Kapitel 3: Amelie/Henry - Kuchen und Werwölfe

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Verschwitzt lag Amelie in ihrem Bett. Sie wusste nicht warum, aber sie konnte sich an jedes einzelne Detail erinnern, das sie Traum gesehen hat. Doch sie wusste nicht, was es zu bedeuten hatte, vielleicht bedeutete es aber auch gar nichts. Es war wahrscheinlich nur ein Traum, ein Traum basierend auf das Trauma, das sie durchlebt hatte. Wieso sollte denn auch ein Wolf sprechen können, dass wäre komplett verrückt.《Fast so verrückt wie, dass die Wölfe dich verschont haben?》Darauf wusste Amelie keine Antwort. Aber vielleicht hatte sie sich ja alles nur eingebildet oder die Wölfe waren eigentlich Hunde, das würde es erklären.

Amelie erinnerte sich an den gestrigen Tag. Der Junge von Mutter erzählte ,Henry, vielleicht hätte er etwas gesehen, vielleicht weiß er mehr als sie. Sie beschloss sich mit diesem Henry zu treffen. Schaden konnte es nicht, das schlimmste was passieren könnte ist, dass sie keine Antworten bekommt. Antworten die sie auch jetzt nicht hatte. Die Frage war nur wie. Wie konnte sie mit ihm in Kontakt treten und wie sollte sie ihn dazu bekommen ihr zu antworten? Wie sollte sie das alles anstellen ohne dass sie zu viel Aufmerksamkeit erlangte. Denn eins wusste Amelie und sie hatte das Gefühl, dass es das einzig klare an  ganzen Geschichte war, erregte sie zu viel Aufmerksamkeit, dann wäre sie innerhalb von Sekunden in der Klapse. In Kontakt mit den Jungen treten, das war noch machbar, laut den Worten ihrer Mutter würde es sogar sehr einfach sein. aber was dann? Sobald sie sich treffen würden, würde sie sich bedanken und dann wurde Henry wahrscheinlich weggehen , warum sollte er auch bleiben? Also brauchte sie irgendeine Hinhaltetaktik, damit sie länger reden, um irgendwann ganz unauffällig zu fragen , ob er wisse was passiert war. Ja , das müsste klappen . Dann würde sie wissen was passiert war. Sie wusste selber nicht warum sie so besessen von den Unfall war, doch irgendwas in ihr sagte, dass es etwas mehr ist als eine Halunization, etwas mehr als streunende Hunde , etwas mehr als die Grenzen ihre Verstandes begreifen könnten. Und der Traum an den sie immer wieder dachte half auch nicht dabei. Der Entschluss stand fest, sie würde alles für eine Antwort geben.

Amelie stand vor einem alten Café und blickte die Straße hinab. Hier wollte sie sich mit Henry treffen, auf jeden Fall sagte er das, als sie ihn anrief mit der Nummer die ihre Mutter ihr gegeben hatte. Sie kam vorsichtshalber ein paar Minuten früher, was leider zur Folge hatte, dass sie alleine vor dem Eingang stand und Passanten sie komisch ansahen. Amelie wollte sich gerade abwenden und ins Lokal zu gehen, als sie ein Geräusch hinter sich hörte.《Wieder auf den Beinen?》 fragte eine belustigte Stimme. Sie drehte sich um und vor ich stand ein Junge, der Junge der sie gerettet hatte. Seine blauen Augen mussten sich amüsiert.《Ja. Danke.》 sagte Amelie knapp. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er wirklich kam und dass er dann doch hier war überraschte sie.《Ich hatte einen Platten.》meinte er und deutete auf ein rotes Fahrrad an einer Laterne.《Deswegen bin ich zu spät gekommen.》 Amelie sah auf ihre Uhr und bemerkte, dass er schon zehn Minuten zu spät war, komischerweise war es ihr egal.《Schon okay, ich bin Amelie.》 sagte sie und reichte den Jungen ihre Hand《Henry!》Sagte der Junge darauf und drücke ihre Hand.《Ich weiß.》

