Alexander wälzte sich unruhig in seinem Bett umher. Die dunklen Brokatvorhänge waren bereits zugezogen. Eine einzige Kerze, auf seinem Nachttisch erhellte das Zimmer. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, die er sich unwirsch aus dem Gesicht strich. Morgen war ein bedeutsamer Tag für ihn. Sein Vater, König Robert gab ein großes Fest zu dem alle illustren Persönlichkeiten des Reiches, die eine wichtige Bedeutung inne hatten, geladen wurden. Alexander wusste, dass sein Vater plante ihn günstig zu vermählen und stöhnte innerlich auf bei dem Gedanken, welche menschlichen Schreckschrauben sich seiner annehmen sollten. Er war angewidert von den meisten freundschaftlichen Kontakten seines Vaters. Sie waren Menschenverachtend und behandelten Minderheiten wie Dreck unter ihren Schuhsohlen. Er wusste, dass er für seinen Vater keinerlei emotionalen Wert innehatte und dieser alles tun würde um einen politischen Vorteil zu gewinnen. Ob Alexander darunter leiden würde, war ihm in jeder Hinsicht egal. Wichig waren ihm Macht und Ansehen. Wütende Tränen stahlen sich in seine Augen, die er verzweifelt versuchte wegzuwischen. Sein Atem beschleunigte sich und er begann unkontrolliert zu zittern. Irgendwann driftete er in einen unruhigen Dämmerschlaf und begann zu träumen.
" Nein bitte nicht, lasst mich los, ich tue es nie wieder. Ihr irrt euch, ich habe ihn doch nur angesehen."
" Du wagst es mich zu belügen? Deinen eigenen Vater? Glaubst du nicht ich habe nicht gemerkt was für eine Abnormalität ich großgezogen habe? Meinst du nicht, dass ich deine widerlichen lüsternen Blicke nicht gesehen habe, den du den Stallburschen zugeworfen hast? Du bist eine Schande und ich wünschte du wärest nie geboren. Das wird das letzte Mal sein, dass der Stallbursche dich in diese Situation bringt."
Ein blonder, gut gebauter Bursche wurde an Ketten hineingezerrt. Alexanders Blick fiel voller Schrecken auf ihn. Nichts war von der einstigen Schönheit erkennbar. Seine Augen waren blutverkrustet und so zugeschwollen, dass man den einstigen blauen Schimmer darin nicht mehr erkennen konnte, sein Rücken übersäht von blauen Flecken und aufgeplatzen Wunden, verursacht durch kräftige Peitschenhiebe.
"Bitte Vater, verschont ihn, ihr könnt mit mir machen was ihr wollt, aber lasst ihn in Ruhe."
"Keine Sorge mein Sohn, dich haben wir nicht vergessen. Wir werden deine Männergelüste schon aus deinen Kopf bekommen. " Starke, unnachgiebige Arme griffen nach Alexander und rissen ihn mit sich.
Alexander erwachte in dieser Nacht wie in so vielen Schweißgebadet und mit einem spitzen Schrei. Um ihn herum war Dunkelheit. Seine Hände zitterten und sein Atem ging stoßweise. Mit geschlossenen Augen starrte er zur Decke. In dieser Nacht würde er sicherlich nicht mehr in den Schlaf finden. Er musste versuchen sich zu beruhigen, seine Atmung zu kontrollieren und nicht in diese kalte Panik zu verfallen, die schon so oft mit eisigen Klauen nach ihm gegriffen hatte. Alexander Lightwood war taub. Sein ganzes Gefühlswesen verborgen in einem eisigen Nebel. Er fühlte seit langer Zeit nichts mehr außer gähnender Leere. Außer seinen Geschwistern und seinem besten Feund Jace Herondale, bedeutete ihm kein Mensch mehr etwas, er hatte sich geschworen niemanden mehr an sich heran zu lassen. Liebe, etwas was er nur aus Büchern kannte und deren Wahrhaftigkeit und Wahrheit er teilweise nur anzweifeln konnte. Gab es das, Menschen die sich mit einem Blick ansahen und spürten es ist etwas Großes? Alexander konnte es sich nicht vorstellen. Er hatte damit abgeschlossen zu hoffen und auch Träumereien gestattete er sich nicht. Er war die Marionette seines Vaters und seinen Launen ausgesetzt. Er würde alles tun um dessen Zorn so gut wie möglich von sich fernzuhalten.
Magnus Bane war gelangweilt. Nichts traf seine momentane Gefühlsbescheibung besser als dieses simple kleine Wort. Keine magischen Herausforderungen, keinerlei menschliche Kontakte die es lohnten Interesse zu heucheln und keinerlei Sex der es verdiente in Erinnerung behalten zu werden. Er fühlte sich vollkommen ausgehöhlt. Er exestierte seit mehreren hunderten von Jahren. Die Zeit hatte ihre Bedeutung verloren, wenn man unsterblich war. Er war der mächtigste Unterweltler und selbst Robert Lightwood, König von Idris zollte ihn widerwillligen Respekt. Jedoch war es ihm nicht vergönnt zu Fühlen. Seit seiner letzten Enttäuschung, die seine naive Liebe zu Camille ihn beschert hatte, hatte er sein Herz abgeschottet und vor jedem Schmerz bewahrt. Der Nachteil an diesem Selbstschutz war, dass er nun umgeben war von Trostlosigkeit. Sein hoffnungsloses romatisches Wesen schlummerte noch immer in seinem Inneren und auch wenn er es sich nicht eingestand, so glaubte und hoffte er doch, auf die eine wahrhaftige Liebe.
Ein ohrenbetäubendes Krachen erlöste Magnus aus seinen grüblerischen Gedanken. Seine zauberhafte Freundin Catarina Loss stand inmitten von Magnus Gemächern und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. Ihre Haare zerzaust, ihre Stirn in tiefe Sorgenfalten gelegt stand sie nun vor ihm. Magnus ließ seinen Blick schweifen und erkannte, dass seine Gläser, Kristallleuchter und Vasen zerstört waren. Auf dem Boden tropfte das Wasser. Die Blumenerangements lagen zerwühlt auf den Boden. Besorgt blickte er zu seiner Freundin.
"Catarina, was bedrückt dich so sehr, dass du mit deinem Portal die halbe Inneneinrichtung zerstörst?"
"Magnus es ist einfach schrecklich. Ich war heute bei Hof eingeladen und bekam zufällig ein Gespräch von König Robert mit. Robert will seinen Sohn Alexander verheiraten. Clary ist die Auserwählte, Valentines Tochter. Wenn Valentine an die Macht kommt und im Hintergrund die Fäden zieht, weiß ich nicht was mit Prinz Alexander passiert. Was aus unserem Land wird. Robert allein ist ja schon schlimm, aber wenn Valentine Morgenstern Teil " Catarina hatte eine Schwäche für Prinz Alexander. Sie war ihm oft im Schloß begegnet, wenn sie für den König wichtige Aufträge erfüllen musste. Sein sanftmütiges Wesen und seine liebevolle Art als Kind hatten sie von seinen gutmütigen Charakter überzeugt. Oft hatten sie zusammen gelacht und heimlich Freundschaft geschlossen. Denn Freundschaft zu einem Unterweltler, einem niederen Wesen war einem Thronerben strengstens untersagt. Lange Zeit hatte sie ihn nicht mehr gesehen, bis zu jenem schicksalhaften Tag als Alexander mehr tot als lebendig zu ihr gebracht wurde, weil sie die fähigste Heilerin des Landes war. Robert hatte ihr befohlen ihn zu heilen und drohte ihr mit dem Tod, sollte ihr dies misslingen. Catarina Loss war wutschnaubend an ihm vorbeistolziert und zu den zitternden, blutenden Jungen geeilt. Der Anblick war etwas, was ihr für immer im Gedächtnis bleiben würde, denn er zeigte ihr, was für ein Mann Robert Lightwood war. Skrupellos, kaltherzig und brutal. Er schreckte nicht einmal davor zurück, seinen eigenen Sohn so zuzurichten.
"Wenn Valentine und Robert zu einer Einigung finden, dann will ich nicht mehr Teil dieses Landes sein. Magnus, du musst eingreifen, wir müssen gemeinsam zu den Feierlichkeiten. Du musst Prinz Alexander...."
" Catarina beruhige dich. Ich verstehe deine Besorgnis. Warum sollte ich mich in Roberts Belange einmischen und seinen Zorn auf mich ziehen? Du weißt sehr wohl, dass er bei einer Rebellion meinerseits berechtigt ist mich auspeitschen zu lassen. Auch würden alle Magier darunter leiden. Momentan sind wir geduldet und Robert lässt uns in Ruhe, das werde ich nicht aufs Spiel setzen."
"Ich habe dich bisher eigentlich nicht für einen Feigling gehalten, außerdem ist es mir wichtig wegen Prinz Alexander. Wir waren einst Freunde. Magnus, tu es für mich. Ich habe hier eine Einladung von König Robert in der er dich bittet zu den Feierlichkeiten zu erscheinen. Wie ich dich kenne, hättest du dir sicherlich eine logisch klingende, höfliche Absage einfallen lassen. Bitte Magnus, gehe hin, schau dir den Prinzen an und entscheide danach wie du dich in dieser Sache verhältst." Catarina hielt ihn bittend eine amtlich aussehende, versiegelte Schriftrolle hin, die Magnus seufzend entgegennahm. er begann zu lesen:
Hoch wohl geborener Herr Bane,
hiermit erlaube ich mir sie zu unserem alljährlichen Ball in Allicante einzuladen, der dazu dient unsere Bekanntschaft zu vertiefen. Ich benötige Ihrerseits magische Unterstützung. Ein Nein wird von meiner Seite nicht akzeptiert.
Hochachtungsvoll
Robert Lightwood, Herrscher von Allicante
Magnus schnaubte wutentbrannt. Was wollte Robert machen, ihn packen und ins Schloss ziehen? Magnus hasste Allicante und er begab sich nur selten in diesen Teil des Landes. Er bewohnte lieber die Schattenwelt, in dieser konte er frei sein, sich keine Zwänge auferlegen lassen. Missmutig seufzte er. " Gut, Catarina wir gehen zu diesem Ball, allerdings nur, weil du mich darum gebeten hast. Lass deine Puppen tanzen Robert Lightwood, wir werden der Puppenspieler sein, der im Hintergrund die Fäden zieht" Mit diesen Worten ergriff Magnus Bane die Schriftrolle, setze mit Hilfe von Magie seine Initialien darunter und sendete seine Antwort als Feuernachricht.
DU LIEST GERADE
Licht und Schatten
FanfictionAlexander ist der Prinz von Allicante und der begehrteste Junggeselle der Schattenwelt. Ein dunkles Geheimnis umgibt ihn und er hat starke Mauern um sein Innerstes erichtet. Eines Tages lernt er den Magier Magnus Bane kennen und seine Welt wird auf...