-3-

124 1 0
                                    

Als ich wieder einen halbwegs klaren Gedanken in meinen Kopf bekomme, greife ich den Rand des Kondoms und ziehe mich vorsichtig aus ihr zurück. All meinen Fantasien zum Trotz ist das Gummi intakt geblieben. Ist auch besser so. Ich ziehe es ab und mache einen Knoten ins Ende. 

„Möchtest du noch was trinken?"

Brinis Stimme lässt mich hochschrecken. Scheiße, bin ich jetzt echt weggedämmert? Sie rollt sich elegant über die Bettkante und wirft sich ein Shirt über. 

„Ich muss kurz ins Bad. Ich bring' dir gerne was aus der Küche mit. Kaffee vielleicht?"

Mist, ist das jetzt eine Anspielung, weil ich gerade fast weggeratzt wäre?

„Wenn du einen mittrinkst? Ich will schließlich nicht solo in Runde zwei starten. Oder Runde drei?" 

Wie zählt man das, die Orgasmen oder den Koitus? Egal, soll sie meine Aussage ruhig mal so auslegen, dass ich gleich noch zwei weitere Runden plane. Mein Penis schafft das locker. Ich darf nur nicht vorher einschlafen. Also definitiv Kaffee, ja. 

Sie beugt sich zu mir und küsst mich gründlich. „Aber sicher doch! Also zwei Kaffee, alles klar."

Beschwingt verlässt sie den Raum und schließt die Tür hinter sich. Seufzend lasse ich mich in die Kissen zurück sinken und kneife mich. Einerseits, damit ich auch wirklich nicht versehentlich einschlafe, andererseits um zu realisieren, dass das alles hier gerade echt so passiert ist. Jetzt ist es offiziell, ich habe mein Erstes Mal hinter mir. Wie viele Menschen haben das Glück, dies mit ihrem absoluten Traumpartner erleben zu dürfen? Ich fühle mich so großartig, dass ich gerade die ganze Welt umarmen könnte! Obwohl, nein, eigentlich reicht Brini mir völlig. Wird dieses kreisrunde Dauergrinsen jemals wieder aus meinem Gesicht verschwinden?

„Hier, halt mal kurz." 

Sie drückt mir zwei Kaffeebecher in die Hand und wirft eine Packung Salzkracker und sich selbst aufs Bett. Stimmt, Kaffee und Salz, für sie gehört das zusammen. Manchmal streut sie die Salzkörner sogar direkt in ihre Kaffeetasse wie andere den Zucker. 

„Der Rechte ist deiner. Mit Milch und einem halben Löffel Zucker, oder trinkst du den inzwischen anders?"

Ich strahle sie an, weil sie auch nach einem halben Jahr noch weiß, wie ich meinen Kaffee am liebsten mag. Obwohl, wir haben unzählige Tassen davon zusammen getrunken. Max war da als Tee-Fan von Anfang an außen vor. Kaffee war Brinis und mein Ding. Wie so vieles Andere auch. Hoffentlich sieht sie das jetzt endlich mal, auch morgen früh noch. Aber daran will ich im Moment eigentlich noch gar nicht denken. 

Vorsichtig küsse ich sie. Eine Herausforderung, ohne dass der Becher dabei in Schräglage gerät. 

„Hey, Vorsicht, das Bett brauchen wir gleich noch", mahnt sie und hat dabei diesen entrückten, süßen Gesichtsausdruck, dass ich sie jetzt erst recht noch mal küssen muss. Unser Kuss endet in einem Grinsen und um ein Haar hätte ich tatsächlich meinen Kaffee verschüttet, aber das würde ich natürlich nicht zugeben.

„Typisch Julian, warum sag ich überhaupt noch was?" Rasch stellt sie ihren Becher auf dem Nachttisch ab.

„Ich liebe halt das Risiko, da kann man nichts machen, das weißt du doch." 

Siegessicher funkele ich sie an. ‚Vor allem weiß ich, dass du auf meine Provokationen stehst, baby!' Diese Weisheit behalte ich aber lieber für mich. Scheiße, echt, ich bin schon wieder geil. Oder immer noch, wahrscheinlich. 

Sie reißt die Kekspackung auf und hält sie mir hin. Ich schüttele den Kopf. Salz und Kaffee für mich nur nacheinander, nicht gleichzeitig. 

„Ich verschwinde lieber auch mal kurz ins Bad." Besser jetzt pissen, bevor er gleich wieder richtig steht. Und das wird er, eher früher als später. „Ich beeile mich. Nicht ohne mich weitermachen, ist das klar?"

Ohne Plan verführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt