb immer gleich. Meine Liebe zum Volleyball. Am liebsten würde ich direkt in die Volleyballhalle gehen und ein paar Aufschläge machen, aber erstmal ist natürlich Unterricht. Ich gehe also ins Gebäude, öffne kurz meinen Spind, hole das nötigste heraus und mache mich dann auf den Weg zu meinem Klassenraum.