Seit 10 Minuten saßen sie nun schon im Café und reden über banales Zeug. Das Wetter, Fußball oder den Kuchen den sie aßen. Es kam immer eine bedruckte Stille, nachdem einer zu Ende geredet hatte und Amelie beschloss ihr Thema anzusprechen. Als Henry aufhörte zu reden, sagte sie schnell 《Sag mal. Weißt du was passiert ist?... Als ich ohnmächtig geworden bin.》 füge sie hinzu, als sie in verwirrte Augen blickte. Sein Blick verdüsterte sich beiden Worten und er versteifte sich unmerklich. Also wusste er etwas.《Ich ging die Straße entlang,》 Fing er an zu erzählen, obwohl es mehr einen Murmeln glich als Worten《Da habe ich Hunde in eine Gasse gehen sehen, ich fand es war ungewöhnlich, also bin ich ihnen gefolgt. Sie rannten, deswegen kam ich erst nach ihnen an. Als ich dort war sah ich zuerst die Hunde ... Wölfe》korrigierte er sich《Dann dich, wie du verschreckt an die Wand standest und dann...》er schluckte nervös und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. 《...und dann sah ich, wie einer der Wölfe einen anderen tötete. Dann wandte sich der Wolf zu dir um und ich wollte Hilfe holen doch dann ging er weg und blickte in meine Richtung. Ich dachte sie hätten mich bemerkt und auch wenn ich wusste dass es nichts bringen würde versteckte ich mich hinter einer da Mülltonnen. Doch die Wölfe gingen einfach weiter und würdigten mich keines Blickes, bis auf einer. Er blickte mich direkt mit seinem leuchtend grünen Augen an und ich könnte schwören dass ich Intelligenz in dem Blick sah. Nicht die eines Hundes, die eines Menschen. Ich weiß das klingt verrückt, aber ich schwöre dir, ich bin es nicht!》 in seinem Blick lag ein Flehen ihn zu glauben, ein Flehen ihn nicht für verrückt zu halten. Amelie sah den Schmerz darüber, es niemanden erzählen zu können. Sie sah sich selbst und seinen Augen. Also sagte sie mit ihrer beruhigsten Stimme《Ich glaube dir! Das ist auch ein Teil meiner Erinnerung, erzähl weiter!》Bei den Worten leuchten seine Augen und sie sah das Glück, die Freude und die Hoffnung in ihnen. Er begannn weiterzuerzählen.《Nachdem ich einige Sekunden gewartet habe um sicherzugehen, dass die Wölfe weg sind, habe ich mich nach dir umgesehen und bemerkt, dass du bewusstlos bist. Also bin ich schnell zu dir hin gelaufen und habe mit der Nummer auf deinem Rucksack Hilfe gerufen. Das ist die ganze Geschichte.》Langes Schweigen trat ein. Irgendwann sagte Amelie《Also entweder sind wir total verrückt oder Werwölfe existieren wirklich.》 Henry zuckte bei dem Wort Werwolf zusammen, doch irgendwann lachte er.《Geht denn nicht Beides?》Mit dem Satz war der Bann gebrochen und sie saßen noch lange dort und scherzten über Werwölfe. Nach einer Weile musste Henry los, doch sie versprachen sich, das zu wiederholen.

Henry war dumm  gewesen und leichtsinnig. Mit der Cousine seines Anführers so zu lachen, Werwölfe zu verspotten und ihr so viel zu erzählen, das war gefährlich. Doch er konnte nicht anders. Als er gesehen hat, wie sie geduldig auf ihn gewartet hatte , einen Fremden und das obwohl er zu spät kam , das würde nicht jeder tun. Etwas in ihm empfand den Drang sie zu beschützen, vor allem und jeden. So ein wundervolles Mädchen sollte sich nicht einfach alleine einer neuen Welt stellen , das konnte er doch nicht verlangen.

Der Plan wäre gewesen sie zu kidnappen und dann seinen Freund, seinen Anführer zu geben , der ihr dann alles schnell erklärte und einsperren lassen würde. Das hätte sie nicht verdient. Also beschloss Henry sich eine Geschichte auszudenken, um sie für sich zu gewinnen, sodass sie einen sanften Einstieg mit einem Freund bekam und nicht so wie er in die Welt hinein geschleudert wird, ohne eigenen Willen. Es wird für ihn Ärger bedeuten, Ungehorsam wird nicht geduldet, doch das war ihm egal. Es war das der richtige Weg, das wird auch sein Anführer einsehen, auch wenn er noch so grausam sein kann, für seine Cousine und besten Freund sollte er doch eine Außnahme machen, auf jeden Fall hoffe er das. Henry wusste auch, dass Amelie wütend auf ihn sein wird und so sehr in die Vorstellungen auch schmerzte, würde er nie einen Freund im Stich lassen, niemals. Damit war er manchmal ein Außenseiter, weil die anderen auf ein Befehl hin handelten, er jedoch aus Pflichtgefühl und Loyalität. Aber auch das war ihm egal. Er würde alles für seine Freunde tun.

Als Kind lebte Henry auf der Straße. Er überlebte nur knapp und musste sich täglich mit Leuten rumschlagen, die ihn rumschubsen. Irgendwann wusste er nicht mehr weiter und hat sich gewehrt. Doch das sahen die Wachen des Königs gar nicht gern, er war Dreck er durfte sich nicht wehren. Sie nahmen ihn fest und stellten ihn an den Pranger. Er wäre in der Hitze auf dem Marktplatz fast umgekommen. Doch dann kam Ben, er hat ihn das Leben gerettet. Ben hatte ihn nicht wie Dreck behandelt und dafür schuldete Henry ihm ewige Treue. Seitdem sind Freund alles für ihn. 

Amelie war so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Sie hatte endlich richtige Freunde. Eigentlich war es nur einer nicht mehrere, aber davon sollte sich ihre Freude nicht dämmen. Sie hatte schon seit dem Kindergarten keine richtige Freunde mehr. Sie verstand  sich mit jedem, aber nicht jeder mit ihr. Es lag nicht an ihren Karakter oder ihren Fähigkeiten, nein, es war wegen Geld und Einfluss. Sie konnte  einfach nie mitreden, wenn Leute ihre neuesten  Markenklamotten anpriesen. Es war nicht so, dass Amelie die Kinder beneidete mit ihrem Geld, dafür hatten sie eine grausige Persönlichkeit. Nein, was sie ärgerte war die Tatsache, dass sie trotzdem beliebt waren. Sie mobbten die Leute, waren meistens strohdumm und hatten kein bisschen Respekt, trotzdem wurden sie gefeiert wie Helden. In welcher Welt lebt sie, dass so etwas gefeiert wird. Aber heute wollte Amelie sich nicht damit belasten, denn heute war sie glücklich. Wer hätte gedacht, dass Henry so ein guter Zuhörer und Erzähler zugleich sein konnte. Ihr Handy piepte, eine Nachricht von Henry.《Bist du schon zu Hause?》《Nein!》 schrieb sie mit einen Augen rollenden Emoji zurück. Henry war ja nett, aber das war übertrieben. Es piepte wieder《Pass auf, dass du kein Hund zu nahe kommst, er konnte dich angucken.》las Amelie und sie schickte schnell ein 《Hahaha.》 mit ein paar Emojis hinterher und machte dann ihr Handy aus.

Amelie freut sich schon auf den nächsten Tag. Es hat sich herrausgestellt, dass Henry erst vor kurzem hergezogen ist und ab morgen in ihre Schule geht und noch besser ihre Klasse. Sie konnte all die Zufälle nicht fassen. Erst ist ihr Leben langweilig und einsam, dann wird sie angegriffen und alles wendet sich zum Guten. Die Ironie dahinter war nicht zu fassen. Aber Amelie wollte nicht nörgeln, also ging sie fröhlich summend nach Hause.

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