Die vielen Menschen eilen an mir vorbei und ich lasse mich in langsamen schritten mit ihnen ziehen. Allmählich löst sich die kleine Menschentraube um mich herum auf und ich entdecke das Schild mit meinem Namen in den Händen einer jungen Frau.
>> Valentine Wild <<
Leicht verdrehe ich nur kurz meine Augen und gehe mit schweren Schritten auf sie zu. Dabei ärgere ich mich über dieses Schild und den gut lesbaren Namen. Am liebsten würde ich es aus ihrer Hand reißen und ihr den Rücken zu wenden. Den nächsten Flieger nehmen und vergessen, warum ich hier bin. Nur leider habe ich keine andere Wahl.
Ich stoße die Luft aus meinen Lungen mit einem kleinen Seufzer hinaus und marschiere zu ihr. Gereizt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und deute auf das nervige Schild in ihren Händen. Ein breites Lächeln ist auf ihren Lippen zu sehen. Normal würde ich mich freuen, über so einen freundlichen Gesichtsausdruck. Nur sind inzwischen diese Zeiten in mir erloschen. Also versuche ich es nicht einmal, zu einem quälenden Lächeln und starre sie desinteressiert an.
„Valentine Wild! Ich bin Alexis. Dein Onkel schickt mich. Ich bin seine P.A."
Ihre freundliche Stimme gelangt zu meinem Ohr und es regt sich nichts in mir. Außer Wut und Hass. Während ich die Person vor mir weiter mustere. Ihre roten langen Haare. Akkurat zu einem ordentlichen Zopf geflochten. Die wenigen Sommersprossen in ihrem Gesicht. Leichtes Make-up und ihr Businessoutfit, lassen sie perfekt auftreten. Es erinnert mich an Jemanden. In mir kocht der Zorn auf ein neues hoch und ich verdränge den Gedanken, bevor sich noch ein altes Bild in meinem Kopf ausbreitet.
„Val!", knurre ich wütend hervor.
Sie reicht mir ihre Hand, doch mir ist nicht danach, die ihre zu schütteln. Eigentlich ist mir nach gar nichts. Lieber würde ich wieder in den Flieger steigen und zurück nach Australien fliegen. Zu meiner Schwester. Kurz flackern die Bilder in meinem Kopf auf, wie ich gegen meinen Willen sie verlasse und die Schuldgefühle nagen wieder stärker in mir.
Nein! Da willst du auch nicht sein!
Erklingt die Stimme meines Gewissens und ich gebe ihr recht. Es gibt keinen Ort auf dieser verdammten Welt, wo ich noch sein möchte. Weder hier, noch nirgendwo!
„Willkommen in Miami! Valentine! Komm, ich bringe dich erst mal zu deinem neuen Zuhause!"
Wieso klingt diese Frau noch immer so überaus freundlich? Hat sie was genommen?
Egal! Ich hasse sie jetzt schon! Wie jeden anderen auch! Besonders diesen Gott verdammten Namen! Mein Name Valentine Wild, mein offizieller Todestag 1. Juli! Der Tag in dem, auch in mir alles gestorben ist!
„Valentine ist Tod! Val!", zische ich sie wütend an und erkenne kurz, ihr überraschtes Gesicht.
Nickend dreht sie sich um. Nachdem sie endlich das Schild sinken lässt, geht sie voraus. Ich stoße ein genervtes Seufzen heraus und folge ihr. Schweigend verlassen wir den Airport und sie führt mich zu einem roten Porsche 911 Speedster. Woher ich solch ein Fahrzeug erkenne, will ich mich besser nicht erinnern. Da der Anblick alleine schon mein innerstes Brodeln lässt. Also hoffe ich, sie meint den alten klapprigen Kombi, direkt neben den Sportwagen. Leider muss ich kurz darauf beobachten, wie Alexis in den Porsche einsteigt.
Zu früh gefreut! Das Leben straft mich weiter!
Widerwillig lasse ich mich in den roten Ledersitz fallen, welche die roten Haare von Alexis farblich unterstreichen. >> Irgendwie passend zu der Frau und ihrem Outfit! << rolle ich bei dem Gedanken mit meinen Augen. Während sich langsam das Verdeck nach hinten klappt, starre ich hinauf in den blauen Himmel. Der bekannte Großstadtlärm drängt sich an meine Ohren. Ich atme kurz den unverkennbaren Geruch ein. Rümpfe leicht meine Nase von den Abgasen und erwische dabei die kleine salzige Brise. Welche mich wehmütig an Zuhause erinnert. Indessen setzt sich der Wagen in Bewegung und ich beobachte weiter den Himmel, wo nur selten eine kleine Wolke auftaucht. Was mich doch an meine alte Heimat erinnert.
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Valentine
General Fiction~ Überall fliegen Glassplitter herum. Schreie ... Panische und wilde Schreie, während sich brennende schmerzen an meinem Körper ausbreiten ... ~ Ich öffne meine Augen und alles ist vorbei. Tränen rinnen meine Wangen hinunter und ich realisiere, wo i...