Kapitel 1

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Einsam.

Das ist wohl genau das richtige Wort um meine derzeitige Situation zu beschreiben. Ich habe mich noch nie einsamer gefühlt wie heute.

Und warum?

Heute ist Heiligabend. Weihnachten. Das Fest der Liebe.

Es ist Tradition dieses Fest mit den Personen zu verbringen, die man liebt. Die einen was bedeuten. Wie gerne ich das tun würde.

Ihr fragt euch jetzt bestimmt: Wie die hat niemanden? Hat sie denn keine Familie? Freunde?

Natürlich habe ich die. Aber das ist alles ein wenig kompliziert.

Meine Eltern sind seit ca. 10 Monaten tot. Ein schlimmer Autounfall, verursacht von einem Geisterfahrer. Sie sind noch auf dem Weg ins Krankenhaus an den Verletzungen gestorben.

Geschwister? Ich habe eine Schwester ja. Nur leider macht diese grade ein Auslandssemester in den USA.

Freunde? Meine beste Freundin, Nadia. Gott, wie ich sie liebe. Sie weiß alles über mich, so wie ich alles über sie weiß. Seit der Grundschule unzertrennlich. Bis vor zwei Monaten. Der Vater verdient gut. Sehr gut. Musste dafür aber oft reisen. Seine Frau, so wie seine Tochter litten sehr darunter, das sah man ihnen an. Ihm wurde ein Job angeboten, bei dem er nicht mehr reisen musste und genauso gut verdiente.

Klingt toll, nicht?

Ist es auch. Der einzige Haken: Dieser Job war un Neuseeland.

Und da die Familie ihn nicht alleine dort wohnen lassen wollte, zogen sie allesamt ans andere Ende der Welt.

Ich freute mich für Nadia, jetzt wo sie ihren Vater endlich regelmäßig sehen konnte. Aber doch war ich tief traurig. Ich würde sie so schnell nicht wiedersehen, das stand fest.

Der Abschied fiel uns beiden so unfassbar schwer, aber letztendlich flogen sie dann vor zwei Monaten. Und ich war seitdem allein.

Ich saß meistens zu Hause vor dem Fernseher und sah mir irgendeinen Müll an.
Aber heute will ich das nicht. Also dusche ich, ziehe mich an, nehme mit meinen Rucksack mit allen wichtigen Dingen und verlasse das Haus.

Gut, dass ich kein Plan habe, wo ich hingehen soll. Köln ist aber auch eine große Stadt und so lange wohne ich hier auch noch nicht.

Wie spät ist es überhaupt? Ich gucke kurz auf mein Handy. 14:30 Uhr. Noch relativ früh. Ich laufe einfach ein wenig durch Köln. Währenddessen höre ich ein wenig Musik.

Mittlerweile war es schon fünf Uhr und mein Rücken tat langsam weh. Also setzte ich mich auf eine Bank in der Nähe von der Hauptstraße.

Eins kann ich euch sagen. Es ist nicht schön Weihnachten alleine verbringen zu müssen. Ich hatte Nadia vor ein paar Monaten schon ihr Geschenk gekauft, aber ich hatte vergessen es ihr am Tag der Abreise zu geben. Und um es ihr zu schicken war ich ehrlich gesagt zu faul.

Ich hatte es glaube ich noch im Rucksack. Ich öffne ihn und tatsächlich. Die Left Boy CD.

Nadia vergöttert Left Boy. Das tut sie schon lange. Damals sah ich die CD im Handel und musste sofort an sie denken.

Ich packe sie wieder weg und wollte grade ein anderes Lied einschalten, als sich jemand neben mich setzte.

Lonely ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt