Kapitel 1

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"Ja Mama, ich werd' schon nichts vergessen.", rufe ich genervt und schließe die Haustür hinter mir. Ich biege nach links ab und mache mich auf Weg zum nahegelegenen Supermarkt, in Gedanken die Einkaufsliste die ich auf keinen Fall aufschreiben wollte. 

Schau in die Packung Eier bevor du sie kaufst, nicht, dass eins zerbrochen ist, so wie letztens. Höre ich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Jedes Mal behandelt sie mich als ist die Welt wegen mir untergegangen. Ich habe lediglich vergessen in die Packung zu schauen, und muss es mir noch Wochen danach anhören. Ich rolle meine Augen, da ich es nicht neben ihr tun kann, und es längst überfällig ist. Ich gehe um die Ecke und sehe bereits den Eingang. Da es Samstag Abend ist, ist der Parkplatz überfüllt, was schließen lässt, dass der Laden genau so aussieht. 

Ich lege alles in einen Einkaufskorb und stelle mich an die Kasse. Um die Wartezeit zu überbrücken schaue ich auf mein Handy und überprüfe die Uhrzeit. 

"Heute noch", höre ich eine genervte Stimme von drängen und schaue hoch während ich mein Handy in meiner Hosentasche verstaue. Ich sehe, dass die Kassiererin auf mich wartet. Der Gedanke, dass die Aussage von ihr kam regt mich noch mehr auf, als ich ohnehin schon war und ich lasse die Teile auf das Kassenband fallen während ich ihr einen genervten Blick schenke. Sie soll verdammt noch mal ihren Job machen und sich nicht aufführen als ist das der Laden ihres Vaters und Kunden dumm anmachen.

"12 Euro 78 Cent", sagt sie und hält ihre Hand auf. Ich werfe einen Blick in meinen Geldbeutel und gebe ihr extra den 50 Euro Schein statt den 20 Euro die mir meine Mutter gegeben hat. 

"Haben sie's nich klein?", fragt sie und schielt in meinen Geldbeutel. "Nein", antworte ich schnippisch. 

"8 Cent vielleicht?", sie schaut erwartungsvoll.

Wieder verneine ich und warte darauf, dass sie mir endlich mein Rückgeld gibt. 

"37,22", sagt sie und reicht mir das Geld. 

"Schönen Tag noch.", wünsche ich ihr und lächle sie an während ich die Tüte in die ich die Sachen getan hatte nehme. 

Ich verlasse das Geschäft und überlege die Abkürung hinter dem Gebäude zu nehmen, um mir unterwegs Zigaretten zu kaufen. Gerade als ich um die Ecke gehe knalle ich an eine harte Brust und spüre wie mir mein Geldbeutel aus der Hand fällt. Gerade als ich mir jede erdenkliche Beleidigung einfallen lasse sehe ich wie er einen Schritt zurück geht. Ich schaue ihm ins Gesicht. Es ist gebräunt. Seine hellgrünen Augen stechen zwischen den schwarzen Haaren und dem schwarzen Bart hervor und ich bilde mir ein, dass sie leuchten. 

"Pass doch auf.", sagt er und ich schaue auf die vollen, pinken Lippen. 

"Sagt der jenige der mit 100km/h um die Kurve kommt ohne zu schauen.", meine ich genervt und stütze meine nun freie Hand auf meine Hüfte. 

Er schaut mich erwartungsvoll an.

"Was?", frage ich meine Hand in die Luft werfend. Heute nervt mich einfach jeder. Ich schätze es ist vom Nikotinentzug. Er zeigt mit seiner Zigarette, die ich bis jetzt garnicht bemerkt hatte, auf meinen Geldbeutel. Ich rolle mit den Augen und bücke mich um ihn aufzuheben, als er das selbe tut. Er bekommt ihn vor mir zu fassen und reicht ihn mir, während er mir lange in die Augen sieht. Ich reiße ihn förmlich aus seiner Hand und gehe an ihm vorbei. Wenn er ihn aufheben wollte, wieso zeigt er dann auf ihn?

Du wirst ihn nie wieder sehen. Sagt mir meine innere Stimme und ich stimme ihr zu. Nachdem ich 5€ für den Lugenkrebs an dem ich vermutlich sterben werde, ausgegeben habe, laufe ich zurück nach Hause und stelle den Einkauf in der Küche ab. Gerade als ich meine Zimmertür öffne, höre ich jemanden klopfen und renne die Treppen runter in Hoffnung, es ist meine beste Freundin. Meine Vermutung bestätigt sich und ich falle ihr um den Hals. Es kommt nicht oft vor, dass sie zu mir nach Hause darf, deshalb freut es mich umso mehr, wenn sie hier ist. Sie kommt rein und zieht ihre Schuhe aus während ich in die offene Küche laufe. "Hast du Hunger?", frage ich und öffne den Kühlschrank.
Sie nickt und setzt sich auf einen Barhocker an der Kücheninsel.
"Nudelauflauf?", schlage ich vor.
"Boa das wärs jetzt.", sagt sie wahrend sie auf ihrem Handy tippt.

Ich schiebe den Auflauf in den Ofen und wir decken gemeinsam den Tisch. Nachdem wir gegessen haben liegen wir auf meinem Bett und machen das selbe wie immer. 

"Wann müssen wir los?", fragt Aaliyah und ich hebe meinen Kopf von meinem Handy um nachzudenken. 

"Emin meinte wir sollten so um 21 Uhr da sein, also lass uns in 15 Minuten los.", jetzt gerade ist 20:14 Uhr. 

"Okay, dann lass uns anziehen.", schlägt sie vor und steht auf. Ich ziehe eine dunkelblaue Highwaist-Jeans mit einem schlichten schwarzen Crop-Top an. Ich mag es nicht besonders, mich elegant anzuziehen, ich will die Rebellin in mir rauslassen. Mein Spiegelbild beeindruckt mich nicht wirklich, also nehme ich ein Rot-Schwarz kariertes Hemd und binde es mir um die Taille. 

"Ohh Partnerlook", meint Liyah und deutet auf das Hemd das sie an hat. Dazu trägt sie eine normale skinnyjeans. Ich vervollständige mein Outfit mit schwarzen Vans und ziehe meine Lederjacke an, als wir das Haus verlassen. Dafür, dass es Februar ist, ist es angenehm warm und wir können zu Fuß zu Emins Haus laufen. Emin ist ein guter Freund aus meiner Jahrgangsstufe, und der einzige der die selben Interessen teilt, wie ich. Mich interessiert mein Abitur jetzt noch nicht, ich will meine Jugend genießen. Diese Zeit kommt nie wieder, und ich will nicht das Gefühl haben, sie nicht genutzt zu haben. Punkt 21 Uhr stehen wir vor der großen Haustür des noch größeren Hauses. Ich betätige die Klingel und schaue zu Liyah die ihre Haare richtet. Ich vermute, sie steht auf Emin, bin mir jedoch nicht sicher, da sie nie über ihn redet. Der große braunhaarige Emin steht wie immer ganz in schwarz gekleidet vor uns und bittet uns ins Haus. Die laute Musik kommt uns entgegen und es laufen schon einige angetrunken durch die Gegend. Da ich mich bereits hier auskenne, durch die vielen Hauspartys die Emin schmeißt, laufe ich geradewegs ins zweite Wohnzimmer. Hier sind alle unsere "Freunde". Besser gesagt, die Menschen mit denen wir zum Großteil unsere Zeit verbringen. Wir begrüßen alle und Liyah stellt sich vor. Ich merke jedoch, dass sie sich unwohl fühlt, da sie keinen kennt und schlage ihr vor etwas zu trinken zu holen. Die Getränke befinden sich in der offenen Küche, die mit dem Wohnzimmer verbunden ist, welches als Tanzfläche genutzt wird. Zwei Idioten haben sich bereits auf den Couchtisch gestellt und tanzen darauf, ohne zu wissen, dass Emin sie köpft, wenn er das sieht. 

"Was willst du trinken?", frage ich und nehme mir eine Dose Redbull aus dem gefüllten Kühlschrank. 

"Redbull.", sagt sie und nimmt die Dose die ich ihr reiche. "Ich habe das Gefühl die Leute mögen mich nicht."

"Scheiß auf die. Sie sind nicht relevant.", versuche ich ihr zu erklären während wir uns auf die Treppen in der Eingangshalle setzen. 

"Mir ist langweilig, und die Jungs sehen aus wie mein Fuß.", lacht Aaliyah. Ich stimme ihr zu.

"Die Nacht ist noch jung, vielleicht kommt noch jemand coo-", die sich öffnende Eingangstür, nein die Person, die den Raum betritt, bringt mich dazu zu stoppen.

Alles oder nichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt